Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eroberer der Unendlichkeit

Eroberer der Unendlichkeit

Titel: Eroberer der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Cummings
Vom Netzwerk:
an den Mann, der Rokk hieß. Dann sprach sie bittend mit der Frau. Aber die Frau starrte dumpf vor sich hin und wandte sich dann ab.
    »Frannie, er sagt, daß wir später erfahren werden, was er will. Er sagt, daß uns nichts geschehen wird, wenn wir ihm keine Schwierigkeiten machen. Er nimmt uns mit …«
    »Wohin?« unterbrach Frannie.
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich nach Ried.«
    »Frage ihn.«
    Leela fragte ihn.
    »Ja, der Weg führt über Ried. Er sagt, daß wir die Tiere besteigen müssen – er nennt sie Dhrans. Sie laufen sehr schnell – so wie die Wölfe in den nördlichen Eisgebieten Europas, die Brett mir beschrieben hat.«
    Frannie fragte:
    »Er sagt, daß wir nach Ried gehen?«
    »Ja. Wir überqueren die Insel – bis zur Lagune – und dann schwimmen die Tiere über den See.«
    Die Erinnerung an die Insel, an den Pavillon, an die Lagune und den See kam Frannie wieder. Die Insel! Sie schien jetzt so riesig und fern. Diese Felswüste, in der sie sich befanden, war nichts als ein Fleck weißen Sands neben der Pavillonwand.
    Sie sagte schnell:
    »Leela, frage ihn, wie wir das je schaffen sollen, wenn wir so klein sind. Mein Gott, es müssen ja Hunderte von Meilen sein – für uns wenigstens – bis wir allein das Ufer erreicht haben.«
    »Ich habe es ihm gesagt. Er antwortete: ›Natürlich!‹ Er sagte, er sei von dem Gebüsch weggeritten, als er klein genug war, um von Brett nicht mehr gesehen zu werden.«
    »Ich meine – sage ihm, daß wir größer werden müssen«, erklärte Frannie atemlos.
    Leela nickte eifrig.
    »Damit Brett uns sehen kann?«
    »Ja. Versuch es! Sage ihm, er soll uns sofort groß machen – wir würden ihm helfen …«
    Rokk grinste höhnisch, als er Leelas Worte hörte. Leela wandte sich kummervoll an Frannie.
    »Er sagt, er tut, was er für richtig hält – und wir müßten tun, was er sagt.«
    Rokk fügte noch einen Befehl hinzu. Leela sagte:
    »Wir müssen die Dhrans besteigen, Frannie. Ich glaube, es ist besser, wenn wir tun, was er will. Streiten hat keinen Sinn. Kannst du auf so einem Sattel reiten?«
    In Frannies Augen waren die Dhrans nun so groß wie Ponys – vierbeinige, langhaarige, zottige Biester mit weitausladenden, krummen Geweihen. Sie bewegten sich, als seien sie gefedert. Frannie mußte bei ihren Sprüngen an die Bewegungen der Leoparden denken, die sie in Käfigen auf der Erde gesehen hatte. Aber sie schienen sanft und duldsam zu sein. Die Sättel waren länglich und mit Pelz überzogen und hatten auf einer Seite einen hohen und einen niedrigen Steigbügel, auf die der Reiter seine Beine stützen konnte.
    »Ja, natürlich kann ich auf so einem Ding reiten«, sagte Frannie. Sie kletterte gewandt auf den Sattel. Zügel war keiner da. Frannie beugte sich vor und packte das Geweih ihres Reittiers.
    Leela stieg ebenfalls auf: Rokk dirigierte sein Tier durch Zurufe und gelegentliche Klapse.
    »Er will uns noch eine Tablette geben, Frannie«, sagte Leela. »Sie wird uns größer machen. Aber er sagt, daß wir weit weg vom Pavillon sind, bevor wir die volle Größe erreicht haben – im Wald, wo Brett uns nicht sehen kann. Wir werden sehr schnell reiten …«
    Die Tiere schluckten eifrig ihre Tabletten. Der Mann und die Frau nahmen ebenfalls eine und verabreichten Leela und Frannie ihre Dosis. Frannie fühlte sich einen Moment lang schwindlig, doch es verging schnell.
    Rokk rief etwas. Frannie spannte sich an. Das Dhran unter ihr raste los. Der Ritt hatte begonnen.
    Anfangs klammerte sich Frannie ängstlich an das Geweih, doch nach einer Weile merkte sie, daß das völlig unnötig war. Das Dhran rannte in langen, glatten Sprüngen dahin, sicher wie eine Bergziege auf den steilsten Felsen. Es rannte mit vorgebeugtem Kopf dicht über dem Boden. Frannie konnte das Spiel der glatten Muskeln unter dem zottigen Fell spüren.
    Die Frau namens Mobah ritt hinter Frannie. Leela war direkt vor ihr, und Rokk hatte die Spitze übernommen.
    Durch den schnellen Ritt pfiff der Wind um Frannies Ohren. Der Boden flog wie ein graugelber Strich an ihr vorbei. Und überall um sie war das undurchdringliche Halbdunkel. Es schien auf sie zuzukommen und sie zu umschließen.
    Ein wilder Nachtritt wie der Märchentraum eines Kindes. Wild und frei – ein Märchentraum …
    Frannie war von einer merkwürdigen Freude erfüllt. Sie trieb ihr Tier zu immer größerer Geschwindigkeit an.
    Die Droge wirkte. Die vorbeirauschende Nacht schien zusammenzuschrumpfen. Überall wurde das Dunkel enger.

Weitere Kostenlose Bücher