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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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Herr Hartmann. Wir sind nur etwas überrascht. Wir wollten eigentlich gar nicht zu Ihnen … «
    »Ach so, entschuldigen Sie. Dann wollten Sie zu meiner Frau? Bitte, kommen Sie doch herein.«
    Hartmann trat einen Schritt zur Seite, um den Beamten Platz zu machen.
    Hatte er gerade »meine Frau« gesagt?
    »Ist Frau Urban etwa … ich meine … «, stammelte Kluftinger.
    Jetzt verstand der Richter. »Ach so. Ja ja, das ist meine Frau. Hier.«
    Er zeigte auf das kleine Schildchen, das unterhalb des Klingelgriffes angebracht war. Tatsächlich, da stand es: Hiltrud und Günter Urban-Hartmann.
    Kluftinger wusste noch immer nicht, wie er diese Information bewerten sollte. Eine dumpfe Ahnung machte sich in ihm breit, allerdings noch so diffus, dass er mit dem Gefühl nichts anfangen konnte.
    »Wissen Sie«, versuchte der Richter seine Verwirrung aufzulösen, »wir haben uns zwar seinerzeit für den Doppelnamen entschieden. Aber mal ehrlich: Urban-Hartmann, das klingt nicht gerade berauschend. Na, und so verwenden wir meist nur unsere Geburtsnamen. Außer, es wird ganz offiziell. Das machen viele so.«
    Das stimmte. Kluftinger hatte sogar ein Beispiel dafür in seiner Abteilung: Hefele hieß eigentlich Hefele-Beitlich, aber so nannte ihn keiner, nicht einmal er sich selbst. Auch nicht vor seiner Scheidung. Dennoch irritierte ihn das Auftauchen des Richters unter diesen Umständen dermaßen, dass er sich immer noch nicht ganz gefangen hatte.
    Hartmann war inzwischen vorausgegangen, hinter ihm die zwei Polizisten und zum Schluss trottete auch noch der Hund ins Haus.
    »Was hältst du davon?«, zischte Kluftinger seinem Kollegen ins Ohr, als sie durch den dunklen Hausflur gingen.
    »Von ihm?«, flüsterte Strobl. »Ich weiß auch nicht, irgendwie komisch. Ich meine, dass er letztes Mal nichts gesagt hat.«
    »Ganz komisch. Ich … «
    »Bitte, meine Herren«, unterbrach der Richter das Getuschel der Beamten und hielt die Tür zum Wohnzimmer auf. Dort saß Frau Urban am Tisch und sah sie an. Kluftinger fiel auf, dass sie kein Buch vor sich liegen hatte, keine Zeitschrift, kein Nähzeug oder dergleichen. Sie saß einfach nur da.
    »Guten Tag, Frau Urban. Ich hoffe, wir stören Sie nicht allzu sehr am Sonntag.«
    »Was gibt es denn?«, wollte sie wissen, ohne die eben geäußerte Befürchtung des Kommissars mit einer Höflichkeitsfloskel zu zerstreuen.
    »Wir haben eine wichtige Frage.«
    Der Richter stellte sich hinter seine Frau und legte ihr die Hände auf die Schultern. Neben ihnen nahm auch der Hund Platz. Alle drei starrten die Polizisten an. Sie wirkten wie ein Gemälde von Otto Dix.
    »Es geht um Ihre Sagenbücher. Haben Sie zufällig eines, das nach diesem Muster aufgeteilt ist? Ein altes?«
    Kluftinger kramte in seinen Taschen nach dem Zettel mit den Zahlenkombinationen, fand ihn schließlich reichlich zerknüllt in seiner Gesäßtasche, legte ihn vor ihr auf den Tisch und strich ihn etwas glatt.
    »Nein«, kam es wie aus der Pistole geschossen von Hiltrud Urban.
    Kluftinger hatte erwartet, dass sie etwas länger nachdenken, den Zettel vielleicht in die Hand nehmen würde oder dergleichen. Irritiert blickte er zu Strobl.
    »Wollen Sie nicht einmal nachsehen?«, fragte der.
    »Hören Sie, Herr Klöpferer … «
    Kluftinger verzichtete darauf, sie erneut zu korrigieren.
    »Ich kenne meine Bücher sehr genau. Ich habe sie jahrelang studiert. Ich habe kein solches Werk in meinem Haus.«
    Kluftinger ließ nicht locker: »Können Sie uns vielleicht wenigstens sagen, aus welchem … «
    In diesem Moment klingelte sein Handy. Sofort fletschte der Hund die Zähne und begann bedrohlich zu knurren. Kluftinger lief rot an. Er hatte vergessen, es auszuschalten, als sie ins Haus gegangen waren.
    »Ich habe Sie doch schon das letzte Mal gebeten, Ihr Telefon abzustellen«, tadelte ihn Frau Urban und wieder kam er sich vor wie einst als Schüler, wenn seine Lehrerin Frau Höppner ihn wegen schludrig erledigter Hausaufgaben gemaßregelt hatte. Wie sie presste Frau Urban die Lippen so fest aufeinander, dass sie ganz weiß wurden.
    »Es … tut mir Leid, ich … ich hab’s gleich«, stotterte der Kommissar und durchsuchte hektisch seine Taschen. Als er das Telefon schließlich in der Hand hielt und es gerade ausschalten wollte, stutzte er. Auf dem Display leuchtete die Nummer seines Chefs Dietmar Lodenbacher auf. Sollte der nicht eigentlich beim Golfturnier sein?
    Auch wenn das die Stimmung nicht gerade verbessern würde,

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