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Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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eintrafen, wurde es McCauley klar, daß die Ursache dieses Hasses keine Rolle mehr spielte. Die beiden haßten sich schon so lange, daß sie, wenn man sie nach dem Grund gefragt hätte, nur irgend etwas, das gestern oder vor einem Monat, oder vor einem Jahr geschehen war, vorgebracht hätten. Bis auf den Grund der Sache wären sie wahrscheinlich nicht gegangen. Vielleicht hatten sie ihn sogar vergessen. Aber ihre Feindschaft hatte einen seltsamen Aspekt. Nicht, daß einer dem anderen ganz simpel Unglück und Verderben wünschte – nein, jeder hungerte förmlich danach, dem anderen persönlich Unglück und Verderben zu bringen. Beide waren geradezu von Stolz besessen. Wenn es noch Duelle gegeben hätte, wäre die Lösung einfach gewesen. Die beiden hätten in Anwesenheit ihrer Sekundanten mit Degen oder Pistolen gekämpft, bis einer von ihnen auf dem Platz geblieben wäre. Ein passender Ausgang.
    Aber heutzutage gab es keine Duelle mehr. Als McCauley die Unterlagen und Berichte gelesen hatte – ein kommandierender Offizier muß über die Männer, die ihm unterstellt sind, ausführliche Informationen haben, und je gefährlicher die Aufgabe, desto besser muß er Bescheid wissen –, war ihm klar, daß der erste Mord auf dem Mond kurz bevorstand. Ein formelles Duell war ausgeschlossen, also blieb nur eine Möglichkeit: Mord.
    Im Erdstützpunkt des Raumdienstes hatte es einen Autounfall gegeben. Es sah ganz danach aus, als sei er von Holmes und Kent mit dem Ziel arrangiert worden, daß einer von beiden auf der Strecke blieb. Beide wurden verletzt, beide überlebten. Ein andermal wurde Kent mit einem Gewehr in der Hand und einer Schußwunde in der Schulter angetroffen. Er ignorierte die Verletzung, weil er auf der Fährte eines Stück Wildes war – sagte er. Er erklärte, daß die Schußwunde durch einen unglücklichen Zufall verursacht worden sei. Aus den Unterlagen war ersichtlich, daß Holmes zur gleichen Zeit im gleichen Revier jagte. Auch er hatte eine Verletzung durch einen Streifschuß. Sowohl Holmes als auch Kent machten höchst fadenscheinige Angaben über ihre Verletzungen, und jeder leugnete, daß der andere auf ihn geschossen habe. Der kommandierende Offizier war von der Wahrheit ihrer Aussagen nicht überzeugt. Er versetzte beide zu anderen Einheiten, und in seinem vertraulichen Bericht, der keinem der beiden jemals zu Augen kommen würde, schrieb er, daß die beiden ein Duell mit schweren Jagdgewehren arrangiert und das Ganze so frisiert hätten, daß es aussehen sollte, als sei der Getötete das Opfer eines Jagdunfalls geworden. Beweise dafür gäbe es zwar nicht, aber das sei seine Meinung.
    Es gab noch viele andere Berichte. Keiner der beiden hatte sich jemals etwas zuschulden kommen lassen, außer im Hinblick auf den anderen. Aber kein kommandierender Offizier – und ganz bestimmt nicht auf dem Mond – hätte auch nur einen der beiden in seiner Mannschaft haben wollen, nachdem er die Akten gelesen hatte. Der Mond ist zu klein für Männer, die ihren Haß sogar im Weltraum mit sich tragen.
    Und McCauley hatte alle beide hier – beide fähige und auch hochwillkommene Mitarbeiter, wenn sie nicht so erbitterte Feinde gewesen wären. Er hatte eine weite Reise unternommen, um zu erreichen, daß einer – oder alle beide – von Grimaldi versetzt würde, ehe sie erneut ein kaschiertes Duell austrügen, nach dessen Ende der eine tot und der andere ein Mörder wäre. Alle seine Bemühungen waren vergeblich gewesen. Man konnte sie nicht sofort versetzen. Man konnte sie nicht abschieben, weil der Sonnenuntergang dicht bevorstand. Und während der Mondnacht bestand überhaupt keine Aussicht, die beiden loszuwerden. Jetzt waren sie drüben auf Farside, wo es keine Zeugen geben und ein verstecktes Grab nie gefunden werden würde.
    Voll ohnmächtigen Zorns erreichte McCauley den kleinen schmierigen, staubbedeckten Kuppelbau, der sich Stützpunkt Grimaldi nannte. Keine Nachricht von Kent oder Holmes. McCauley hätte schwören mögen, daß die beiden mit dem festen Entschluß losgegangen waren, daß nur einer von ihnen zurückkehren sollte. McCauley war sicher, daß dort draußen in der Unendlichkeit des Raums, unter dem schwarzen Sternenhimmel, in den von den Strahlen der untergehenden Sonne kilometerweit geworfenen Schatten, den Vorläufern der abgrundtiefen Dunkelheit und der absoluten Kälte, ein Kampf auf Leben und Tod stattfand.
    Aber beide waren Offiziere im Raumdienst. Ehe sie den Kampf begannen, würden sie

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