Eroberer
davon. Elfgar blutete am Hinterkopf; die Hose hing ihm um die Knöchel, und sein Schwanz war komischerweise noch immer erigiert. Sie liefen gegen Tische, sodass Pergamenthaufen und Tintenfässer herunterfielen, bis sie schließlich zur Tür hinaus verschwanden. Boniface jagte hinter ihnen her. »Ich habe die Nase voll von euch Tieren! Ich weiß, was ihr tut! Spart euch den Weg zu eurem Beichtvater, ich gehe wegen dieser Sache zum Abt, und dann werdet ihr gegeißelt, wie selbst ihr noch nie gegeißelt worden seid! …«
Das Menologium lag auf dem Boden, besudelt mit Blut und vergossener Tinte. Aelfric hob es auf, legte es auf den Tisch und versuchte, es zu glätten.
Ein pfeifendes Atmen lenkte sie ab. Bonifaces Energieausbruch war vorbei, und er war auf dem Boden zusammengesackt. Dabei umklammerte er immer noch seinen Stock.
Sie lief zu ihm. »Dom Boniface. Lass mich dir helfen.«
Sie fasste ihn unter einem Arm und zog ihn auf die Beine. Er war leichter und zerbrechlicher, als sie geglaubt hatte, und ein seltsamer Gestank ging von ihm aus. Vielleicht kam es von dem purpurroten Gewächs, das eine Wange und die Seite seines Kiefers bedeckte. Während sie ihn zu einem Stuhl führte, gab sie sich alle Mühe, nicht zurückzuzucken.
Er bemerkte es natürlich. Keuchend sagte er: »Oh, du brauchst keine Angst davor zu haben, mein Kind.«
»Angst?«
»Vor meinem Dämon, dem Ding, das mich von außen nach innen auffrisst. Ich fürchte es nicht. Ich danke Gott, dass er mir eine Gelegenheit gegeben hat, meine Kraft zu zeigen! Ich habe ein gutes und langes Leben gehabt – ich bin dreiundvierzig, weißt du –, ich danke ihm, und ich lobe ihn.« Statt sich auf den Stuhl zu setzen, kniete er nieder. »Komm, Kind, sprich ein Dankgebet mit mir.« Er schloss die Augen.
Sie kniete sich hin, war jedoch außerstande, sich zu konzentrieren. »Oh, Dom Boniface – die Manuskripte sind zerstört! Selbst das Original ist mit Blut beschmiert.«
»Mit dem Blut, das du bei seiner Verteidigung vergossen hast. Das ist keine Sünde. Zerstört? Nun, mag sein. Aber die Zeit zerstört alles. Deshalb fertigen wir schließlich Kopien an. Deine Kopie wird vielleicht ein, zwei Jahrhunderte überdauern, aber wenn sie verschlissen ist, wird es hier in diesem Raum einen anderen Novizen geben, der eine neue Version anfertigt, und immer so weiter.«
»Aber all die Zeit, die ich hineingesteckt habe …«
»Dann musst du Gott danken, dass er dir die Gelegenheit gibt, noch einmal von vorn anzufangen und es noch besser zu machen. In allem, was uns widerfährt, zeigt sich Gottes Großzügigkeit.« Er öffnete ein Auge. »Ich glaube nicht, dass er es gesehen hat, weißt du. Elfgar. Er hat zwar unter deinem Bauch herumgetastet, aber es kann sein, dass er nicht glaubt, was ihm seine Fingerspitzen beweisen. Erst recht nicht, weil er vom Zusammenprall meines Stocks mit seinem dicken Kopf abgelenkt war. Dein Geheimnis bleibt vorerst gewahrt. Es ist gut aufgehoben bei dir, deinem Vater, dem Abt – und bei mir, Aelfric.«
»Aelfflaed«, sagte sie elend. »Mein Name ist Aelfflaed.«
»Nein«, sagte Boniface sanft. »An diesem heiligen Ort heißt du Aelfric. Also komm, Aelfric, und bete mit mir.«
Auf den Knien liegend, schloss sie die Augen und sprach ihm nach, als er einen Rosenkranz anstimmte. Die wiederholten Worte verloren bald ihre Bedeutung, und die beruhigenden Rhythmen bewirkten, dass der pochende Schmerz in ihrer Nase nachließ.
VI
Endlich schlug Macson die Augen auf.
Er lag in einem kleinen, verräucherten Raum mit Lehmwänden auf einem Strohsack. Als er den Kopf drehte, sah er Belisarius mit ernster Miene auf einer ramponierten Liege in einer Ecke des Raumes sitzen. Macson hob die rechte Hand. Belisarius hatte ihm den Verband abgenommen. Beim Anblick seiner übel zugerichteten Handfläche erbleichte Macson.
Belisarius wartete geduldig.
Macson sagte etwas in einer Sprache, die Belisarius unbekannt war. Dann kehrte offenbar sein Gedächtnis zurück, und er wiederholte es auf Lateinisch: »Wo bin ich?«
»In einer Taverne«, sagte Belisarius. »In der Nähe des Hafens. Ich habe mir dort ein Zimmer genommen.«
»Du hast mich hierher gebracht.«
»Ja, und das war nicht billig. Ich musste zwei Männer anheuern, dich zu tragen.« Tatsächlich waren zwei jener Ankläger, die einer nach dem anderen die Kirche verlassen hatten, nicht abgeneigt gewesen, ein wenig von Belisarius’ Silber anzunehmen.
Macson blickte auf seine Hand. »Was hast
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