EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
ihn.
„Vielleicht hilft es ja, wenn wir für Fredo beten“, meinte Alessio, während sie sich an den Tisch setzten. „Zusätzlich zu fasten ist allerdings unnötig.“
„Ich habe einfach keinen Hunger“, erwiderte sie trotzig.
„Und ich mag nicht allein essen. Außerdem wirst du bestimmt Appetit bekommen, sobald das Essen serviert ist.“
Ja, Emilias Kochkünsten kann ich nicht widerstehen, stimmte Laura im Stillen zu und bemerkte laut: „Wir speisen,wie ich sehe, wieder bei Kerzenlicht.“
„Betrachte es nicht als Vorspiel zu einem romantischen Intermezzo“, sagte Alessio sarkastisch, „sondern als Maßnahme, um Diesel für den Generator zu sparen. Obwohl die Reparaturen der Strom- und Telefonleitungen, soweit ich gehört habe, begonnen haben.“
„Und wie steht es mit der Straße?“
„Mit der Räumung soll angefangen werden, wenn es hell wird. Sobald der Weg frei ist, bist du auch schon unterwegs nach Rom. Zufrieden?“
„Ja, natürlich“, antwortete sie ausdruckslos.
„Gut. Ich tue alles, um deine Abreise zu beschleunigen.“
„Das glaube ich gern.“ Sie schluckte mühsam. „Tut mir leid, dass ich dir all den Ärger mache. Ich hätte nicht herkommen dürfen!“
„Dem stimme ich von ganzem Herzen zu“, sagte Alessio grimmig. Am liebsten hätte er ihr erklärt, dass er sie nicht aus den Gründen wegschickte, die sie vermutete. Vielmehr versuchte er – zum ersten Mal im Leben –, sich einer Frau gegenüber richtig und anständig zu verhalten. Und das bedeutete, auf sie zu verzichten, auch wenn sie ihn deswegen hasste.
Alessio war körperlich und seelisch erschöpft. Am liebsten hätte er sich ins Bett gelegt … mit Laura, um in ihren Armen zu schlafen. Nur zu schlafen.
Während des Essens sprachen sie nicht mehr viel. Anschließend gingen sie in den Salon, um dort Kaffee zu trinken – das taten sie, um den Konventionen zu entsprechen und nicht, weil sie noch zusammen sein wollten.
Laura saß auf dem Sofa und war sich überdeutlich bewusst, dass sie den letzten Abend mit Alessio verbrachte. Bald würde sie abreisen und ihn nie wieder sehen. Der Gedanke schmerzte sie wie ein Messerstich im Herzen.
Nein, ich kann es nicht dabei belassen, wenn ich ihn trotz allem so sehr begehre. Sie wusste nun, dass ihr die Erfahrung mangelte, auf die er Wert legte. Trotzdem müsste siedoch irgendwie sein Interesse wecken können …
„Darf ich dir zum Kaffee noch etwas anbieten?“, fragte Alessio, neben der Anrichte stehend, höflich.
„Oh ja! Ich hätte gern einen Grappa“, erwiderte Laura kühn.
„Wirklich? Ich dachte, er schmeckt dir nicht.“
„Na ja, der erste Schluck war ein bisschen heftig, aber ich würde ihn gern noch mal probieren“, antwortete sie gespielt gelassen.
Alessio füllte zwei Gläser und reichte ihr eins. „Na dann. Prost!“ Um seine Mundwinkel zuckte es amüsiert.
„ Salute!“, erwiderte Laura und trank. Hoffentlich liefen ihr jetzt nicht sofort Tränen über die Wangen, oder sie verschluckte sich.
Alessio war zum Kamin gegangen – so weit weg von ihr wie möglich. Außer er hätte den Salon verlassen. Kein vielversprechender Anfang …
Nachdem Laura tief eingeatmet hatte, leerte sie das Glas. „Allmählich schmeckt er mir. Kann ich noch einen haben?“
„Das würde ich nicht empfehlen“, meinte Alessio trocken.
„Es ist meine letzte Nacht in Italien“, erwiderte Laura herausfordernd. „Da kann ich doch das eine oder andere Risiko eingehen.“
Er presste die Lippen zusammen, dennoch tat er ihr den Gefallen und versorgte sie mit einem weiteren Schnaps.
Sie nahm das Glas, und als er sich abwandte, begann sie: „Alessio, du hast mich doch gestern um einen Gefallen gebeten.“
„Ja, und?“ Er runzelte die Stirn.
„Würdest du mir heute einen tun?“
Nun erschien ein argwöhnischer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Tut mir leid, aber ich kann nicht Klavier spielen“, wehrte er ab.
„Aber Poker! Und du hast mal angeboten, mir das Spiel beizubringen.“ Laura nahm ihren Mut zusammen. „Ich würde jetzt gern auf das Angebot zurückkommen.“
„Du hattest doch eingewendet, dass man mehr Spieler braucht – und du hast kein Geld zu verlieren“, hielt er dagegen. „Das ist noch immer so, oder?“
„Richtig. Aber du hattest, denke ich mal, ohnehin eine andere Variante im Sinn.“ Sie nahm einen ihrer Ohrringe ab und hielt ihn Alessio hin. „Oder irre ich mich?“
„Nein“, antwortete er bestimmt. „Es war schändlich von mir, es
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