Eroberer der Unendlichkeit
wartest hier, Zee! Ich schleiche mich zu ihm und hole die Drogen.« Er sah sie nervös an.
»Zee, du mußt hierbleiben, hier, ganz in der Nähe der Felsen. Wenn ich die Drogen finde, mache ich mich sehr groß. Ich bringe ihn um – dann komme ich zurück zu dir. Rühr dich nicht – egal, was geschieht.«
Er ließ sie allein. Die Holzbrücke führte in einem steilen Winkel nach oben. Einen Moment lang schien sich der Nebel zu lichten. Martt sah über sich die Umrisse der Häuser und eine breite Plattform, die sie miteinander verband. Und auf dieser Plattform lag der Länge nach die Gestalt eines Mannes. Er schien an die zwölf Meter lang zu sein. Offenbar hatte er nicht genug Platz, denn er lag zusammengerollt da, einen Arm auf ein Hausdach gestützt und ein Bein fast im Wasser.
Martt erreichte die Plattform. Er kroch an den Beinen des Riesen vorbei. An der Taille des Riesen blieb er stehen und tastete. Ein Gürtel war da, ein Gürtel mit Taschen. Eigentlich mußten sich die Drogen hier befinden. Der Bauch des Riesen ging Martt bis an die Schultern, als er sich aufrichtete. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und griff nach den Taschen.
Zu seinem Triumph entdeckte Martt zwei Kapseln, jede so lang wie sein Unterarm. Im Sternenlicht öffnete er sie und zog aus jeder von ihnen eine flache viereckige Tablette, die aus gepreßtem Pulver bestand. Die Drogen! Aber welche diente zum Wachsen und welche zum Kleinerwerden? Eine war etwas größer als die andere. Vielleicht war das der Schlüssel. Martt biß ein Eckchen davon ab. Er schluckte es … ein säuerlicher Geschmack. Den Rest legte er zurück in die Kapsel. Er steckte beide Kapseln fest in die Taschen. Würden sie sich zusammen mit seinem Körper ausdehnen?
Ausdehnen? Woher wußte er, daß er nicht die falsche Droge genommen hatte? Nun, er wurde bald von seinen Zweifeln befreit.
Die Droge begann zu wirken. Martt fühlte sich schwindlig. Ihm war übel. Er wollte sich an einen Pfosten der Plattform lehnen. Er griff ins Leere. Beinahe wäre er drei Meter tief ins Wasser gestürzt.
Nach einem Moment war das Schwindelgefühl vorbei. Er wuchs! Er spürte, wie der Pfosten neben ihm kleiner wurde. Die Umrisse der Häuser schrumpften zusammen. Das Messer in seiner Hand war winzig. Es entglitt ihm und fiel spritzend ins Wasser.
Der Pfosten war zu klein für Martt. Er griff zu dem strohgedeckten Dach des nächsten Hauses hinüber. Es sank unter seinem Griff zusammen. Der schlafende Riese lag zu seinen Füßen. Aber er war kein Riese mehr.
Ein Machtgefühl überkam Martt. Er triumphierte. Doch dann beugte er sich ein wenig ungeschickt über die Hausdächer.
Ein splitterndes, krachendes Geräusch! Die Plattform, die Häuser – alles schwankte und brach zusammen. Der gesamte Bau beugte sich unter dem Gewicht der beiden Kolosse und gab nach.
Martt fand sich im warmen Wasser wieder, umgeben von Schlamm und Holzteilen und Grasdächern.
Und neben ihm zappelte sein Gegner, jäh aus dem Schlaf gerissen. Er versuchte mühsam, auf die Beine zu kommen.
Martt kniete sich auf. Der flache Seegrund war schlammig und zäh. Ein Hausdach hing ihm an der Schulter. Er schüttelte es ab, kam atemlos und tropfnaß auf die Beine. Der andere Mann hatte sich ebenfalls erhoben. Im Sternenlicht, inmitten von schwimmenden Holzteilen, starrten sie einander an. Martt war der Größere, und er wuchs immer noch. Der Riese schrumpfte neben ihm zusammen. Ein hagerer junger Bursche mit langem schwarzem Haar. Ein breites, flaches Gesicht, auf dem sich jetzt die Überraschung abzeichnete.
Martt lachte. Und er rief:
»Jetzt habe ich dich!«
Er wäre gesprungen, aber mit einemmal fiel ihm Zee ein, die jetzt winzig am Ufer kauerte. Ein Stoß von seiner Seite, ein Sprung des Riesen – eine plötzliche Bewegung der geknickten Hausbalken – und Zee könnte sterben …
Martt wandte sich um und watete schnell in den See hinaus. Er fragte sich, ob der andere Mann ihm folgen würde. Sein Manöver war ein Fehler. Denn als Martt sich umdrehte, sah er, wie die Hand des Riesen zum Gürtel tastete und wie er sie dann zum Mund führte. Also hatte er noch etwas von der Droge gehabt! Martt hatte geglaubt, daß sich nun alles in seinem Besitz befand. Doch der Riese hatte ihn getäuscht. Im Moment war er noch kleiner als Martt, doch er wuchs schnell. Einen Augenblick stand er mit hocherhobenen Armen da, dann watete er Martt nach.
Die Berge waren zu Martts Rechter, und sie schrumpften schnell zusammen. Das Wasser
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