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Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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Beschleunigungsdruck.
    Von draußen sah es natürlich anders aus. Aus dem Stillstand heraus wurde das Schiff plötzlich vorwärtsgerissen, gefolgt von dem riesenhaften Rauchwirbel der Startraketen. Selbst in einer Entfernung von einem Kilometer war das Getöse kaum auszuhalten. Dann hob sich das Schiff vom Boden ab, und die Geschwindigkeit nahm unglaublich schnell zu.
    McCauley wußte, wann es geschah. In den ersten sechs ihrer insgesamt 14 Sekunden währenden Aktionsdauer schoben die Raketen das Schiff mit achtfacher Erdbeschleunigung an. Dann wurden die Staustrahltriebwerke luftgriffig. Das Schiff hatte sich vom Boden gelöst und wurde nur durch seine Masse und den Luftwiderstand zurückgehalten. Die L-Triebwerke heulten auf, das ganze Schiff ruckte – und dann betrug die Beschleunigung zehn g. Die Grenze dessen, was ein Mensch aushalten kann, schien erreicht zu sein. McCauley biß die Zähne zusammen und bot seine ganze Kraft auf, um diese Attacke gegen sein Bewußtsein und gegen sein Leben durchzustehen.
    Die Startraketen brannten aus und fielen ab. Das Schiff flog ruhig weiter, die Beschleunigung betrug nur noch zwei g zu. Aber jetzt mußte McCauley schnell handeln, obwohl er das Gefühl hatte, daß an jedem Finger ein schweres Gewicht hing. Er schüttelte den Kopf hin und her, keuchte und ließ seine Augen über den Horizont schweifen. Er war eine ebene Linie.
    McCauley zog das Höhenruder zurück. Der Horizont kippte nach unten weg, und das Schiff erhob sich ungestüm in den Himmel.
    Furness' Stimme drang nur schwach durch das Heulen der L-Triebwerke zu ihm.
    »Hier X-21. Startmanöver beendet. Alles normal. Steiggeschwindigkeit ...«
    Er sprach weiter, aber seine Stimme hatte einen eigentümlichen Klang. McCauley bemerkte es, obwohl er sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren mußte. Er konnte es sich nicht leisten, einen Blick auf Furness zu werfen.
    Sie hatten eine Höhe von rund 700 Metern erreicht. McCauley legte eine gut 30 km umfassende Steigkurve an. Das Schiff zeigte einen ausgeprägten Hang, sich im Flug hin und her zu wälzen, und er mußte es erst grob ausbalancieren, dann feiner.
    Unter ihnen breitete sich die Erde aus, weiter und weiter, und die L-Triebwerke donnerten ihre Botschaft auf die Landschaft hinunter.
    Furness' Stimme war kaum hörbar. Er gab ständig die Instrumentenanzeigen durch. Alle diese Daten wurden im Stützpunkt aufgefangen und registriert, aber wenn das Schiff eine Höhe erreicht hatte, in der die Staustrahltriebwerke aussetzten und der R-Antrieb die Arbeit übernahm, war es zweifelhaft, ob Mikrowellen kontinuierlich empfangen werden konnten. Eine optimale Auswertung des Fluges wäre nur dann möglich, wenn eine längere Wellenlänge für den Sprechfunk zur Verfügung stand.
    Die X-21 war 5500 Meter hoch, als sie Quartermain Base das erstemal überflog. Furness las den Treibstoffverbrauch der L-Triebwerke ab – die Windgeschwindigkeit – die Höhe. Sein Gesicht war immer noch aschgrau. Er hielt seine linke Hand fest auf die Unke Bauchseite gepreßt. McCauley sah das zwar, hatte aber keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Der ostwärts fliegende Jetstrom jagte unsichtbar über ihnen vorbei. Dieser Luftstrom, der mit einer Geschwindigkeit von 500 Stundenkilometern oder mehr von Westen nach Osten rast, lag heute etwas tiefer als sonst. Das Schiff hätte in einer Höhe von 8500 Metern in ihn eintauchen sollen, und zwar unter Vermeidung der Gierkraft der unteren Schicht. Es mußte wie ein Sprung auf ein Fließband sein. Er adjustierte die Steiggeschwindigkeit. In einer Höhe von 6000 Metern war die Leistung der L-Triebwerke besser. Die Steigkurve wurde steiler. Das Geräusch der Triebwerke hatte sich verändert. Noch immer war der Lärm ungeheuerlich, aber doch irgendwie dünner, nicht mehr so resonant wie ein Donnergrollen. Er reichte aber aus, um sein ganzes Bewußtsein wie in einer eisernen Klammer zu halten. Welche Kraftanstrengung, nur die optischen Wahrnehmungen zu verarbeiten, wenn der Lärm unaufhörlich auf ihn einhämmerte! Auch das Denken war mühevoll, seine Hände waren bleischwer, und Bewegungen, die er sonst ganz automatisch ausführte, erforderten jetzt eine fast schmerzhafte Anstrengung.
    6700 Meter. McCauley blickte auf den Kreiselkompaß, rechnete schnell im Kopf die bekannte Windgeschwindigkeit und die für diese Höhe angegebene Windrichtung zusammen und folgerte daraus den tatsächlichen Kurs. Dann mußte er den Eintauchwinkel in den Jetstrom berechnen, so

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