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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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identifizieren wäre.“
    „Sie glauben, ich muss nach einem durchgeknallten Farmer suchen?“, fragte Joe und meinte es offensichtlich nur halb ernst.
    „Vielleicht.“
    Während ihres Gesprächs blickte Jeremy über die belebte Straße hinüber zum Stadtpark.
    Ein älteres Paar ging dort Hand in Hand entlang. Beide sahen einander auf eine Art an, die sein Herz berührte. Herrje,
    sie mochten sich erst gestern Abend in einer Bar kennengelernt haben. Doch so, wie sie einander anschauten, würde er sein Leben darauf verwetten, dass sie seit vielen Jahren zusammen waren, in guten wie in schlechten Zeiten. Wahrscheinlich hatten sie Kinder aufgezogen und hatten nun Enkel, die ihr Leben auf den Kopf stellten, wenn sie zu Besuch waren. Doch sie fühlten sich offenbar auch zu zweit wohl und nutzten ihre goldenen Jahre, um die schwindende Sonne des Herbstes und die Farben der Blätter zu genießen.
    Er beneidete sie. Die Ruhe, mit der sie dahinschlenderten. Das Lächeln, das sie einander zuwarfen. Die Freude, die ihnen der Tag bereitete, und der Umstand, dass ihr Leben zweifellos gut und erfüllt war.
    Als die Ampel an der Ecke grün wurde, fuhren Autos vor ihm vorbei, und als er wieder hinsah, war das Paar verschwunden.
    Jemand anders stand nun dort.
    Ein Junge.
    Ein Junge von vielleicht zehn Jahren, mit kaum zu bändigendem dunklen Haar und ernsten Augen.
    Billy .
    Er starrte Jeremy feierlich an und hob die Hand in einer freundschaftlichen, fast tröstenden Geste.
    Ein Wagen fuhr vorüber.
    Jeremy blinzelte.
    Der Junge war fort.

9. KAPITEL
    Als Einheimische kannte Rowenna Dutzende Orte, wo sie frühstücken konnte, auch wenn die wichtigsten Touristenattraktionen nicht vor neun oder zehn Uhr öffnen würden.
    Sie entschied sich für das Red’s. Während sie dort saß, kamen Adam und Eve herein. Sie lächelte, als sie sie erblickte. Viele Menschen erwarteten, dass Wiccaner jeden Tag lange schwarze Mäntel trugen – was sie zugegebenermaßen manchmal auch taten –, doch das war keinesfalls ihr üblicher Aufzug. Heute trug Eve viel Silber – silberne Armreifen, silberne Füllhörner als Ohrringe, AußerHausdem ihr gutes Pentagramm und verschiedene Silberketten um den Hals. Sie hatte einen langen Wollrock in einem tiefen Grün an und einen dazu passenden Pullover.
    Adam trug wie gewöhnlich Jeans und ein Flanellhemd.
    Rowenna wollte sie auf sich aufmerksam machen, zögerte aber.
    Die beiden schienen in einen Streit vertieft zu sein.
    Sie beobachtete, wie Adam die Lippen zusammenpresste, als sie von der Empfangsdame an einen Tisch gesetzt wurden. Als er die Karte aufnahm, dachte sie, es wäre ein guter Moment, um hinüberzugehen und Hallo zu sagen. Aber gerade da beugte sich Eve zu ihrem Mann vor und sagte etwas mit leiser, aber ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nichtsdestotrotz hitziger Stimme. Er antwortete mit ruhiger Heftigkeit, seine Körpersprache verriet seinen Ärger.
    Rowenna lehnte sich zurück und nahm die Zeitschrift auf, die sie auf dem Weg gekauft hatte, ein Lokalmagazin über Veranstaltungen im Großraum Salem. Nicht dass es wichtig war; sie tat nur so, als ob sie las, tat so, als sähe sie ihre guten Freunde nicht, die in einen hitzigen Streit verwickelt waren. Sie versuchten sich nichts anmerken zu lassen, da Salem in vielerlei Hinsicht eine ziemlich kleine Stadt war und niemandgerne der Gegenstand von Gerüchten war. Doch sie kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie wegen irgendetwas wütend aufeinander waren.
    Als die Kellnerin kam, bestellte sie Kaffee, Saft und ein Omelette. Während sie ihren Kaffee trank, vertiefte sie sich in einen Artikel über Hammond Castle im nahe gelegenen Gloucester und den Mann, der es gebaut hatte, John Hays Hammond jr. Die örtlichen Legenden besagten, dass in dem Schloss die Geister jener toten Menschen spukten, an denen Hammond – ähnlich wie der fiktionale Dr. Frankenstein – vermutlich Experimente durchgeführt hatte. Er war Erfinder gewesen, hatte nach Thomas Edison die meisten Patente und war als „Vater der Fernbedienung“ bekannt. Ob er nun tatsächlich an Leichen experimentiert hatte oder nicht, war nicht zu klären, zumindest laut dem Verfasser des Artikels.
    „Guten Morgen.“
    Rowenna war so gefangen von dem Artikel, dass sie zusammenzuckte und aufsah. Eve stand vor ihrem Tisch und lächelte so freundlich, als ob alles in bester Ordnung wäre.
    „Selber Guten Morgen.“
    „Seit wann bist du hier?“, fragte Eve.
    „Vielleicht seit zehn

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