Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
umfasste.
    Harolds Vater, Godwine, hatte seine Laufbahn als untergeordneter Thegn im Land der Südsachsen begonnen. Nun unterwarf er sich Knut und überstand als Einziger eine Säuberung des englischen Adels.
    »Er hat sogar Knuts Schwägerin geheiratet«, sagte Godgifu. »Harolds Mutter, Gytha.«
    »Dieser Godwine hat also seinen König verraten«, sagte Orm.
    Sihtric zuckte die Achseln. »Ich glaube, Knut hat die Qualitäten des Mannes gesehen. Eine Standhaftigkeit. Man braucht tüchtige Männer, um ein Land zu regieren, weißt du.
    Nach Knuts Tod konkurrierten seine Söhne mit König Aethelreds Söhnen, Edward und Alfred, um den
Thron. Alfred kam nach England zurück – und wurde geblendet und getötet. Obwohl Godwine stets die Verantwortung dafür zurückwies, blieb der Vorwurf an ihm haften. Aber die blutigen Ereignisse überschlugen sich, Knuts Söhne fielen allesamt, und bald war Edward der einzige überlebende Thronanwärter.
    Edward war in der Normandie aufgewachsen. Obwohl Alfreds Blut in seinen Adern floss, genoss er in England keinerlei Unterstützung. Um den Thron zu erobern, brauchte er Godwines Hilfe. Godwine bedrängte Edward sogar, seine Tochter, Harolds Schwester Edith, zu heiraten, deren Bauch sich als unfruchtbar erwies.«
    »Wie König Edward Godwine und dessen großspurige Söhne gehasst haben muss«, sagte Orm. »Diesen Königsmacher, der seinen Bruder getötet hatte.«
    »Das war alles vor unserer Zeit«, sagte Sihtric ein wenig genüsslich. »Aber ja, so lauten die Gerüchte. Vor einigen Jahren hat sich die Sache dann zugespitzt …
    Godwine hatte sich Robert, den Erzbischof von Canterbury, zum Feind gemacht, einen normannischen Verbündeten Edwards. Es kam zum Entscheidungskampf, als ein weiterer von Edwards Normannen in Godwines Territorium misshandelt wurde. Godwine musste dem König Geiseln stellen, darunter seinen Sohn Wulfnoth, einen weiteren Bruder von Harold. Erzbischof Robert floh in die Normandie und lieferte Wulfnoth Herzog William aus.
    Und dort gab Robert dem Herzog in Edwards Namen ein Versprechen.«

    »Er hat William den Thron von England versprochen « , sagte Sihtric. »William hatte immer einen gewissen, wenn auch ziemlich zweifelhaften Anspruch, denn Edwards Mutter war seine Großtante. Alles natürlich reine Böswilligkeit, eine Methode, Roberts Feind Godwine den Weg zu versperren.«
    Orm grunzte. »Und was hat Godwine dazu gesagt?«
    »Nicht viel. Er ist bald darauf gestorben. Und Harold wurde zum Earl von Wessex ernannt. Der König stützt sich auf ihn, trotz der Marotten seines Vaters.«
    »Und nun soll ich glauben«, sagte Orm trocken, »dass Harold selbst nicht das geringste Interesse am Thron hat.«
    »Ganz recht!«, fauchte Sihtric. »Du kennst den Mann nicht. Als sich herausgestellt hat, dass Edward höchstwahrscheinlich kinderlos bleiben würde, ist Harold nach Ungarn gegangen, um Edwards Großneffen, Edgar den Aetheling, den wahren Erben, zurückzuholen. Harold hat diesen Jungen zurückgeholt . Na, handelt so ein Mann, der auf die Königswürde aus ist? Wenn Edward stirbt – was nicht mehr lange dauern wird –, werden verschiedene Leute Ansprüche auf seinen Thron erheben …«
    »Zum Beispiel William.«
    »Ja. Und Harald Hardrada, der König von Norwegen  – das ist eine komplizierte Geschichte, die mit Knuts Söhnen zu tun hat. Vielleicht auch noch andere. Aber Harold wird sich bemühen, die Thronfolge des Aethelings zu sichern, des rechtmäßigen Erben, und auf diese Weise England zu vereinigen.«

    Orm schnaubte. »Das möchtest du gern glauben.«
    »Mein Bruder will in dieser verworrenen Geschichte mitmischen«, meinte Godgifu. »Er glaubt nämlich, dass durch Harolds Erhebung zum Regenten seine Prophezeiung erfüllt werden wird.«
    Orm musterte Sihtric. »Es ist ein schmutziges Geschäft und auch gefährlich, sich in die Geschicke von Königen einzumischen. Was springt dabei für dich heraus, Priester?«
    »Er ist ehrgeizig«, sagte Godgifu sofort. »Er hätte eines Tages gern ein Erzbistum – stimmt’s, Sihtric?«
    »Das weise ich zurück«, sagte Sihtric gespreizt. »Ich erfüllte nur meine heilige Pflicht. Es gibt eine Tradition geistlicher Hingabe an das Menologium, wenn man sich seine Geschichte ansieht. Und du bist doch nur neidisch auf mich, Schwester, wie schon dein ganzes Leben lang.«
    Godgifu schnitt eine Grimasse.
    »Also«, fragte Orm, »weshalb ist Earl Harold hierher gekommen? Er ist doch bestimmt in Gefahr.«
    »Er ist hier, um

Weitere Kostenlose Bücher