EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
Freundin, die von Ihrer Anwesenheit nichts weiß und Sie deshalb auch nicht eingeladen hat. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir nicht hier sind, oder?“
Sie blickte sich zu Alessio um.
„Ihr Gastgeber wird Sie ebenfalls vernachlässigen müssen, signorina, denn er hat, wie er mir gerade sagte, geschäftlich in Perugia zu tun.“
Laura war zwischen Erleichterung und einem Gefühl des Verlassenseins hin und her gerissen. Und sie schämte sich dafür. „Wie nett, dass Sie sich meinetwegen Sorgen machen, signora“, erwiderte sie ironisch. „Es ist allerdings nicht nötig. Mir macht es nichts aus, allein zu sein. Außerdem muss ich packen, da wird die Zeit wie im Flug vergehen.“
Nach einem langen Blick wandte die Signora sich an Alessio. „Camilla sagte mir, dass sie ihren Sohn Fabrizio und seine Frau erwartet. Wie heißt sie doch gleich? Soll ich ihnen etwas von dir ausrichten?“
Nach einer kurzen Pause angespannten Schweigens sagte Alessio eisig: „Nein, danke.“
„Dann können wir jetzt ja essen“, meinte die Signora. „Ich habe ziemlichen Hunger.“
Sie ging mit Laura voraus zum Esszimmer.
„Wieso begleitest du deine Mutter nach Trasimeno?“, wollte Alessio von Paolo wissen.
„Warum nicht? Sie ist meinen Heiratsplänen jetzt zugänglicher, da kann ich doch auch Zugeständnisse machen, oder?“ Er grinste anzüglich. „Außerdem soll, wie du gehört hast, die schöne Vittoria ebenfalls dort sein, und ich möchte gern mein Glück bei ihr versuchen.“
Bei diesen Worten wurde es Alessio leichter ums Herz. „Warum auch nicht? Die Dame soll, wie es heißt, sehr entgegenkommend sein. Obwohl es natürlich ein Hemmnis gibt“, fügte er hinzu.
„Meinst du Vittorias Trottel von Ehemann?“
„Nein, ich dachte an Signorina Mason.“
„Oh! Aber mit der bin ich noch nicht verheiratet“, sagte Paolo. „Ein Mann sollte die Freuden des Junggesellendaseins auskosten dürfen.“
„Das finde ich auch“, stimmte Alessio zu. „Ich wünsche dir viel Erfolg.“
Am folgenden Morgen verabschiedete Laura sich demonstrativ liebevoll von Paolo.
„Sobald du zurück bist“, flüsterte sie, während sie ihn umarmte, „musst du bei der Fluglinie anrufen und unsere Tickets umbuchen. Ich halte es hier nicht länger aus.“
„Dir geht es immer noch besser als mir. Camilla Montecorvo ist ein richtiger Drachen“, erwiderte er leise. „Und du hast das Haus für dich, weil Alessio ja nach Perugia muss. Wenn du mich fragst, er hat da eine Geliebte und kommt vielleicht gar nicht zurück.“ Laut verabschiedete Paolo sich von ihr und stieg ins Auto.
Das Frühstück wurde wie üblich auf der Terrasse serviert, was Laura diesmal nicht so gut gefiel, weil das Wetter bereits umgeschlagen hatte. Es war schwül und stickig, nicht ein Lufthauch regte sich. Wolken zogen am Himmel auf und kündigten Regen an.
Alles ändert sich, dachte sie und schauderte.
Es waren zwei Gedecke aufgelegt, und Emilia teilte ihr mit, der conte würde gleich kommen, sei aber noch im Swimmingpool.
Laura fragte sich, was passieren würde, wenn sie zu ihm ginge und um weiteren Schwimmunterricht bat. Und dann ins Wasser glitt – in Alessios Arme.
Nein, so etwas würde sie ja ohnehin nicht tun, also brauchte sie nicht diesem sinnlosen Gedanken nachzuhängen.
Oder über die Frage nachzudenken, ob Alessio eine Frau in Perugia besuchte. Wie er sich amüsierte, war seine Angelegenheit. Hauptsache, sie hatte verhindert, dass er sich mit ihr, Laura, vergnügte – obwohl es natürlich verlockend gewesen wäre nachzugeben.
In dem Moment schlenderte Alessio auf die Terrasse, ein Handtuch um die nackten Schultern. Er trug dieselben alten Shorts wie am ersten Tag.
„ Buongiorno“, begrüßte er sie und setzte sich ihr gegenüber. „Sie haben sich mir heute ja gar nicht im Pool angeschlossen.“
„Das haben Sie doch nicht wirklich erwartet, oder?“, erwiderte sie kühl und verschwieg ihm natürlich, dass sie beinah zu ihm gegangen wäre.
„Ich erwarte sehr wenig. So erlebe ich manchmal angenehme Überraschungen.“ Eindringlich musterte er sie. „Haben Sie nicht gut geschlafen? Sie haben Schatten unter den Augen.“
„Ich glaube, die Hitze fängt an, mir zuzusetzen“, erklärte sie und schenkte sich Orangensaft ein. „Ich bin richtig froh, wenn ich wieder zu Hause bin.“
„Hier ist aber doch Paolos Heimat“, rief Alessio ihr ins Gedächtnis. „Finden Sie nicht, Sie sollten versuchen, sich an das Klima zu
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