Eroberung unter Palmen
klingen. Es war der einzige
Weg, um Pearl's Place, das Frauenhaus, das sie vor vier Jahren in
einem heruntergekommenen Apartmentgebäude in der Innenstadt
eingerichtet hatte, zu erhalten.
Pearl's
Place war ihr Geheimnis. Sie hatte es gegründet, weil sie ihrer
eigenen Mutter nie hatte helfen können und gerade deshalb
anderen Frauen in vergleichbaren Situationen eine Zuflucht bieten
wollte. Sie hatte die Liegenschaft mit ihrem Privatvermögen
finanziert, und der Großteil ihres Gehalts ging direkt an die
Einrichtung. Ohne ihre Leitungsfunktion bei Clemengers wäre die
kleine Stiftung aber zweifellos eines der ersten Opfer des neuen
Managements. Wenn sie einundfünfzig Prozent der
Unternehmensanteile halten könnte, wäre ihr Geheimnis
gesichert, und die Stiftungsgelder wären weiterhin garantiert.
So
wäre es natürlich am besten. Bekäme McQuades Angebot
hingegen den Zuschlag, würde es kaum für die
Steuernachzahlung und die Banken reichen. Eine Zeit lang würde
sie Pearl's Place noch mit ihrem Privatvermögen über Wasser
halten können, aber danach wäre das Frauenhaus auf sich
gestellt. Und das wollte sie auf jeden Fall verhindern.
Domenic
schüttelte den Kopf. "Nein. Das ist mir zu wenig. Ihr
Angebot beinhaltet nicht einmal die Unternehmenskontrolle. Sie suchen
einen Partner, der den großen Geldgeber spielt, aber keinerlei
Entscheidungsbefugnisse hat. Niemand würde so ein einseitiges
Geschäft akzeptieren, und ein Silvagni erst recht nicht."
Er schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass Opal
zusammenzuckte.
"Schon
aus Prinzip würde ich immer auf mindestens fünfzig Prozent
bestehen, und in Ihrem Fall soll ich schließlich das
Gesamtunternehmen aufkaufen. Wenn Sie allerdings glauben, dass Ihre
Führungsqualitäten für uns unverzichtbar sind, dann
sichere ich Ihnen eben eine entsprechende Ablösesumme zu. Das
wird Sie bestimmt zufrieden stellen."
"Ist
das alles? Nachdem ich Ihnen dieses einmalige Angebot mache? Ist
Ihnen eigentlich klar, dass es dazu niemals gekommen wäre, wenn
wir nicht hohe Steuernachzahlungen zu leisten hätten?"
"Das
ist aber nicht mein Problem", erwiderte Domenic mit der
Überheblichkeit des Siegers.
"Ohne
mich hätten Sie nicht einmal davon erfahren. Ihre
Finanzabteilung hielt den Verkauf von Clemengers Ihnen gegenüber
wohl nicht für erwähnenswert. Und wenn Ihnen die Sache
etwas wert ist, dann sollten Sie auch dazu stehen."
"Ihnen
war doch sicher bewusst, dass Sie nach einem Verkauf die Kontrolle
über das Unternehmen verlieren würden."
"Ja,
aber das war vor unserem Gespräch. Ich bin davon ausgegangen,
dass ich mit jemandem verhandle, der die Vorteile einer Kooperation
zu schätzen weiß."
"Sie
vergessen, dass ich Geschäftsmann bin und nicht der Leiter eines
Wohlfahrtsinstituts."
"Ich
will keine Almosen."
"Warum
erwarten Sie dann etwas von mir, das Sie von den anderen Bietern
niemals verlangen könnten und würden?"
Opal
blieb ihm die Antwort schuldig. Stattdessen sagte sie ausweichend:
"Vielleicht habe ich einfach nur geglaubt, dass ein erfahrener
Hotelier wie Sie mich verstehen könnte. Aber vermutlich habe ich
mich geirrt."
"Also,
mein Angebot steht. Ich überbiete McQuade, Sie bekommen eine
entsprechende Ablösesumme, und Clemengers ist in Sicherheit vor
den Planierraupen."
Einen
Moment lang schwieg Opal, und Domenic fragte sich, was wohl in ihr
vorging. In ihren ausdrucksvollen Augen flimmerten winzige
Farbpünktchen, und er konnte sich beinahe bildhaft vorstellen,
wie es in ihrem Kopf arbeitete. Das konnte sie doch nicht ernsthaft
meinen. Normalerweise musste sie doch froh sein, dass sie ihre heiß
geliebten Hotels vor dem Abriss bewahrte. Nun, sie hatte ihren
Standpunkt vertreten, und jetzt hoffte er, dass sie seinen verstand.
Für ihn kam nur eine hundertprozentige Beteiligung infrage.
"Ich
muss darüber nachdenken", meinte sie schließlich und
stand auf, als wollte sie ihn wie einen kleinen Schuljungen
entlassen.
Domenic
musterte sie scharf, sagte jedoch nichts. Er war wütend –
das musste ihr auch ohne Worte einleuchten. Er hatte seine kostbare
Zeit verschwendet, und wofür? Für nichts. Keiner hätte
ein derartiges Angebot abgelehnt. Jedenfalls kein vernünftiger
Mensch.
Aber
es war ihre Entscheidung. Domenic hatte ihr ein tragfähiges
Angebot zur Sanierung ihres Unternehmens gemacht – ein besseres
würde sie in den ihr verbleibenden vierundzwanzig Stunden
bestimmt nicht bekommen –, und sie wollte darüber
nachdenken, als hätte sie die
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