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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Antwort war ein donnerndes Gebrüll.

XIV
    Den Rest des Tages verbrachten sie mit den Vorbereitungen auf die bevorstehende Schlacht.
    Die einzigen Berufskrieger unter Alfreds Befehl waren seine Thegns, zu denen auch Arngrim gehörte, und die einzige Erfahrung der Bauern mit den Dänen bestand im Weglaufen. Darum brachten die Thegns den Fyrd-Männern bei, auf die englische Art zu kämpfen: im Schildwall. Arngrim gab sich alle Mühe mit ihnen; er suchte sich die jüngeren, stärkeren und tapferer aussehenden Bauern heraus und rüstete sie mit Schilden, Kettenhemden und anständigen Schwertern aus. Aber es gab nicht genug Waffen für alle.
    Während Arngrim an den militärischen Fähigkeiten der Bauern arbeitete, kümmerte sich Cynewulf um ihre Seele. Im Verlauf des Tages taufte er einen ängstlichen Bauern nach dem anderen. Er bespritzte ihre Köpfe rasch mit Wasser aus Holzbechern und besprengte ihre Schilde mit Weihwasser. Offenkundig war nicht die ganze Bevölkerung dieses Teils von Wessex so christlich, wie er geglaubt hatte. Doch selbst wenn diese Bauernkrieger bisher nicht in Christus gelebt hatten, würden sie nun als Christen kämpfen und sterben.
    Am Ende des Tages folgte ein langer Abend, an dem
sie unter Leitung von Alfreds Priestern fasteten, beteten und Hymnen und Psalmen sangen. Das Lager wurde zu einer Freiluftkathedrale christlicher Frömmigkeit. Im Mittelpunkt stand Alfred selbst, so unermüdlich in seiner Andacht wie in der Vorbereitung auf die Schlacht. Er weihte als Erster sein Leben und seinen Sieg dem Herrn, schwor auf die Bibel und das heilige Sakrament und sang, bis seine Stimme vor Müdigkeit kratzig klang.
    Diese letzten Gottesdienste fanden jedoch unter hohen Galgen statt, an denen die Leichen von Dänen baumelten, die man gefangen genommen, nach nützlichen Informationen ausgequetscht und ohne viel Federlesens gehängt hatte. Alfred war fromm, aber er war auch ein Kriegerkönig.
    Nicht alle von Alfreds Thegns waren Christen. Arngrim war während dieser Gottesdienste nirgends zu sehen. Zusammen mit anderen hatte er sich zu einem Feuer abseits der christlichen Zeremonien geschlichen.
    Gegen Mitternacht verließ Alfred mit zweien seiner Hausgefährten das Lager und begab sich zum Feuer der Heiden. Cynewulf war müde vom Beten, und doch war er zu aufgeregt, um zu schlafen, und so folgte er dem König.
    Im Schein ihres Feuers standen die heidnischen Thegns mit ihren Gefolgsleuten um eine Grube. Arngrim war da, und Cynewulf sah Ibn Zuhr, der sich – fast unsichtbar in der Dunkelheit – um Arngrims Pferd kümmerte. Vor Cynewulfs Augen wurde ein quiekendes
Schwein zum Rand der Grube gezerrt. Ein rascher Schwerthieb schlitzte dem Schwein den Bauch auf. Während graue, seilartige Eingeweide aus dem schreienden Tier quollen, stachen die Thegns abwechselnd auf es ein; Arngrim trat vor, als die Reihe an ihm war, und stieß Eisenseiten in das blutige Durcheinander. Dann wurde das Schwein in die Grube geworfen. Die Krieger hoben ihre triefenden Schwerter über das Loch in der Erde und brüllten einen Schwur in einer Sprache, die mit Cerdics Booten herübergekommen war: »Auf Woden! Auf den Sieg! Auf den Tod! «
    Als die Krieger Anstalten machten, ein weiteres Tier nach vorn zu schleifen, diesmal eine Ziege, trat der König vor. Die Thegns drehten sich respektvoll zu ihm um.
    »Was für eine Verschwendung von gutem Schweinefleisch.«
    Arngrim lächelte. »Wir, die fallen, werden es uns in der Oberwelt zusammen mit Woden schmecken lassen.«
    Alfred fasste ihn an der Schulter. »Wenn du Christ wärst, wärst du mein Hausgefährte. Das weißt du.«
    »Und wenn ich lesen könnte.«
    »Ja, das auch. Ist dir klar, dass ich mein Königreich auf Christus und die Schriftkultur gründen werde? Das Christentum ist nämlich die Wurzel der Moral, auf der das Gesetz ruht, und wenn ein Gesetz schriftlich festgehalten wird, können es alle Menschen verstehen und sehen, dass es gerecht ist.«
    Cynewulf war fasziniert von der Weitsicht dieses
Mannes, der von Gesetzeskodices träumte, noch während er sich auf die Schlacht seines Lebens vorbereitete.
    »Aber das ist nichts für mich, mein König«, sagte Arngrim. »Ich bin kein Mönch.«
    »Nein. Aber der morgige Tag ist etwas für dich, Arngrim. Zwar träume ich von einer zivilisierten Zeit, in der wir unseren Schwertern keine Namen mehr geben. Aber morgen brauche ich Krieger.
    Ich habe gründlich darüber nachgedacht, was mir in jener Nacht gesagt wurde, als das

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