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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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kenne … warte … « Kluftingers Augen weiteten sich. Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Himmelarsch, ich Volldepp! Logisch! Der Heini im weißen Escort – der kam mir doch gleich so bekannt vor! Jetzt weiß ich wieder, wo ich den schon gesehen hab. Ich muss wie vernagelt gewesen sein.«
    Kluftinger hastete durch die Tür, rempelte Willi Renn dabei mit dem Bauch an und eilte im Laufschritt zum Büro seiner Mitarbeiter.
    Strobl, Maier und Hefele saßen still in ihrem Zimmer, als ihr Vorgesetzter hereinkam. Von Lodenbacher keine Spur – der schmollte wahrscheinlich in seinem eigenen Zimmer.
    »Leut, wir haben’s! Großeinsatz zur Festnahme von Richter Hartmann in Kaisersmad! Erkennungsdienst, Streifenwagen, das ganze Programm. Ihr kommt mit. Zusätzlich Fahndung nach einem weißen Escort Kastenwagen, wahrscheinlich zugelassen auf Hartmann, seine Frau oder seinen Sohn!«
    Ratlos, aber angestachelt von der Aufgeregtheit ihres Chefs sprangen die Polizisten auf und machten sich an die Arbeit.
    ***
    Kluftinger saß mit schweißnassen Händen auf dem Beifahrersitz. Sein Fuß gehorchte ihm nicht mehr; unaufhörlich wippte er im Takt der Blaulichtsirenen. Immer wieder schüttelte er den Kopf.
    »Geht das nicht schneller?«, schrie er Maier an, der am Steuer saß. Maier reagierte gar nicht, sondern fuhr konzentriert hinter den Polizeiwagen her, die durch die inzwischen dunklen Straßen Kemptens rasten.
    Eine Hand legte sich von hinten auf Kluftingers Schulter. Sie gehörte Eugen Strobl.
    »Komm, mach dich nicht verrückt. Ohne dich wären wir gar nicht so weit gekommen.«
    »Ohne mich? Da hättet ihr ihn wahrscheinlich schon. Ich bin ein Riesendepp!«
    »Das bringt doch jetzt nix.«
    »Dass mir nicht gleich aufgefallen ist, dass dieser Typ im Kastenwagen der gleiche war, der mir damals die Sensen gezeigt hat … «
    »Komm, dir ist es ja schließlich noch eingefallen, während … «
    Der Kommissar ließ seinen Kollegen gar nicht erst ausreden: »Das ist verdammt noch mal mein Beruf, dass mir solche Sachen einfallen. Und ich? Sitz auf der Lösung und rühr meinen Arsch nicht weg. Ich könnt mich ohrfeigen. Wenn wir zu spät kommen … «
    »Jetzt mal den Teufel nicht gleich an die Wand«, mischte sich nun auch Hefele in das Gespräch ein. »Der Eugen hat schon recht: Du hast die Sache mit den Sagen überhaupt erst aufgedeckt.«
    Kluftinger entspannte sich etwas. Hefele hatte Recht. Die Sache mit den Sagen war ihm aufgefallen. Trotzdem: Der Gedanke, dass sie vielleicht zu spät kommen würden, um noch einen dritten Mord zu verhindern, ließ ihm das Herz bis zum Hals schlagen. Er hatte das Gefühl, dass sich der Wagen in Zeitlupe bewegte, obwohl sie den Ortsausgang inzwischen mit gut und gerne hundertfünfzig Stundenkilometern hinter sich gelassen hatten. Vor allem wollte er nicht wahrhaben, dass er die Hinweise, die ihm jetzt wie grelle Warnschilder vorkamen, nicht gesehen hatte. Die Tatsache, dass der Richter mit beiden Fällen zu tun gehabt hatte, hatte er als glücklichen und bequemen Zufall für die Ermittlungen gesehen, statt durch diesen »Zufall« alarmiert zu sein. Aber alles Lamentieren half nun nichts mehr. Für diese Selbstzerfleischung würde er später noch genügend Zeit haben. Jetzt galt es, ein Menschenleben zu retten – falls sie nicht schon zu spät kamen.
    »Wer war denn eigentlich der Typ, den wir im Auto gesehen haben?«, wollte Strobl noch wissen.
    »Das war der, der mir damals in der LVA die Sensen gezeigt hat. Schon komisch, wie … « Er beendete seinen Satz nicht, sondern schrie plötzlich: »Da!« Diesmal zuckte Maier doch etwas zusammen. Die versprengten Lichter des kleinen Weilers Kaisersmad tauchten am Horizont auf. Sekunden später quietschten Reifen, Dreck spritzte durch die Gegend, Staub wirbelte auf und legte einen Dunstschleier über das bäuerliche Anwesen, auf dessen Hof nun ein halbes Dutzend Polizeiwagen mit Blaulicht hielt. Türen wurden aufgerissen und uniformierte Beamte stürmten heraus, die Waffen im Anschlag. Auch Kluftinger sprang aus dem Auto, noch bevor Maier richtig angehalten hatte.
    »He, Vorsicht … «, hörte er ihn noch rufen, dann war er draußen.
    Das Erste, was er sah, war der Hund. Diesmal ganz und gar nicht ruhig, sprang er mit gefletschten Zähnen direkt auf Kluftinger zu. Geifer tropfte ihm von den Leftzen und immer, wenn ein Blaulicht auf seine Augen fiel, schimmerten sie tief und unheimlich. Der Kommissar rührte sich nicht, er

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