Erobert von tausend Kuessen
herzlich zu.
Eine halbe Stunde später gelang es Francesca, sich zu verabschieden. Nach einer weiteren halben Stunde hatte sie sich in den fließenden Straßenverkehr eingefädelt und war auf dem Weg aus der Stadt. Erst gegen fünf Uhr kehrte sie in ihre Wohnung zurück.
Nachdem sie den ganzen Tag von einem eleganten Outfit ins nächste geschlüpft war, hätte sie sich am liebsten ganz leger in einen Bademantel gehüllt, Hühnchensalat gegessen, ferngesehen und sich dann früh ins Bett gelegt.
Doch das ging leider nicht. Sie seufzte, zog einen atemberaubenden schwarzen Seidenhosenanzug an, wählte Goldschmuck dazu, legte ein leichtes Make-up auf, das ihre wunderschönen Augen betonte, und ließ das Haar locker über die Schultern fallen. Und schon war sie fertig für den nächsten Termin.
Ricks und Madelines elegantes Anwesen mit dem
zweigeschossigen Fachwerkhaus lag im exklusiven Vorort Vaucluse und war hell erleuchtet. Die Inneneinrichtung verriet Madelines ausgezeichneten Geschmack.
Francesca wurde von Katherine und John herzlich begrüßt, tauschte Luftküsse mit Madeline aus und ließ sich von ihrem Vater umarmen.
"Nimm Platz, Francesca", sagte Madeline. "Rick wird dir etwas zu trinken bringen."
Da Francesca die geborene Diplomatin war und inzwischen gut mit Madelines Art umzugehen wusste, setzte sie sich bereitwillig. Wenn man erst einmal wusste, woran man war, war es leicht, den Spielregeln zu folgen.
"Was darf ich dir. bringen, Francesca? Orangensaft? Oder eine Weinschorle?"
"Weinschorle wäre schön", sagte sie und lächelte ihrem Vater herzlich zu.
Als es klingelte, wandte Madeline sich ihrem Mann zu. "Das wird Dominic sein. Öffne ihm bitte die Tür, Liebling." Dann drehte sie sich wieder zu Francesca um. "Es macht dir doch nichts aus, dass wir noch einen anderen Gast eingeladen haben, oder?"
Was blieb Francesca übrig, als lächelnd den Kopf zu schütteln. "Aber natürlich nicht", behauptete sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
Rick schien die Situation eher peinlich zu sein. Doch wenn seine Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er machtlos dagegen. Madeline versprach sich offensichtlich einen interessanten Abend durch die Einladung Dominics.
Und warum Dominic Andrea die Einladung angenommen hatte, konnte man nur vermuten.
"Er ist einfach umwerfend, findest du nicht?" fragte Katherine mit jugendlichem Überschwang. Die Antwort blieb Francesca erspart, weil Dominic in diesem Moment von ihrem Vater ins Wohnzimmer begleitet wurde.
Beruflich lernte sie viele attraktive Männer kennen, doch nur wenige hatten eine so unglaublich starke Ausstrahlung wie Dominic. Dazu wirkte er noch so sexy, dass bei seinem Anblick wohl jede Frau aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Er ist wirklich sehr gefährlich, dachte Francesca, während sie den Blick über seinen teuren Anzug, die Seidenkrawatte und handgearbeiteten Schuhe gleiten ließ. Erst dann konzentrierte sie sich auf sein markantes Gesicht mit dem sinnlichen Mund und den ausdrucksvollen dunklen Augen, in denen es jetzt humorvoll aufblitzte.
"Guten Abend, Madeline." Er schüttelte der Gastgeberin die Hand, bevor er sich Francesca zuwandte.
"Hallo, Francesca."
"Guten Abend, Dominic", antwortete sie kühl. Er hatte das Zimmer gerade erst betreten, und doch war sie bereits nervös.
Wie sollte sie diesen Abend nur überstehen?
"Was darf ich dir zu trinken bringen, Dominic?" fragte Rick und zeigte auf die gut bestückte Hausbar.
"Ein Sodawasser, bitte."
Madeline lächelte. "Möchtest du einen klaren Kopf behalten?"
"Vielleicht hat Dominic ein Magengeschwür", gab Francesca mit zuckersüßer Stimme zu bedenken. "Das Temperament eines Künstlers und der berufliche Druck treiben den Stresspegel sicher in die Höhe."
"Nicht die Neigung, sich nur zum Abendessen ein Glas Wein zu genehmigen?"
Francesca musterte ihn wortlos mehrere Sekunden lang. "Wie langweilig", befand sie dann.
Dominic lächelte. "Ziehen Sie einen Mann vor, dessen Verstand und Handlungen unter Alkoholeinfluss stehen?"
Ach, du liebe Zeit! Hoffentlich hatten die anderen die Zweideutigkeit seiner Frage überhört.
Francesca wünschte sich inständig, der Abend würde so schnell wie möglich vorbei sein, damit sie sich verabschieden könnte, ohne Madeline oder ihren Vater zu verletzen.
Sie fing Dominics Blick auf und wusste sofort, dass er ahnte, was sie gerade gedacht hatte.
"Ich hatte keine Ahnung, dass Sie uns heute Abend Gesellschaft leisten würden", sagte sie etwas
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