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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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setzten ihr Spiel fort; die abgenutzten Steine tappten über das uralte Spielbrett.

VII
    Am folgenden Tag brachen die Reisenden wieder auf. Ihr Weg führte sie stetig nach Norden. Bischof Ammanius war kein angenehmer Reisegefährte; er musterte alles und jeden mit finsterem Blick, stank immer noch nach Alkohol und Erbrochenem und ließ seinen Zorn an den unglücklichen Novizen aus.
    Endlich erreichten sie die ehemals nördlichste Provinz Britanniens, die Ammanius Flavia Caesariensis nannte, und schlugen den Weg zur Hauptstadt ein. Eoforwic – Eburacum, wie die römischen Briten sie genannt hatten – erwies sich als eine spektakuläre römische Stadt; umgeben von massiven Mauern, lag sie auf einer Anhöhe mit Blick auf einen Fluss. Beherrscht wurde sie von einem imposanten Steinbau, dessen Ziegeldach und Säulengänge noch heil waren. Dies sei das Hauptquartier des alten römischen Kastells gewesen, sagte Ammanius, die principia .
    Doch als die Reisenden sich der Stadt näherten, sah Wuffa, dass die Mauern Breschen und Brandspuren aufwiesen. Im Innern der Stadt herrschte rege Aktivität; die Mauern wurden ausgebessert, und Händler und Zuwanderer strömten herein. Diese geschäftigen Menschen waren weder Römer noch Briten.
Eburacum befand sich nun in den Händen der Germanen.
    Nach dem Abzug der römischen Verwaltungsmacht hatte ein römischer Oberbefehlshaber — der Dux Brittaniarum  – mit Hilfe dieser Legionsstadt und der Kastelle im Wall die Herrschaft über die alte Nordprovinz an sich gerissen. Das Gemeinwesen hatte alles gut überstanden, trotz der Überfälle auf die Ostküste, wo im Verlauf der Jahrzehnte ein germanisches Volk, die Angeln, in mehreren großen Einwanderungswellen gelandet war. Eine Zeit lang war es den Briten gelungen, die Angeln in einer Küstenfestung namens Bebbanburh einzuschließen und sie noch weiter zurückzudrängen, auf eine Insel vor der Küste, die den Namen Lindisfarena trug. Aber die Angeln kamen immer wieder und waren schon längst von dort ausgebrochen. Jetzt breitete sich ihr Königreich über den Norden Britanniens aus, und erst in den letzten Jahren hatten sie Eoforwic eingenommen.
    Und heute wurde unter dem Säulengang der principia Vieh gehalten, und germanische Häuptlinge stolzierten über ihren Marmorboden. Ammanius versuchte, dem widerstrebenden Wuffa deutlich zu machen, was er bei diesem Anblick empfand: ein Gefühl des Verlusts, des Bedauerns, den Eindruck, außerhalb seiner Zeit geboren zu sein.
    Sie blieben nur eine Nacht in der Stadt, bevor sie zum Zentrum des neuen anglischen Königreichs an der Ostküste weiterreisten. Bebbanburh war auf einem Stück harten schwarzen Felsgesteins erbaut worden,
das unnachgiebig über einer Dünenreihe aufragte. Sie mussten in den Stein gehauene Stufen zum Gipfel hinaufsteigen. Die Festung war primitiv, nur eine Hand voll Holzhütten mit einer Hecke darum herum. Früher einmal war dieser Felsbrocken der ganze Besitz der Angeln gewesen. Jetzt war er das Herz eines Königreichs, das sich über Nordbritannien erstreckte.
    Er war nach der Gemahlin eines anglischen Königs benannt. Die Briten hatten ihm einmal den Namen Dinguardi gegeben, aber niemand kümmerte sich darum.
    Die müden Reisenden wurden von einem Thegn des örtlichen Königs empfangen und in einer kleinen, beengten Halle untergebracht. In diesem typisch germanischen Gebäude fühlte sich Wuffa mehr zu Hause denn je, seit er Coenreds Dorf verlassen hatte. Auch dies war ein spektakulärer Ort; er ragte über ein unruhiges Meer auf, über dem der Komet sein geisterhaftes Licht verbreitete. Aber die Stimmung des Bischofs verfinsterte sich bald, denn als er die Berater des Königs um Informationen bestürmte, wie er Isoldes Prophezeiung aufspüren könnte, erfuhr er, dass ihm eine weitere Reise bevorstand – diesmal nach Westen, an der Linie des alten römischen Walls entlang. Der »letzte Römer«, so der Thegn abergläubisch, sei angeblich ein Nachfahre von Isolde selbst und spuke in einem Wallkastell namens Banna herum.
    Wuffa, dem das alles gleichgültig war, suchte sich eine Ecke, wo er sich auf nach Vieh riechendem Stroh zusammenrollte und in einen tiefen Schlaf sank.

    In stockdunkler Nacht wurde er von schwerem, nach Wein riechendem Atem geweckt, und eine Hand fummelte ungeschickt unter seiner Decke herum. Ohne nachzudenken, hob er das Knie, rammte es in einen fetten Bauch und schlug mit der Faust zu. Ammanius wich mit einem Grunzen zurück; natürlich war

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