Eroberer 3 - Die Rache
sich wieder auf die Isomatte. Nein - solche Gedanken würde er gar nicht erst zulassen. Durfte er nicht zulassen. Wo auch immer sie im Moment waren -Aric, Melinda und Pheylan waren am Leben und wohlauf.
Das mussten sie einfach sein.
»Also«, sagte Kolchin und brach damit das Schweigen. »Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, werde ich noch einmal die Umgebung sondieren. Wir sehen uns dann beim Frühstück.«
»In Ordnung.« Cavanagh nickte. »Danke.«
»Keine Ursache«, erwiderte Kolchin. »Und zögern Sie nicht, mich zu rufen, falls es irgendwelche Probleme gibt.«
Er zog seine Nadelpistole und überprüfte den Abzug, dann drehte er sich um und verschwand in der Nacht.
Mit einem müden Seufzen balancierte Cavanagh seine Mini-Taschenlampe auf der Brust und kramte die Datenplatte aus dem Beutel. Er rief den entsprechenden Abschnitt auf und ging seine Notizen durch.
Kolchins Stimme riss Cavanagh aus einem leichten Schlaf. »Da kommt er.«
Cavanagh setzte sich auf, blinzelte im Sonnenlicht des frühen Morgens und ließ den Blick über die Wellen der Sereno Strait schweifen. In der Ferne, dicht über der Wasseroberfläche, erkannte er die dunkle Landmasse von Puerto Simone Island; zwischen ihm und der Insel befanden sich vielleicht zwanzig Schiffe in allen Größen, von einem beeindruckend großen Kreuzfahrtschiff bis hin zu Fischerbooten mit drei bis vier Besatzungsmitgliedern.
Und eins dieser Boote nahm direkt Kurs auf sie. »Haben Sie ihn schon gesehen?«, fragte er Kolchin.
»Ja«, bestätigte Kolchin und schaute angestrengt durchs Fernglas. »Er ist für eine Minute an Deck gekommen - es sah so aus, als ob er der Besatzung noch letzte Anweisungen fürs Anlegen gegeben hätte. Es sind noch drei weitere Besatzungsmitglieder an Bord, alles Avuirli.«
Cavanagh schaute auf das sich nähernde Boot und beschirmte mit einer Hand die Augen. »Ich hoffe, dass Bokamba kein allzu großes Aufheben um die Botschaft gemacht und sie nicht an die große Glocke gehängt hat. Sie wissen ja, dass die Avuirli schon beim geringsten Anzeichen einer Intrige aus dem Häuschen geraten.«
»Gerade deshalb war er eine bessere Wahl als die anderen Sammler, die an jenem Tag zurückgekehrt sind«, sagte Kolchin und behielt das Boot weiter im Auge. »Selbst wenn er den Verdacht hegt, dass an dieser Sache mehr dran sei als zwei Kautschuk-Sammler, die nach einem alten Freund suchen, werden wir das schon auf zwei Schritt erkennen. Und auf eine noch größere Entfernung, wenn wir Gegenwind haben.«
»Nur dass alle anderen dann auch Bescheid wissen.«
»Aber nur, wenn sie darauf achten«, sagte Kolchin. »Die meisten Leute, denen ich bisher begegnet bin, nehmen Avuirli nämlich nicht sonderlich ernst.« Er gab Cavanagh das Fernglas. »Ich sollte jetzt besser zum Dock gehen.
Ich werde Ihnen Bescheid geben, wenn Sie sicher zu uns stoßen können.«
In geduckter Haltung schlug Kolchin sich in die Büsche am Ufer und bahnte sich einen Weg zu der kleinen Bucht.
Er wartete schon am Dock, als das Boot anlegte. Er fing die Leine auf, die eins der Besatzungsmitglieder ihm zuwarf und half, das Boot zu vertäuen. Piltariab erschien an Deck und sprang aufs Dock, wobei er Kolchin mit der typischen ausladenden Gestik der Avuirli begrüßte.
Für ein paar Minuten unterhielten die beiden sich, während die Besatzung sechs Rucksäcke an Land brachte und sie neben Piltariab ordentlich auf dem Dock ablegte. Dann machte die Besatzung, mit einem kurzen Austausch von Worten und Gesten zwischen allen Avuirli, die Leinen los und bugsierte das Boot wieder in den Fjord hinaus.
Kolchin winkte zum Abschied, und dabei machte er kurz mit der linken Hand das »Alles klar«-Signal. Cavanagh schaltete das Fernglas aus, verstaute es im Futteral und machte sich auf den Weg. Er hielt sich hinter den Büschen und stöhnte stumm angesichts des Muskelkaters, der sich wieder bemerkbar machte.
Kolchin unterhielt sich noch immer, als er hinter den letzten Büschen hervorkam. »... ist etwas zurückgefallen.
Ach, da kommt er ja auch schon.«
»Sei gegrüßt, Moo Sab Piltariab«, sagte Cavanagh, entbot ihm den avuirlianischen Gruß und schnüffelte beflissen.
Piltariabs Aroma schien noch das Gleiche zu sein, an das er sich von ihrer letzten Begegnung erinnerte. Ein gutes Zeichen. »Wie war deine Reise zur Insel?«
»Ausgesprochen gut, Moo Sab Stymer«, sagte Piltariab und erwiderte die Geste, wobei sein Aroma sich in Richtung Rosenduft veränderte. »Ich sagte gerade zu Moo Sab
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