Eroberung unter Palmen
Typ."
Seine
skeptische Miene verriet ihr, dass er die falschen Schlüsse zog.
Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie das möglicherweise
witzig gefunden. Vielleicht ließ sie ihn sogar besser in dem
Glauben. Die Vorstellung war irgendwie belustigend. "Ich habe
gesehen, was die Ehe den Menschen antun, wie sehr sie sie auseinander
reißen kann. Ich bin keine Masochistin. Das Heiraten überlasse
ich lieber den Romantikern."
"Sie
haben Angst."
"Nein",
sagte sie mit Bestimmtheit, auch wenn die Erinnerung an das Schicksal
ihrer Mutter schwer wog. Risikoscheu wäre vermutlich
zutreffender. Und das aus gutem Grund. Wer sich freiwillig mit einem
Playboy einließ, musste den Verstand verloren haben.
Unvermittelt hatte sie ihre Mutter vor Augen: die strahlend schöne
Pearl, dankbar für die kleinste Aufmerksamkeit ihres Mannes –
überglücklich und voller Hoffnung, dass ihre Liebe erwidert
würde – und tief verzweifelt, wenn er sie wieder tagelang
allein ließ und mit einer seiner ständig wechselnden
jungen Geliebten betrog.
Auch
ohne die hässlichen Einzelheiten zu verstehen, hatte Opal
bereits im zarten Alter von neun Jahren gespürt, wie sehr ihre
Mutter unter der Einsamkeit und Zurückweisung litt. Die tiefe
Liebe, die sie für ihren Mann empfand, blieb unerwidert. Und
Opal hatte nichts daran ändern können.
Was
wollte Domenic mit einer Heirat erreichen? Seinem skandalumwitterten
Lebensstil einen seriösen Anstrich geben? Oder eine Garantie
haben, dass er, wenn er schon nicht die Kontrolle über
Clemengers bekam, wenigstens sie in der Hand hatte?
Bei
dem Gedanken verzog sie ironisch die Mundwinkel. Das durfte er
geflissentlich vergessen, selbst wenn sie ihn heiratete! Und auch da
hatte er null Chancen. Aber was würde dann aus Clemengers
werden?
Schlagartig
schien sie wieder so verletzbar wie am Morgen in Domenics Büro.
Jetzt wirkte sie noch jünger, noch unschlüssiger. Als
erfahrener Verhandlungsführer wusste Domenic, dass sie keine
Wahl hatte, und es wurde langsam Zeit, dass er die Sache zu einem
Abschluss brachte.
"Ich
werde veranlassen, dass meine Anwälte die entsprechenden
Verträge ausfertigen. Wir müssen schnell sein, da die
Ausschreibungsfrist morgen endet."
"Nein.
Ich habe nie gesagt, dass ich einverstanden bin."
"Viele
Entscheidungsmöglichkeiten haben Sie nicht."
"Ich
will nicht Ihre Frau werden."
"Es
ist doch nur eine Heirat. Ich verlange ja nicht, dass Sie mich
lieben."
Opal
erstarrte. "Ich könnte Sie niemals lieben. Um nichts in der
Welt. Im Augenblick finde ich Sie nicht einmal sympathisch. Unter
diesen Umständen hat es vermutlich wenig Zweck, dieses Gespräch
fortzusetzen."
Für
einen kurzen Moment sah er sie gedankenvoll an. Dann zuckte er die
Schultern. "Daraus kann ich nur schließen, dass Sie kein
Interesse daran haben, Clemengers zu retten." Er richtete sich
vom Schreibtisch auf und strich sich das Jackett glatt. "Wie Sie
meinen."
"Und
die Hotels?" sagte Opal fast flehend.
"Sie
haben sich entschieden. McQuade kann sie haben und damit machen, was
er will. Es interessiert mich nicht."
Mit
der Erwähnung von McQuade streute er Salz in ihre Wunden. Sie
wurde blass und sah ihn entsetzt an. Das hatte sie nun von ihrem
Dickkopf. Auch gut. Domenic hatte ihr das Angebot gemacht, Clemengers
zu retten, und sie hatte abgelehnt. Jetzt würde er seine
Trumpfkarte ausspielen. Mal sehen, was passierte.
"Auf
Wiedersehen, Ms. Clemenger." Zielstrebig ging er zur Tür.
Sie
beobachtete, wie er den Raum durchquerte, und wusste genau, dass die
Zukunft ihres Familienunternehmens von ihm abhing. Sie konnte es noch
retten, wenn sie nur wollte. Und wie ich das will! Das
Schicksal unzähliger Menschen war untrennbar damit verbunden.
Ihr Personal war immer loyal gewesen und stolz darauf, für
Clemengers zu arbeiten. Ihre Schwestern vertrauten ihr, dass sie
stets die richtigen Geschäftsentscheidungen traf. Aber deswegen
eine solche Verbindung eingehen? Es war absurd.
Aber
es ist ja nur eine Heirat! Angestrengt überlegte Opal, was
sie tun sollte. Domenic legte bereits die Hand auf den Türgriff.
Was war schon eine Heirat gegen die gesicherte Zukunft von Clemengers
und seinen Mitarbeitern? Durfte sie ihrem Personal die
Lebensgrundlage entziehen? Wie sollte sie diesen Leuten und ihrer
Familie je wieder unter die Augen treten, mit dem Wissen, dass sie
das Unternehmen hätte erhalten können und die Gelegenheit
ausgeschlagen hatte? War diese Eheschließung wirklich zu viel
von ihr verlangt?
Die
Tür
Weitere Kostenlose Bücher