Eroberer 3 - Die Rache
drei aus dieser Gasse rennen sehen, bevor ich die Treppe hinaufgegangen bin.«
»Was ist mit Kolchin?«, fragte Cavanagh in banger Erwartung.
Bronski wandte den Blick ab. »Ich weiß nicht«, sagte er leise. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen.«
Das trübe Licht am Treppenabsatz schien noch etwas schwächer zu werden. »Verstehe«, sagte er leise.
»Ziehen Sie jetzt aber keine voreiligen Schlussfolgerungen«, sagte Bronski mit eigentümlich rauer Stimme. »Es ist ihm vielleicht gelungen, direkt hinter uns aus der Gasse zu verschwinden und in der anderen Richtung unterzutauchen, bevor wir uns umdrehen und einen Blick zurückwerfen konnten. Er ist schließlich ein ehemaliger Angehöriger der Friedenstruppen-Spezialkräfte, und einen solchen Mann schreibt man nicht ab, bevor man nicht seine Leiche geborgen hat.«
Cavanagh nickte und beschloss, ihm zu glauben. Kolchin hatte weitaus mehr verdient als einen kurzen, flüchtigen Gedanken, aber im Moment war einfach nicht mehr drin. Sie hatten keine Zeit, angemessen um ihn zu trauern.
»Sollten wir nicht vielleicht jemanden zu Hilfe rufen?«
»Wen zum Beispiel?«
»Zum Beispiel die Polizei? Es ist doch schließlich ihre Aufgabe, für Ordnung zu sorgen, oder?«
Bronski schnaubte leise. »Nicht, wenn es um NorCoord-Bürger geht, die von Aliens in die Mangel genommen werden. Zumindest nicht auf Granparra. Solange ihre eigenen Leute und ihr Eigentum nicht in Gefahr sind, werden sie sich wahrscheinlich da raushalten. Wahrscheinlich werden sie sogar noch mit den Bhurtala sympathisieren.«
Cavanagh lief es kalt den Rücken herunter. Er hatte längst akzeptiert, dass man sich mit gewissen Ressentiments gegen NorCoord arrangieren musste, wenn man im Commonwealth Geschäfte machte. Anscheinend gingen diese Gefühle jedoch viel tiefer als reine Ressentiments. »Und was ist mit dieser Myrmidon-Waffenplattform? Sie müsste doch eine ausreichende Feuerkraft haben, um mit einer Gruppe Bhurtala fertig zu werden.«
»Auf jeden Fall«, sagte Bronski. »Das Problem ist nur, dass die Parra-Ranken einen senkrechten Abwurf blockieren. Deshalb würden sie mindestens eine Stunde brauchen, um hierherzugelangen. Zu spät, um uns noch zu helfen.« Er wies mit dem Lauf seiner Pistole auf Cavanaghs Jacke. »Sie haben nicht noch zufällig etwas Explosivmunition in Ihrer Waffe?«
Cavanagh hatte seine eigene Nadelpistole ganz vergessen. »Nein«, sagte er und zog sie mit dem Anflug eines Schuldgefühls hervor. Es war alles so schnell gegangen da unten in der Gasse, aber er hätte trotzdem in der Lage sein müssen, wenigstens ein paar Schüsse auf die Bhurtala abzugeben. Auch wenn es wahrscheinlich keinen Unterschied gemacht hätte - er hätte es auf jeden Fall versuchen müssen. Aber solche Überlegungen waren nun müßig. »Ich habe nur noch Standard-Nadelmunition. Kolchin hat seine ganze Explosivmunition schon auf dem Festland verbraucht.«
»Dachte ich mir«, sagte Bronski grunzend. »Da können wir nur hoffen, dass sie uns nicht gesehen haben ...«
Er verstummte und gebot Cavanagh mit erhobener Hand zu schweigen. Der erstarrte und lauschte.
Sie hörten das Trampeln schwerer Schritte im Treppenhaus. Die Schritte verstummten; und dann wurde plötzlich mit einem lauten, berstenden Geräusch eine Tür aufgebrochen. Irgendjemand kreischte, irgendjemand schrie, und in die Kakophonie mischten sich das trappelnde Geräusch von Füßen und die polternden Schritte. Dann verstummten die Schritte erneut, und eine zweite Tür wurde aufgebrochen.
Bronski fluchte. »Lasst jede Hoffnung fahren«, murmelte er. »Sie durchsuchen alle Wohnungen. Sie wissen also, dass wir hier sind.«
Cavanagh spürte, wie sein Magen sich verkrampfte. Hier oben auf der obersten Etage gefangen. Sie hätten sich genauso gut auf dem silbernen Tablett präsentieren können. »Was sollen wir jetzt tun?«
Bronski nickte in Richtung der Ecke des Treppenabsatzes, von wo eine rostige Leiter zu einer genauso rostigen Klapptür in der Decke führte. »Wir gehen da durch.«
Es war offensichtlich, dass die Klapptür seit Jahren schon nicht mehr geöffnet worden war; und es war genau so offensichtlich, dass man sie nicht zu öffnen vermochte, ohne dabei einen ziemlichen Lärm zu veranstalten. Doch Bronski löste dieses Problem, indem er wartete, bis die Bhurtala zwei Stockwerke unter ihnen die nächste Tür aufbrachen; dann öffnete er die Tür, begleitet vom lauten Quietschen der Angeln. Eine Minute später waren beide Männer auf dem
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