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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Exponaten.
    Der erste Bereich war den Puritanern gewidmet und stellte dar, wie sie allmählich Fuß fassten in ihrem neuen Land. Eines der Gemälde zeigte, wie sie eine Stadt bauten, während sich die Einheimischen versteckten. Sie kannten die Gegend als Naumkeag. Und auch wenn das erste Thanksgiving für die Siedler in Plymouth ein Fest der Freundschaft gewesen sein mochte, verstanden die Puritaner zur Zeit der Besiedlung Salems langsam, dass es viele verschiedene Stämme gab und einige von ihnen kriegerisch eingestellt waren. Viele der Siedlersahen in den Einheimischen Heiden, Brüder des Teufels. Und dessen Werk fürchteten sie mehr als alles andere.
    Sie ging weiter zu der Ausstellung über die Hexenprozesse, die nicht nur die Situation in der Neuen Welt, sondern auch in Europa und dem Rest der christlichen Welt veranschaulichte. Hexenbräuche waren illegal, doch das Problem bestand darin, dass man nichts dergleichen getan haben musste, um angeklagt zu werden. Angst, Einbildung, sogar Eifersucht genügte als Motiv völlig. Es war schwer nachzuvollziehen, wie ganze Gesellschaften sich der daraus resultierenden Hysterie ergaben und glaubten, darin ihr Heil zu finden. Doch Salems traurige Geschichte war Beweis genug, dass so etwas geschehen konnte.
    Hinter der Hexenprozess-Ausstellung und noch vor der Bibliothek fand sie, was sie unbewusst gesucht hatte. Die Nachwirkungen der Hexenverfolgung.
    Zuerst waren da Gemälde und begleitende Erklärungen zu der Art und Weise, wie der Skandal geendet hatte. Man hatte die Frau des Gouverneurs beschuldigt, einen Aufruhr angezettelt zu haben. Und vielleicht waren die Menschen es auch leid gewesen, dass so viele gute Leute sterben mussten. Doch als die Hexenfurcht endete, erwachten neue Ängste.
    Und der Schnitter war geboren.
    Sie war schon ein Dutzend Mal in dem Museum gewesen, doch diesmal studierte sie den Ausstellungsbereich zum Schnitter gründlich. Er wurde als groß dargestellt, mit einem wehenden dunklen Cape und einer Kopfbedeckung aus Herbstblättern. Obwohl er ein Mensch war, war er größer und breiter als die meisten Männer. Ein Gemälde von einem lokalen Künstler aus dem frühen 18. Jahrhundert hing hinter dem Modell im Ausstellungskasten. Auf dem Gemälde war das Cape des Schnitters mit Herbstblättern geschmückt, die zu seiner Kopfbedeckung passten. Seine Arme hatte er gen Himmel erhoben, während er mitten in einem Feld stand.
    Einem Maisfeld.
    Die Reihen der Maishalme waren grün und saftig, voll des Versprechens auf Nahrung für den kommenden Winter.
    Um ihn herum kauerten, halb verborgen im Nebel, Frauen und Mädchen. Sie waren nackt, doch sehr geschmackvoll dargestellt. Sie duckten sich, die Arme keusch vor der Brust verschränkt, und versteckten sich unter ihrem langen Haar. Auch sie trugen Herbstblätter als Kopfbedeckung.
    Ein weiteres Gemälde im nächsten Ausstellungskasten zeigte ebenfalls den Schnitter in seinem dunklen Cape und mit der Krone aus Herbstblättern. Diesmal stand er über einer einsamen jungen Frau, die flehend vor ihm kniete. Der Schnitter hatte eine Sense in der Hand, und die Szene hatte etwas Unheilvolles. Die Ernte bedeutete den Menschen viel, doch das Bild deutete an, dass der Schnitter für den Ertrag der Felder im Gegenzug Blut verlangte. Das war ein alter Glaube, der sich in der ganzen heidnischen Geschichte fand.
    Rowenna hielt inne, um eines der Erklärungsschilder zu lesen. Die Winter in den späten zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts waren hart gewesen, und viele Familien waren nicht in der Lage, all ihre Kinder zu ernähren. Einige dieser hungernden Kinder „verschwanden“, was den Glauben nährte, dass der Schnitter nachts umging und seine Schuld eintrieb.
    Sie ging weiter und rieb sich wärmend die Arme, als sei die Temperatur im Raum gefallen.
    Die Puppen in dem nächsten Raum waren Wachsfiguren, die man realen Personen nachgebildet hatte – echten Mördern, die jeder auf seine Weise so berüchtigt waren wie der Schnitter.
    Der erste trug einen stählernen Brustpanzer und einen Helm aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Es handelte sich um Andrew Cunningham, der in den Kolonien des Mordes und der Vergewaltigung mehrerer junger Frauen beschuldigt worden war. Er wurde angeklagt und schuldig gesprochen,konnte jedoch vor seiner Hinrichtung entkommen. Neben ihm stand eine weitere Wachsfigur – mit gespenstisch realistischen Augen –, die die Uniform der Roger’s Rangers trug, einer britischen Einheit im

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