Eroberer 3 - Die Rache
militärischen Nachrichtendienstes. »Du wirst übrigens mit niemandem über mich sprechen. Was alle anderen betrifft, so bin ich nur ein stellvertretender Commonwealth-Verbindungsdiplomat. Hast du das verstanden?«
»Ja.«
»Gut.«
Er steckt seine Kennkarte wieder in die Brieftasche und verstaut sie in der Innentasche seines Gewands. Dann zieht er eine andere Karte heraus und schiebt sie in den Übertragungsschlitz in der sekundären Steuerkonsole. »In Ordnung. Rufen wir die Liste ab.«
Ich versuche es mit einem anderen Ablenkungsmanöver. »Welchen Nutzen hätten Sie überhaupt von der Liste?
Aric Cavanagh und Sicherheitschef Quinn haben sich sowieso nicht an ihr orientiert, sondern sie sind direkt hierher nach Edo gekommen.«
Sein Ausdruck ändert sich kaum merklich. »Also haben sie die Liste doch gesehen?«
»Bitte legen Sie mir nichts in den Mund, was ich so nicht gesagt habe.«
»Beantworte die Frage, Max. Haben die Cavanaghs die Liste nun gesehen, oder haben sie sie nicht gesehen?«
Ich verbringe 0,17 Sekunden mit der Analyse der gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Befragung durch Regierungsbeamte. Leider scheinen die einschlägigen Gesetze zum Recht auf Aussageverweigerung, wenn man sich sonst selbst belasten würde, für paraintelligente Computersysteme noch nicht adaptiert worden zu sein. Die Strafen für Aussageverweigerung allerdings auch nicht. Dennoch berechne ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,92, dass eine Beantwortung der Frage nur die Schlussfolgerungen bestätigen würde, zu denen Brigadier Bronski ohnehin schon gelangt ist. »Aric Cavanagh, Commander Pheylan Cavanagh und Sicherheitschef Quinn haben auf dem Heimflug 16,55 Minuten mit der Ansicht der Liste verbracht. Doch wie ich schon sagte, haben sie keinen der dort genannten Orte aufgesucht.«
Brigadier Bronski stößt aus tiefer Kehle einen grunzenden Laut aus. »Das ist nicht der springende Punkt. Es genügt schon, dass sie den Inhalt der Liste kennen.« Seine Brauen heben sich um 2,1 Millimeter. »Vielleicht haben sie sogar Kopien zur weiteren Verwendung erstellt?«
Ich berechne erneut, dass Ausflüchte keinen Sinn hätten. »Aric Cavanagh hat eine Kopie erstellt. Commander Pheylan Cavanagh nicht.«
»Das genügt.« Er hält die rechte Hand hoch und krümmt den Zeigefinger dreimal in schneller Folge. »Komm schon, erledigen wir es.«
Ich verbringe 0,11 Sekunden mit der Analyse der gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der informationellen Selbstbestimmung und des Datenschutzes. Im Gegensatz zu den vorherigen Bestimmungen treffen diese auch auf paraintelligente Computer zu. »Haben Sie denn einen Durchsuchungsbefehl oder eine richterliche Anordnung?«
Für 1,38 Sekunden schaut er in die Überwachungskamera, wobei sein Ausdruck Verärgerung zeigt. »Ich könnte dich auch auf die offizielle Befugnis hinweisen, über die ein Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendiensts von NorCoord verfügt.« Er tippt sich auf die Stelle, wo die Brieftasche unter dem Gewand verborgen ist. »Ich könnte auch betonen, dass das in Kriegszeiten oder bei einem Commonwealth-Notstand gleich dreimal gilt.«
Ich verbringe 0,08 Sekunden mit der Analyse des Kapitels »Kriegsrecht« im Gesetzbuch und gelange zu der Schlussfolgerung, dass Brigadier Bronski in der Tat berechtigt ist, eine Kopie von Lord Cavanaghs Liste zu verlangen.
Allerdings sieht dasselbe Kapitel des Gesetzbuchs auch die Möglichkeit eines Widerspruchs in Ausnahmesituationen vor. Ich analysiere die Bestimmungen gründlicher und berechne mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,41, dass Lord Cavanaghs Liste unter diese Ausnahmebestimmungen fallen würde.
Brigadier Bronski tippt sich wieder aufs Gewand. »Aber ich werde es trotzdem nicht tun. Ich sage dir stattdessen, dass Aric Cavanagh vielleicht in großer Gefahr schwebt und dass ich einer der wenigen Leute bin, die sich Sorgen um ihn machen.«
Ich verbringe 1,44 Sekunden mit der Musterung seines Gesichts. Aber meine Algorithmen finden dort keine Anzeichen von Unwahrheit. »In welcher Gefahr schwebt er vielleicht?«
»Darf ich die Liste haben?«
Für 0,15 Sekunden ziehe ich in Erwägung, ihm das zu verweigern und stattdessen Einspruch gegen alle Versuche einzulegen, die Liste zu beschlagnahmen. Jedoch hat Lord Cavanagh mich eindringlich angewiesen, seinen Sohn nach besten Kräften zu schützen. Brigadier Bronski hat dieser Anweisung - wissentlich oder unwissentlich -
Geltung verschafft. Nach einer Betrachtung seines Ausdrucks
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