Eroberer 3 - Die Rache
dauern, bis wir weitergehen können.«
»Ich weiß.« Cavanagh rieb sich die müden Augen mit den Fingerknöcheln. Dabei strich er mit den Händen über einen zwei Wochen alten Bart. Er wünschte sich auch nichts mehr, als zu schlafen; diese kleine Exkursion in die Wildnis von Granparra war in körperlicher und geistiger Hinsicht anstrengender als alle Belastungen, denen er seit seiner Dienstzeit vor sechsunddreißig Jahren bei den Friedenstruppen ausgesetzt gewesen war. »Ich glaube, ich werde noch etwas arbeiten. Der Teil des Plans, bei dem es um die Abtragung geht, ist noch nicht ganz ausgereift, und ich will fertig sein, wenn wir nach Avon zurückkehren.«
»Wie Sie wünschen«, sagte Kolchin und schaute in die sie umgebende Dunkelheit. »Es wird wahrscheinlich noch ein paar Stunden dauern, bis Piltariab auftaucht, nachdem wir das Dock erreicht haben.«
»Wenn das so ist, kann ich dort auch noch arbeiten«, meinte Cavanagh knurrend. »Und wahrscheinlich auch die ganze nächste Woche, nachdem wir festgestellt haben, dass wir immer noch nicht genug Geld haben, um die Einspritzdüse zu bezahlen. Vielleicht werden wir noch den ganzen Krieg hier aussitzen - dann hätte ich jede Menge Zeit zum Arbeiten.«
Kolchins Augen verengten sich etwas. »Ich wollte damit nur sagen ...«
»Ich weiß schon, was Sie damit sagen wollten, Kolchin«, sagte Cavanagh seufzend und machte eine matte Geste der Entschuldigung, während die Erschöpfung den kurzen Anflug von Ärger auslöschte. »Es tut mir leid. Ich bin einfach nur müde.«
»Jawohl, Sir«, sagte Kolchin mit bemüht neutraler Stimme. Vielleicht wurde er langsam auch müde.
Oder, was noch wahrscheinlicher war - er fragte sich, ob sein Boss das Handtuch werfen wollte. Cavanagh würde ihm das aber auch nicht verübeln. Schließlich waren sie nur aus dem einen Grund von Mra-mig verschwunden, um der Quarantäne zu entgehen, die Bronski für sie vorgesehen hatte - eine Quarantäne, durch die das schreckliche und potenziell vernichtende Geheimnis gewahrt werden sollte, dass die legendäre Abschreckungswaffe CIRCE
überhaupt nicht existierte.
Cavanagh hatte sich vehement gegen eine solche Quarantäne gesträubt. Da seine Tochter und seine zwei Söhne noch immer der tödlichen Bedrohung durch die Eroberer ausgesetzt waren, war er nicht bereit, sich sinnlos einsperren und aller Möglichkeiten berauben zu lassen, ihnen zu helfen. Er war bei Bronski jedoch auf taube Ohren gestoßen, und an dieser Stelle hatte Kolchin die Diskussion mit einer gezückten Nadelpistole und dem stummen Versprechen beendet, sie gegebenenfalls auch zu benutzen.
Und so hatte es sie quasi schicksalhaft hierher auf das Festland von Granparra verschlagen. Wo sie genauso effektiv von der Zivilisation abgeschnitten waren wie in jeder Quarantäne, die Bronski sich hätte einfallen lassen können.
»Ich verstehe Ihre Besorgnis, Sir«, sagte Kolchin. »Aber mit diesem letzten Verkauf müssten wir fast schon auf die Summe kommen, die wir brauchen. Und wenn Piltariab Ihre Nachricht an Bokamba zu übermitteln vermochte -und falls er bereit ist, uns den Rest zu leihen -, könnten wir möglicherweise schon heute Abend von hier verschwinden.«
»Vielleicht«, murmelte Cavanagh. Bokamba war der Frie-denstruppen-Geschwaderkommandeur der Reserve Iniko Bokamba, Adam Quinns ehemaliger Kommandeur bei den Copperheads. Vielleicht der einzige Lichtblick in diesem ganzen Schlamassel; und ein Quell des Ärgers für Cavanagh, weil er nicht schon früher daran gedacht hatte, Verbindung mit dem Mann aufzunehmen.
Bokamba war einer der paar ehemaligen Copperhead-Offiziere gewesen, mit denen Quinn Kontakt aufnehmen wollte, als die Familie damals beschlossen hatte, Pheylan im Rahmen einer privaten Mission zu suchen und vor den Eroberem zu retten. Cavanagh wusste allerdings nicht, ob Quinn und Aric sich wirklich an Bokamba gewandt hatten oder doch an jemand anders - er und Kolchin waren nach Mra-mig aufgebrochen, bevor dieser Teil von Quinns Plan noch umgesetzt worden war. Aber es war ein möglicher Ausweg; und angesichts der Gefahr, in der seine Kinder sich befanden, war es ein Ausweg, den Cavanagh auf jeden Fall nutzen wollte.
Falls er überhaupt noch Kinder hatte. Falls Pheylan noch am Leben war. Falls Aric und Quinn bei der Suche nach ihm nicht ums Leben gekommen waren. Falls Arics und Pheylans Schwester, Melinda, die nach der Invasion der Eroberer auf Dorcas festsaß, nicht auch schon getötet worden war.
Cavanagh legte
Weitere Kostenlose Bücher