Eroberer des Alls
Sauerstoffflaschen.«
»J-ja, Sir«, kam Sammys Stimme durch die Kopfhörer.
Sie drehten sich umeinander, und die Sterne und die Sonne und das riesige, fremdartige, grell beleuchtete Objekt, das die Erde war, schienen eine gespenstische Sarabande zu tanzen. Im Licht der Sonnenstrahlen leuchtete Sammys silbriger Raumanzug auf. Dann wieder wurde das Licht der Sterne streifig, die Sonne ein feuriges, unerträgliches Band. Diese schweigende Bewegung des Kosmos war unwirklich – eine Halluzination. Es war wie ein Alptraum, denn in Wirklichkeit gab es das doch nicht, daß die Erde, die Sonne und die Sterne in verrückten Kurven herumtanzten.
Während Sammy Breen McCauleys Befehl befolgte, trieben die beiden immer weiter in den leeren Raum hinaus. McCauley stellte verwundert fest, daß die durch die Drehbewegung ausgelöste Zentrifugalkraft ihm zum erstenmal seit der Ankunft auf der Plattform das Gefühl einer Schwerkraft vermittelte.
Randys Stimme kam durch die Kopfhörer.
»Ed! Mein Gott!«
Seine Stimme klang schreckerfüllt und hoffnungslos.
»Randy«, sagte McCauley scharf, »du kannst dich nützlich machen. Wenn wir genau in einer Linie mit dir sind, sagst du ›Tip‹. Also los!«
Fast gleich darauf sagte Randy »Tip!« Dann wieder und wieder. Sammy Breen sagte mit heiserer Stimme:
»Meine gesamte Ausrüstung ist jetzt an Ihrem Raumseil befestigt, Sir. Alles außer den Sauerstoffflaschen.«
»Gut! Jetzt lassen Sie es los«, befahl McCauley. »Randy, wie schnell treiben wir ab?«
»Ich weiß nicht«, sagte Randy, »aber ihr seid jetzt gut hundertfünfzig Meter entfernt.«
McCauley rechnete laut, teils zur eigenen Ermunterung, teils um Randy und Sammy zu informieren.
»Wir treiben jetzt vielleicht seit einer halben Minute. Du sagtest einmal pro Sekunde ›Tip‹. Wir umkreisten uns alle zwei Sekunden einmal an den Enden eines zehn Meter langen Seils. Jeder von uns hat eine Winkelgeschwindigkeit von etwas über fünfzehn Metern pro Sekunde. Vielleicht auch zwanzig oder mehr. Unsere gemeinsame Geschwindigkeit – hundertfünfzig Meter in dreißig Sekunden ... ungefähr ein Meter sechzig pro Sekunde. Mehr kann es kaum sein. Wir kommen also nur ganz langsam vorwärts, drehen uns aber wie verrückt.«
Randy sagte gepreßt:
»Selbst wenn ich ein genügend langes Seil hätte, Ed, ich könnte es dir nicht zuwerfen.«
»Weiß ich«, sagte McCauley kurz. »Leutnant?«
»Ja, Sir«, sagte Sammy Breen ganz ruhig. »Mir ist ein Gedanke gekommen, Sir. Wenn ich das Seil genau im richtigen Augenblick durchschneide ...«
»Halten Sie den Mund!« schnappte McCauley. »Das ist ein Befehl! Stoßen Sie alles, was Sie am Ende meines Seils befestigt haben, so kräftig wie möglich von sich weg, und zwar in die Richtung, in der wir uns drehen. Ihre Winkelgeschwindigkeit ist zu hoch. Haben Sie verstanden?«
»Ja, Sir«, sagte Sammy, »ich bin froh, daß ...«
»Ruhe!« schnappte McCauley wieder. »Jetzt!«
Die Zusammenballung der Ausrüstungsgegenstände, die auf der Erde vielleicht so viel gewogen hätten wie Sammy Breen selbst, schwang von ihm weg und um McCauley herum, bis sie direkt hinter diesem war. Ein System von drei Gewichten an einem Seil war entstanden. Das Gewicht im Zentrum – McCauley – wirbelte nicht mehr herum, sondern rotierte nur um die eigene Achse. Die beiden anderen schwangen in einem großen Kreisbogen um ihn herum.
»Jetzt paß auf, Randy«, sagte er scharf, »und halte dein Seil bereit!«
»Was ...« Dann hatte Randy verstanden. Er stieß einen Fluch aus.
McCauley ließ Sammy Breens Raumseil in der Sekunde los, als Sammy sich auf seiner Kreisbahn auf die Plattform zubewegte. In diesem Augenblick bewegte sich McCauley natürlich in die entgegengesetzte Richtung, aber er ließ los. Das Ergebnis war, daß er Sammy Breen in Richtung auf die Plattform freiließ, während er selbst sich rascher entfernte. In der Tat wirkte sich der Antrieb, den er Sammy gegeben hatte, auf ihn selbst nachteilig aus – aber nicht ganz. Da war noch das Seilende, an dem die Ausrüstungsgegenstände hingen. Ein neues System mit zwei Gewichten war entstanden, das sich nun um einen gemeinsamen Mittelpunkt drehte. Trotzdem entstand der Eindruck, daß er eine Möglichkeit gesehen hatte, einen von ihnen zu retten, und zwar Leutnant Breen, und das um den Preis seines eigenen Lebens.
»Major!« schrie Sammy verzweifelt. »Nein! Das darf nicht sein! Es war meine Schuld! Ich hätte das Seil durchschneiden sollen ...«
»Halten
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