Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
uns, dass sich nach dem Ende des Krieges das Blut der Dänen und der Engländer vermischen wird«, erklärte Ibn Zuhr gelassen. »Ein neues Volk wird entstehen, das weder das eine noch das andere ist, sondern das Ergebnis einer Verschmelzung. Etwas Größeres.«
    Arngrim schnaubte. »Unmöglich.«
    »Aber wir haben es selbst gesehen«, sagte Ibn Zuhr. »In Jorvik, oben im Norden. Wo sogar die Sprachen miteinander verschmelzen. Und dann«, fuhr er erbarmungslos fort, »ist da der Rest der Prophezeiung.« Er wandte sich an Cynewulf. »Ich habe deine Anmerkungen gelesen. Ein früherer Kommentator des Menologiums, Boniface, hat folgende Ansicht vertreten: Die Prophezeiung steckt Schritt für Schritt einen Kurs ab, durch den ein künftiges Reich der ›Arier‹, ein neues Rom, entstehen wird.«
    »Wer sind diese Arier?«, fragte Alfred.
    »Niemand weiß es«, sagte Ibn Zuhr. »Vielleicht werden sie aus dem Blut der Dänen und der Engländer hervorgehen. Aber du siehst, Herr, auch wenn dein Sieg über die Dänen nicht vollständig sein mag, er ist ein notwendiger Schritt in diesem Programm – ein Schritt hin zur Gründung des größten Reiches.«
    Cynewulf staunte über diese Analyse und schämte sich, weil er sie nicht selbst vorgenommen hatte – er war wütend auf den Sklaven, weil der ihn blamierte.
    Alfred schüttelte den Kopf. »Ich muss also mein
Königreich retten, aber jene verschonen, die es bedrohen.« Er starrte den Priester wütend an. »Und damit wolltest du meine Moral stärken, Cynewulf?«
    »Ich hatte es nicht so weit durchdacht, Herr«, gab der Priester kleinlaut zu.
    »Ja, da bin ich sicher. Was zweifellos der Grund ist, weshalb ich König bin und du nur ein Priester bist.« Der König ließ sich auf seinen Thron fallen und hustete bellend. »Prophezeiungen, Prophezeiungen. Hat das Universum Platz für so etwas?« Er nahm sein Exemplar des Trostes zur Hand und blätterte darin. »Was wissen wir Menschen von der Geschichte? Wir sind wie Würmer, die im Dunkeln Tunnel graben und nichts von der Form der ganzen runden Welt wissen. Aber Boethius schreibt von anderen Zeitwahrnehmungen als der linearen der Menschen. Ich glaube, Boethius würde den Standpunkt vertreten, dass Gott atemporal ist – außerzeitlich, so wie ich außerhalb der Seiten dieses Buches bin – und dass es ihm darum freisteht, nach Belieben in Vergangenheit und Zukunft einzugreifen.« Er blätterte das Buch durch und steckte seinen Finger aufs Geratewohl zwischen die Seiten. »So wie ich in diesem Text einen Buchstaben hier und ein Wort dort ändern könnte. Und wenn ich das akzeptiere, dann kann ich wohl auch glauben, dass Gott oder ein frommer Diener Gottes tatsächlich einen Weg gefunden haben könnte, eine Warnung oder ein Versprechen aus der Zukunft durch die Zeit zurückzuschicken.« Er warf Cynewulf einen Blick zu. »Ist das Blasphemie, Priester?«

    Cynewulf hielt beinahe den Atem an. »Ich glaube nicht, Herr.«
    »Ich sollte einen Bischof fragen. Von denen habe ich genug in der Tasche. ›Ein Drache muss / zu Kreuze kriechen …‹ So vieldeutig diese Botschaft aus der Zukunft oder der Vergangenheit ist, vielleicht bestärkt sie mich in meinem Entschluss. Pilgerfahrten können warten, bis ich alt bin. Und wenn alles, was ich den Dänen abnehme, eines Tages von ihnen zurückerobert werden muss – nun, dann ist es eben an uns, so zu tun, als wäre es nicht so. Stimmst du mir so weit zu, Cynewulf?«
    »Ja, mein König«, sagte Cynewulf erleichtert.
    Ein Priester flüsterte Alfred etwas ins Ohr. Zeit für Gebete. Er entließ Cynewulfs Gruppe.
    Aebbe, die immer noch dort stand, wo sie das Menologium einem König vorgetragen hatte, hatte all das mit ernstem, abwägendem Blick beobachtet.

XIII
    Als die Tage länger wurden und das Wetter wärmer, war es, als geriete das Blut der Welt in Bewegung. Die Stechkähne brachten Waffen, Rüstungen und Altmetall, die unter den Tag und Nacht hallenden Hammerschlägen in Speere, Pfeilspitzen und Kettenhemden umgeschmiedet wurden.
    Arngrim hatte sein Lieblingspferd so nah wie möglich heranbringen lassen, ein hübsches Tier, das er Stark-und-Flink nannte. Und er schärfte und polierte sein Streitschwert, das er noch mehr liebte als das Pferd, dachte Cynewulf, und dem er nach der Art heidnischer Krieger ebenfalls einen Namen gegeben hatte. Es war ein Geschenk seines Vaters, eine gehärtete Klinge mit einem reich verzierten Holzgriff; er nannte es Eisenseiten.
    Die für Feldzüge geeignete

Weitere Kostenlose Bücher