Ernteopfer
Kopfsa late recht unsanft in eine Tüte quetschte, antwortete mir gestresst: »Ich hab sie vorhin ins Haus reingehen sehen. Sie wird wohl noch dort sein.«
Ich bedankte mich. Die Eingangstür stand wie das letz te Mal weit offen.
Schon als ich die Stufen zum Haus hochging, hörte ich, dass dicke Luft herrschte. Zwei streitende Menschen, Frau Weiß und Herr Knoll, wie ich an ihren Stimmen eindeutig erkannte. Ich ging einen Schritt in den kitschigen Muse umsflur hinein, sodass man mich vom Verkaufsstand aus nicht mehr sehen konnte.
»Du bist verrückt, wie konntest du dich auf so was einlassen?«, hörte ich sehr laut und deutlich den weibli chen Stimmenpart.
»Was blieb mir denn anderes übrig? Willst du den La den vielleicht dichtmachen?«
»Größte Lust hätte ich dazu!«, schrie sie laut und zor nig zurück.
»Jetzt warte erst mal ab, was er uns morgen sagen will«, meinte er besänftigend.
»Ich kann dir sagen, was er will! Weißt du was? Ich nehme das jetzt selbst in die Hand. Ab sofort weht hier ein anderer Wind!«
»Sei doch vernünftig, lass mich das machen. Zu mir hat er Vertrauen. Ich regle das schon.«
»So wie du das immer geregelt hast? Jedes Mal ging der Schuss nach hinten los. Einmal muss Schluss sein. Mein Wort steht. Ich regle das selbst!«
Knoll zog beleidigt und verärgert ab. Dabei rannte er mich fast über den Haufen, als er aus der Küche schoss. Fast zu Tode erschrocken konnte er seine kinetische Ener gie erst wenige Zentimeter vor meiner Nasenspitze in Er starrungsenergie umwandeln.
»Wa, was machen Sie hier?«, stotterte er.
»Ich? Ich sammle in meiner Freizeit Gartenzwerge und wollte mit Frau Weiß welche tauschen.«
Wie Lots Frau schien er zur Salzsäule erstarrt. Ich gab ihm nun den Rest.
»Sie wollten doch gerade gehen, habe ich das richtig verstanden? Gehen Sie ruhig Herr Knoll, ich wollte nicht zu Ihnen.«
In diesem Moment kam schon Frau Weiß in den Flur und entdeckte mich.
»Hallo, welche Überraschung! Kommen Sie doch in die Küche, Herr Palzki.«
Keine Spur mehr von Verärgerung, die Frau hatte sich fest im Griff.
»Und du beeilst dich, dass du an deine Arbeit kommst«, befahl sie Knoll in autoritärem Ton.
Dieser schluckte noch ein paar Mal, fing sich wieder und verschwand daraufhin ins Freie.
»Guten Tag, Frau Weiß. Entschuldigen Sie bitte, dass ich hier so reinplatze. Peinlicherweise wurde ich unabsichtlich Zeuge Ihres Streits mit Ihrem Vorarbeiter.«
»Ach, das macht doch nichts. Ich streite mich andauernd mit diesem Halunken herum. Und da jetzt noch diese Sache mit Siegfried dazugekommen ist, eskaliert das erst recht.«
»Tut mir echt leid wegen der Durchsuchung bei Ihrem Großhändler. Aber wir konnten bei Siegfrieds gewal tigen Schweinereien wirklich kein Auge mehr zudrü cken.«
»Ja ja, das geht schon in Ordnung. Das ist die gerechte Strafe für diesen alten Ausbeuter. Er hat uns bis aufs letz te Hemd ausgezogen und sich dabei dumm und dämlich verdient.«
»Wie gehts jetzt mit Ihrem Betrieb weiter?«
»Ich hoffe, dass es keine weiteren Folgen für uns haben wird. Petersen hat uns vorhin alle angerufen und gesagt, dass wir ab morgen wieder liefern können. Vorläufig fast unter den gleichen Bedingungen wie bisher. Nur das Ernte gut von heute müssen wir abschreiben. Sie haben ja unsere Sonderaktion im Hof gesehen, Herr Palzki.«
»Hat Ihnen Petersen gesagt, ob ein vorläufiger Insol venzverwalter eingesetzt wurde?«
»Davon hat er mir nichts gesagt. Ich gehe davon aus, dass Siegfried einfach weitermacht wie bisher.«
»Das glaube ich kaum. Heute Morgen hatte er jedenfalls schon seinen Haftbefehl in der Hand.«
»Sie haben mich jetzt etwas verwirrt. Wir haben doch morgen mit ihm –.«
Jäh unterbrach sie ihren Satz.
»Ja, was haben Sie morgen?«
»Nichts, ich hab da eben nur was verwechselt. Äh, warum sind Sie überhaupt herkommen? Kann ich Ih nen vielleicht irgendwie helfen? Möchten Sie einen Kaf fee?«
Sie versuchte abzulenken, das war klar. Warum spielte dieses süße Wesen Katz und Maus mit mir? Ich hatte mir fest vorgenommen, sachlich zu bleiben, doch jetzt fingen meine Hormone gerade wieder an, aktiv zu werden. Ich durfte mir jetzt keinen Fauxpas leisten.
»Vielen Dank, Frau Weiß, aber ich muss gleich wieder gehen. Ich wollte Sie aber noch etwas ganz anderes fragen. Bitte wundern Sie sich jetzt nicht über meine seltsame Frage, sie kann aber möglicherweise sehr wichtig für uns sein.«
»Na, dann legen Sie mal los.«
Sie setzte
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