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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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aber auch nicht mit ihm, da er immer das Gefühl hatte, von ihm ausgehorcht zu werden.
    »Was Konkretes?«
    »Nicht zu konkret, mehr eine Spur vielleicht … aber jetzt genießen wir erst einmal den Markt, gell?«
    »Freilich, Kluftinger, freilich!«
    Stolz ließ Hösch den Blick über »sein Wohnzimmer« schweifen, wie er den Marktplatz immer nannte. Für einen kurzen Moment glaubte Kluftinger, mit seiner Ablenkungstaktik den richtigen Knopf gedrückt zu haben.
    »Nachdem ich die Sache mit den Sagen in der Zeitung gelesen hab, hab ich mich ein bisschen schlau gemacht. Stell’ dir vor – man sagt, an der Kapelle Richtung Krugzell soll es früher Pudelerscheinungen gegeben haben. Wusstest du das?«
    Kluftinger traute sich nicht, dem Bürgermeister direkt zu sagen, dass er diese vergleichsweise unspektakuläre Geschichte bereits mehrmals gehört hatte.
    »Ein Pudel?«, fragte er daher zaghaft, wofür er sich sogleich selbst verfluchte, denn nun erzählte Hösch nicht nur in epischer Breite die Geschichte vom Kapellenpudel, sondern auch alle anderen unheimlichen Begegnungen mit Schweinen, Pferden und sonstigem Getier, über die er gelesen hatte. Während der ganzen Zeit ruhte Kluftingers Blick auf dem noch immer auf dem Pflaster liegenden Kartoffelsack, den er zu gern aufgehoben hätte, um endlich die Sackkarre zurückgeben zu können.
    »Und? Könnte dir das möglicherweise weiterhelfen?«, wollte Hösch am Ende seines Vortrags wissen.
    »Bitte?«
    »Könnte dich das weiterbringen im Fall?«
    »Möglicherweise … doch … bestimmt.« Wieder brachte Kluftinger es nicht fertig, dem Bürgermeister die Wahrheit zu sagen. Ungern gestand er sich ein, dass er einer Generation angehörte, die vor Amtsträgern noch beachtlichen Respekt hatte.
    Erfüllt vom Stolz über Kluftingers Reaktion und den Massenansturm, den »seine Gemeinde« heute wieder erlebte, packte Hösch den Sack nun allein und hievte ihn auf den Karren. Die anerkennenden Blicke der vorbeischlendernden Altusrieder und Höschs freundliches Kopfnicken führten dem Kommissar eindrucksvoll vor Augen, wie der Bürgermeister selbst aus derart beiläufigen Aktionen noch Pluspunkte für die in Kürze anstehende Wahl herausholte.
    Dass sein Trachtenanzug bei dieser Aktion staubig geworden war, schien Dieter Hösch gar nicht zu bemerken. Er streckte Kluftinger die Hand zum Abschied hin.
    »Du Dieter, dein Bauch … «, setzte Kluftinger an.
    Der Bürgermeister schaute reichlich irritiert, rang sich dann aber ein Lächeln ab: »Ja – war auch schon einmal weniger, gell – so geht es eben!«
    »Nein, wegen dem Sack!«
    Hösch wurde rot und wusste nicht, was er antworten sollte.
    »Ich meine, du hast dich mit dem Sack schmutzig gemacht – am Bauch.«
    Sichtlich erleichtert wischte sich der Bürgermeister fahrig über sein Sakko und verabschiedete sich schnell.
    ***
    Kluftinger saß ganz hinten auf dem Podest, das für das Standkonzert aufgebaut worden war, und wartete darauf, dass es endlich losging. Wenigstens musste er die schwere Trommel heute nicht tragen wie sonst bei den Umzügen – sie stand auf einem Gestell vor ihm.
    »Du, Klufti! Hast du neulich verdeckt ermittelt auf deinen Milchkannen? Oder habt ihr wieder einen Wasserschaden gehabt?«
    Paul, der erste Posaunist, hatte sich zu ihm umgedreht. Er hatte keine Ahnung, woher er das mit dem Wasserschaden wusste. In einem Dorf war einfach nichts geheim zu halten.
    »Nein, die Erika hat mich rausgeworfen, weil ich immer so schlechte Witze gemacht hab!«, raunzte der Kommissar zurück.
    Paul zog erschrocken den Kopf ein: »Entschuldigung! Man wird ja noch fragen dürfen, oder?«
    »Ja, ja! Isch scho recht. Ich hab’s halt auch stressig in letzter Zeit.«
    Endlich erschien der Dirigent auf dem Podest und das Standkonzert konnte beginnen. Heute war es ausnahmsweise einmal eine Wohltat für Kluftinger. So hatte er wenigstens für die nächste halbe Stunde seine Ruhe.
    Als er zwischen dem Defiliermarsch und »Allgäu mein, wie schön bist du« seine Frau im Publikum erblickte, stellte er mit Befremden fest, dass ihr Blick voller Stolz war.
    ***
    »Einen Zwetschgendatschi und einen Kaffee für mich, Erika.«
    »Nach so einer musikalischen Leistung muss man sich natürlich stärken, nicht wahr?«, trällerte Dr. Langhammer. »Für mich eine Joghurtschnitte und einen Rooibuschtee, Annegret!«
    Kluftinger blieb mit dem Doktor allein auf einer Bierbank vor dem Rathaus zurück.
    »Und? Was gefunden auf dem

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