Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
Vom Netzwerk:
Geiste den Satz, den Hartmann gesagt hatte: »Seine Sense ist schon gedengelt.« Hieß das, dass es noch nicht zu spät war? Dass Möbius noch am Leben war? Hoffnung flackerte kurz in ihm auf, die aber sofort wieder von heftigen Zweifeln verschüttet wurde: Wie nur sollten sie ihn jemals finden? Wo konnten sie den Bruder des Staatsanwaltes versteckt haben? Würden sie im Präsidium mehr aus dem Ehepaar herausbekommen?
    Keiner sagte ein Wort. Doch plötzlich, als Maier den Wagen gerade auf die Betzigauer Kirche zusteuerte, brach Kluftinger das Schweigen: »Bieg links ab, Richard!«, rief er aufgeregt.
    »Warum? Wir fahren doch nach … «
    »Es klingt vielleicht verrückt, aber ich hab da so ein Gefühl. Bieg einfach links ab!« Den letzten Satz bellte der Kommissar wie einen Befehl. Sein Herz schlug ihm auf einmal bis zum Hals und seine Hände waren feucht. War das die Lösung? War der Gedanke, der ihn vor ein paar Sekunden wie ein Blitz durchzuckt hatte, der Schlüssel?
    Maier wagte nicht, noch einmal nachzufragen, so scharf hatte sein Chef die Anweisung formuliert. Ratlos las er auf dem Wegweiser, der an der Abzweigung stand, dass sie nach Stein fuhren, einem Weiler am Rande des Kemptener Waldes.
    »Gib Gas, Richard! Immer geradeaus!«, drängte Kluftinger. Er hatte sich nach vorn gebeugt und starrte zwischen den beiden Vordersitzen hindurch auf die kurvige Straße, die das Scheinwerferlicht aus der Dunkelheit herausschälte.
    Mit über hundert Sachen rasten die Polizisten durch kleine Ansammlungen von Bauernhöfen, bis Maier den Wagen abrupt vor einem Verbotsschild abbremste.
    »Fahr zu!«, schrie Kluftinger.
    »Ja wohin denn überhaupt?«, fragte Maier verzweifelt.
    »Wohin geht es denn hier wohl?«
    »Nur noch zum Dengelstein und dann weiter in den Wald.«
    »Also? Mensch, Richard, fahr jetzt endlich!«
    »Du, das ist eine Forststraße, da können wir doch nicht einfach … «
    »Fahr weiter, schnell!«, schrie jetzt auch Hefele. Dann drehte er sich zu seinem Chef um und fragte: »Meinst du wirklich, dass … «
    Kluftinger war erleichtert, dass es Roland nun offenbar ebenfalls gedämmert hatte. Vielleicht war sein Gedanke doch nicht so abwegig gewesen.
    »Ja, jetzt schreit’s halt nicht gleich so!«, wurde nun auch Maier laut, trat aber gleichzeitig das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Mit quietschenden Reifen schoss das Auto los und Kluftinger wurde heftig in den Sitz gedrückt. Statt sich darüber zu beklagen, sagte er lediglich: »Na also … «
    Die enge Teerstraße verlief am Waldrand, rechts breiteten sich ausgedehnte Wiesen aus.
    »Obacht!«, rief Kluftinger, als im Lichtkegel der Scheinwerfer ein Feldhase auftauchte, der die Straße kreuzte. Das Ruckeln des Autos zeigte, dass der Ruf zu spät gekommen war. Reflexartig bremste Maier den Wagen, worauf Kluftinger ihn anwies, sofort weiterzufahren.
    »Aber wir können doch nicht einfach … «, sagte er geschockt.
    »Willst du ihn wiederbeleben?«
    Maier trat wieder aufs Gas.
    Nach einer Minute, in der niemand etwas gesagt hatte, flüsterte Kluftinger seinem Kollegen plötzlich zu: »Fahr langsam, Richard.«
    Im Licht der Scheinwerfer reflektierten die Rücklichter eines Wagens: Dort, nur wenige Meter vor ihnen, in einer Kurve, stand, halb im Graben, ein weißer Ford Escort.
    Ein paar Sekunden blieb es still, dann sagte Hefele leise: »Respekt!«
    Maiers Mund stand ein paar Sekunden offen, dann wagte er einen Vorstoß: »Würde mir vielleicht mal jemand erklären, woher ihr das wusstet?«
    Da Kluftinger keine Anstalten machte, dieser Bitte zu entsprechen, setzte Hefele zu einem Erklärungsversuch an: »Also, wenn ich das Gleiche denke wie du … « Mit diesen Worten wandte er sich unsicher zu seinem Chef um, der ihn mit einem Kopfnicken ermunterte, weiterzusprechen. Er war sicher, dass sie die gleiche Idee gehabt hatten.
    »Also, wir wussten es ja gar nicht. Es war nur so ein Gefühl, aber … «
    » … es gab so viele Hinweise darauf, dass es stimmen musste«, schaltete sich Kluftinger ein. »Den Ausschlag hat Hartmann gegeben, als er gesagt hat, dass die letzte Sense schon gedengelt wird. Da hat bei mir irgendwas Klick gemacht. Dengeln, Dengelstein – das hab ich alles schon mal gehört. Und dann ist es mir wieder eingefallen: Eine der Sagen hat sich auch darum gedreht. Außerdem hat, ich glaube es war Eugen, davon erzählt, dass das früher mal ein Richtplatz war. Und dann war da noch dieser … «
    Er blickte zu Hefele, um ihn die

Weitere Kostenlose Bücher