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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Deshalb quellen die Klöster Britanniens geradezu über von feigen Prinzen.« Jetzt lächelte er. »Aber nicht nur von denen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du brauchst etwas, womit du deinen Vater dazu bringen kannst, bei einem der Raubzüge, die er plant, dorthin zu fahren, nicht wahr? So viel habe ich auf dem Schiff aufgeschnappt. Ich glaube, ich habe da genau das Richtige für dich.«
    »Nämlich?«
    Sein Lächeln wurde breiter. Er genoss sein kleines bisschen Macht über sie. »Gold «, sagte er.
    Sie sah ihn an. »Wenn es dort Gold gibt, warum hast du meinem Vater dann nichts davon erzählt?«
    »Er hat mich nicht danach gefragt. Und außerdem«  – er tippte sich an den Kopf –, »mein einziger Reichtum ist mein bisschen Wissen. Warum sollte ich das verschenken?«
    Sie stand auf. »Ich muss mit meinem Vater sprechen.«
    »Komm bald wieder. Wenn ich dich besteige, könnte ich vielleicht ein Kind in deinen trockenen Mutterschoß pflanzen. Dein Gatte würde es nie erfahren …«
    Sie wagte es nicht, darauf zu antworten. Sie kehrte ihm den Rücken zu und ging davon.

VIII
    Obwohl Dom Boniface stets freundlich zur Aelfric gewesen war, fand sie ihn einschüchternd. Selbst in diesem berühmten Kloster stach seine Frömmigkeit hervor. Es hieß, dass er manchmal drei oder vier Tage lang wach blieb und sich in Gebete vertiefte. Auch seine Krankheit spornte ihn nur an, Gott noch mehr zu danken. Nach dem Vorfall mit Elfgar verbrachte der Komputist jedoch mehr Zeit mit ihr. Vielleicht fühlte er sich schuldig wegen dem, was ihr angetan worden war, obwohl er gar nichts dafür konnte.
    Und, sagte er geheimnisvoll, er wolle ihr helfen, die wahre Bestimmung des Klosters zu verstehen.
    »Der heilige Benedikt hat uns gelehrt, dass Müßiggang der Seele Feind ist«, sagte er. »Jede Arbeit ist gute Arbeit. Die Kunstfertigkeit deiner Abschriften lässt einiges hoffen, Aelfric, obwohl bisher nur der Himmel weiß, in welcher Form sich diese Hoffnungen erfüllen werden. Hier im Kloster leiden wir nicht unter Zeitmangel, und das Urteil einer Generation nach der anderen wirkt wie ein langsames Sieb, vor dem nur Bestand hat, was wirklich von tief greifendem Wert ist. Nicht ich, sondern die Jahrhunderte werden deine Arbeit beurteilen.

    Aber du darfst nie vergessen, dass du nicht hier bist, um deiner Kunst zu dienen, sondern den Worten, die du bewahrst. Deine Abschriften dieser Worte werden vielleicht in die ganze Welt gesandt …«
    Und für einen hübschen Profit verkauft, dachte sie ein wenig säuerlich.
    »… oder, noch wichtiger«, fuhr Boniface fort, »in die Zukunft. Das ist unser Beitrag für die kommenden Jahrhunderte, die Bewahrung eines solchen Schatzes für bessere Zeiten als diese. Seit dem Untergang Roms wird Britannien von Barbaren überrannt. Wir selbst sind die Brut analphabetischer Heiden! Wie Hunde, die sprechen lernen, haben wir Angeln uns das Lesen beigebracht. Aber manchmal scheint der Firnis der Zivilisation schrecklich dünn zu sein.« Er klang müde, und seine Stimme war nur ein Flüstern. Vermutlich dachte er an Elfgar.
    Sie verspürte den Drang, ihn aufzumuntern. »Mag sein, dass wir Angeln Barbaren sind. Aber immerhin haben wir Beda hervorgebracht.«
    »Ach, Beda! Er starb schon vor meiner Geburt, aber ich bin einem Mann begegnet, der ihn als Junge noch kannte … Historiker, Theologe, Komputist, all das war Beda. Ich glaube, er wäre entsetzt, wenn er sähe, welch Fäulnis die Kirche seit seiner Zeit befallen hat. Aber vielleicht sagt jede Generation dasselbe. Er war römischer als die Römer, weißt du, aber was sie betraf, irrte er sich. Wir sind die reinere Art, wir Menschen nordischen Geblüts. Letztendlich gehört die Zukunft uns , nicht den Römern, Griechen oder Mauren.«

    Das verblüffte Aelfric. »Was meinst du damit, Domnus? Wie können wir besser sein als die Römer?«
    »Ach, nicht so wichtig, nicht so wichtig. Ich schweife ab«, sagte Boniface. »Wir haben über dich gesprochen. Der Abt hat mich zurate gezogen, weißt du. Als dein Vater um die Erlaubnis gebeten hat, dich hier unterbringen zu dürfen.«
    »Mein Vater dachte, es wäre das Beste für mich. Ich bin zu unruhig. Interessiere mich zu sehr für Bücher. Ich wäre keine gute Gemahlin.« Ihre Schwestern waren im Alter von zwölf und dreizehn Jahren verheiratet worden. Und vermutlich glaubte ihr Vater, dass eine Tochter, die lesen konnte, in einer zunehmend des Lesens und Schreibens kundigen Zeit von Vorteil für ihn wäre. »Er hat

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