Erobert von tausend Kuessen
Hafen am anderen Ende der Welt. An einen anderen Wagen -
einen Ferrari Testarossa, mit Mario am Steuer. Er fuhr die römischen Hügel hinauf. Francesca war fasziniert gewesen von dem wunderbaren Blick, den sie auf die ewige Stadt gehabt hatten. Damals war sie so unendlich glücklich gewesen. Und das Tempo, mit dem Mario sie nach Hause gefahren hatte, war atemberaubend gewesen. Er hatte es gar nicht erwarten können, endlich mit ihr im Bett zu liegen.
Es waren verrückte, trügerisch glückliche Tage gewesen.
Selbst damals hatte sie schon befürchtet, dass Mario kein langes Leben vergönnt sein würde.
Kurz vor elf parkte sie den Wagen in der Tiefgarage und nahm den Fahrstuhl zu ihrer Wohnung. Langsam und nachdenklich zog sie sich aus, entfernte ihr Make-up, schlüpfte in ein Seidennachthemd und legte sich schlafen.
6. KAPITEL
Sophy war eine elegante Frau, die gern die Blicke auf sich zog. Deshalb hatte sie als Treffpunkt auch ein Cafe vorgeschlagen, das derzeit im Trend lag.
"Wir wollen nur etwas trinken, Liebling", hatte Sophy gesagt, als sie sich telefonisch mit ihrer Tochter verabredet hatte.
Nun saß Francesca an dem Tisch, den ihre Mutter reserviert hatte, bestellte Kaffee und wartete.
Sophy hatte natürlich wieder Verspätung. Alle Menschen, die sie näher kannten, akzeptierten inzwischen, dass sie einfach kein Zeitgefühl hatte. Natürlich hatte sie immer eine plausible Erklärung, warum sie nicht rechtzeitig eingetroffen war, und ihre Entschuldigung wurde stets angenommen.
Eine halbe Stunde. Gar nicht so schlimm, dachte Francesca trocken, als ihre Mutter das Cafe betrat. Es hatte schon Tage gegeben, an denen sie über eine Stunde auf Sophy gewartet hatte.
Ihre Mutter hatte tizianrotes Haar, das sie als schulterlange Pagenfrisur trug, ein schöngeschnittenes Gesicht und eine Figur, um die sie manche Frau beneidet hätte, die nur halb so alt war wie sie. Die elegante Dame im exklusiven Designeroutfit zog natürlich viele bewundernde Blicke auf sich.
"Entschuldige, Liebes." Sophy zuckte sorglos die Schultern und setzte sich auf den Stuhl, der Francesca gegenüber stand.
"Armand ..." Sie lächelte vielsagend. "Du weißt schon. Diese Franzosen haben immer nur l'amour im Kopf."
"Ich dachte, du hättest genug von Franzosen", antwortete Francesca ruhig.
"Das dachte ich auch. Aber sie sind ja so galant." Sophy zwinkerte ihrer Tochter zu. "Außerdem ist er ein phantastischer Liebhaber."
"Wie schön."
"Ja." Sophys Augen blitzten humorvoll auf. "Es ist wirklich ein wunderbarer Bonus."
Francesca fragte sich, ob Armand noch unpassender wäre als sein berühmter Vorgänger, der ihre Mutter zehn Monate lang begleitet hatte, bevor sie ihn an die Luft setzte. Das war ein neuer Rekord gewesen.
"So, Liebes, nun erzähl doch mal, was du von deinem Vater hältst. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, wirkte er ziemlich ..." Sophy machte eine Kunstpause. "... reif", fügte sie dann diplomatisch hinzu. "Er hatte mehr Falten. Ich habe ihm gleich meinen Schönheitschirurgen empfohlen. Na ja, du kannst dir vorstellen, wie er auf meinen Vorschlag reagiert hat. Du kennst ja deinen Vater."
Wahrscheinlich hatte er seiner Exfrau wortreich zu verstehen gegeben, dass seine Falten ganz allein seine Angelegenheit seien.
"Madeline ist so anspruchsvoll, und dann sind da ja noch die Kinder."
Francesca hatte keine Lust, sich auf dieses brisante Thema einzulassen. "Darf ich dir einen Kaffee bestellen?"
"Ja, bitte." Sophy betrachtete ihre Tochter forschend.
"Irgendwie wirkst du verändert." Sie dachte einen Moment lang nach. "Doch, ganz bestimmt. Da steckt sicher ein Mann dahinter, oder?"
Ein Mann. Das war eine viel zu langweilige Beschreibung für jemanden von Dominic Andreas Format.
"Wie kommst du denn darauf?" fragte Francesca unschuldig.
Ihre Mutter lächelte. "Es stimmt also?"
"Eigentlich nicht."
"Aha." Nun wusste Sophy, dass sie recht gehabt hatte, und wechselte zufrieden das Thema. "Du hast noch gar nichts von Marios Mutter erzählt. Alles sehr traurig. Sie hatte doch hoffentlich eine Pflegerin?"
"Ja, es war rund um die Uhr jemand für sie da." Francesca verschwieg, dass sie sich selbst auch Tag und Nacht um ihre Schwiegermutter gekümmert und nur ab und zu einige Stunden geschlafen hatte.
Wenn man in einem so schicken, topaktuellen Cafe saß, traf man natürlich auch auf andere Leute, die gesehen werden wollten. Zuerst kam eine Freundin von Sophy an ihren Tisch, dann eine weitere. Francesca wurde nicht als
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