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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Der Mann hieß Victor Milton und war ebenfalls des Mordes verdächtigt – und niemals festgenommen worden. Er hatte für die Briten gekämpft. Vielleicht hatte der Hass der Menschen ihn zum Mörder gestempelt, so wie Hass, Gier und Eifersucht die Menschen einst „Hexe!“ hatten rufen lassen.
    Es gab noch zwei weitere Figuren im Raum. Die erste trug den dunkelblauen Mantel eines Offiziers der Unionstruppen. Der Mann hieß David Fine, und als seine Einheit die Gegend verließ, entdeckte man in den Wäldern die verwesenden Leichen von drei jungen Frauen. Die letzte Figur trug einen Anzug, der fast zeitgenössisch wirkte. Es handelte sich um Hank Brisbin, der 1920 gehängt worden war. Kurz vor seinem Tod hatte er verkündet, dass er für immer leben werde, dass er bereits Hunderte von Jahren lebte und niemals sterben würde.
    Der Galgen hatte seine Rede abgeschnitten.
    „Du hast Angst, dass es wieder geschieht, nicht wahr?“
    Rowenna war so vertieft in die Figuren, dass sie bei dem Klang der Stimme erschrocken aufschrie. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
    „Es tut mir leid. Oh, Rowenna, es tut mir so leid!“
    Es war nur ihr Freund Daniel.
    „Dan! Du darfst dich nicht einfach so an Leute heranschleichen.“
    Er sah so bekümmert aus, dass sie lachen musste und sagte: „ Mir tut es leid.“ Sie eilte zu ihm und umarmte ihn rasch. „Ich bin nur … nervös. Ich schätze, die ganze Gemeinde ist nervös.“
    Er lächelte. „Ich schwöre dir, ich wollte mich wirklich nicht anschleichen.“
    Sie lachte. „Ich war nur in Gedanken.“
    „Ja. Unheimlich, nicht wahr?“, sagte Daniel und seufzte leise. „Sie wissen noch immer nicht, wer sie war, oder?“
    „Soweit ich weiß, nicht“, erwiderte Rowenna.
    Er schüttelte den Kopf. „Es ist so schrecklich. Ich schätze, wir sollten zumindest dankbar sein, dass es nicht Mary Johnstone war.“
    „Du hast Mary getroffen, oder?“, fragte Rowenna.
    Er nickte traurig. „Oh ja. Ich riet ihnen, sich die Zukunft lesen zu lassen und in jedem Fall den Friedhof aufzusuchen. Ich war es auch, der ihnen Damien empfohlen hat.“
    „Dan!“, sagte Rowenna. „Du darfst dir keine Vorwürfe machen.“
    „Tue ich nicht. Wirklich. Es ist nur … Ich versuche mich an jenen Tag zu erinnern. Sie waren beide so nett, weißt du? Sie kamen nicht rein und fragten, ob wir irgendwelche Knochen aus Hexengräbern oder Borke vom Galgenbaum hätten. Und sie benahmen sich nicht so … verdammt makaber, wie das so viele Leute an Halloween tun.“
    „Ich weiß, was du meinst“, sagte sie.
    „Ich fühle mich einfach nur schlecht deswegen. Ich denke immer, da muss doch etwas gewesen sein …“ Er verstummte. „June sagte, du bist wegen der Bibliothek hier?“
    „Ich will nur mehr über die Vergangenheit herausfinden, über den Schnitter.“
    Er lächelte fragend. „Die Vergangenheit? Du glaubst, dass es wirklich einen Schnitter gab und er nun wieder erwacht ist?“
    „Natürlich nicht“, entgegnete sie rasch. Zu rasch? fragte sie sich. Wen wollte sie überzeugen?
    „Sondern …?“
    „Ich frage mich, ob sich da draußen vielleicht ein Irrer herumtreibt, der glaubt , der Schnitter zu sein. Ich meine, sieh dir eure Ausstellung an. Dieser Typ“, sie deutete auf die modernste Figur. „Hank Brisbin. Er behauptete im Sterben, dass er für immer leben würde.“
    Daniel lachte. „Ja – und die Worte blieben ihm im Halse stecken.“
    „Aber er glaubte, mehr zu sein als ein Mensch. Die Welt ist voll von Spinnern.“ Sie wandte die Augen von Brisbin ab, als ob sie den Anblick nicht mehr ertragen könnte. „Wie auch immer, es war nur eine Idee.“
    „Wer weiß? Vielleicht ist da draußen tatsächlich jemand verrückt.“ Daniel hielt inne und verzog das Gesicht. „Natürlich ist der, der diese Frau getötet hat, sowieso verrückt. Aber vielleicht ist er total verrückt. Du weißt schon, er will mit einem Mord davonkommen. Er entledigt sich seiner Frau oder seiner Freundin und lässt es wie ein krankes Ritual aussehen, damit er nicht verdächtigt wird.“
    „Das ist weit hergeholt“, sagte Rowenna. „Ich glaube einfach nicht, dass hier jemand seine Frau oder seine Freundin umgebracht hat.“
    „Warum nicht?“
    „Mary Johnstone. Sie wird noch immer vermisst.“
    „Okay, aber vielleicht – nur vielleicht – wird sie aus einem anderen Grund vermisst.“
    „Du meinst, dass sie absichtlich verschwunden ist, um ihrem Mann, der sie betrogen hatte, eins

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