Eroberung unter Palmen
Jubelpaar, das seine goldene Hochzeit feierte.
Domenic
hatte ihr einen Arm besitzergreifend um die Schultern gelegt und
stellte sie der weitläufigen Familie und den Einheimischen vor.
Dabei fragte er sie ständig, ob sie irgendetwas brauche oder ob
sie müde sei. Doch nach ihrem ausgedehnten Schlaf und der
herzlichen Aufnahme durch Domenics Familie und Freunde fühlte
sie sich sehr wohl in diesem Kreis.
Als
sie glaubte, sämtliche Gäste begrüßt zu haben,
und sich gerade ein Glas kühles Lemon-Soda zur Erfrischung
genommen hatte, kam jemand durch die Menge auf sie zu. Ein Mann, den
sie nicht kannte, mit einer Frau am Arm …
"Sapphire!"
rief Opal erstaunt. "Was machst du denn hier? Ich wusste ja gar
nicht, dass du eingeladen bist."
Lachend
küsste Sapphy ihre Schwester und stellte ihr Paolo, einen "guten
Freund" vor, bevor sie strahlend auf Domenic deutete. "Ich
bis gestern auch nicht. Dein großartiger Ehemann hat alles
arrangiert. Es sollte eine Überraschung für dich werden."
Opal
sah ungläubig zu Domenic, dessen Augen dummerweise hinter einer
dunklen Sonnenbrille verborgen waren. "Wirklich?"
"Ja,
wirklich. Er ist verrückt nach dir. Das weißt du doch, vor
allem jetzt, da du schwanger bist. Herzlichen Glückwunsch."
Opal
suchte in seiner Miene nach irgendeiner Bestätigung, doch
Domenic lächelte nur nichts sagend. Wie konnte er so fürsorglich
sein und im nächsten Augenblick wieder völlig reserviert
ihr gegenüber? Was sollte sie davon halten?
Es
war eine großzügige und liebenswürdige Geste von ihm,
Sapphy einzuladen, und sie hätte gern geglaubt, dass er aus echter Zuneigung zu ihr gehandelt hatte. Und nicht mit dem
Gefühl, dass er sich als frisch verheirateter Mann und werdender
Vater so verhalten musste. Sie war ihm zweifellos einiges wert.
Gleichwohl hatte Domenic in ihrem kurzen Gespräch am Vorabend zu
erkennen gegeben, dass sich ihre Rolle irgendwo zwischen
Bettgespielin und Leihmutter bewegte.
Alles
andere diente nur dazu, nach außen hin die Fassade einer
intakten Beziehung aufrechtzuerhalten. Offen gestanden trug sie daran
genauso viel Schuld wie er. Sie freute sich zwar sehr, dass ihre
Schwester gekommen war, es schmerzte sie jedoch, dass beide Familien
mit der Lüge ihrer Ehe leben mussten.
Und
sie nahm sich fest vor, etwas dagegen zu unternehmen.
Am
Spätnachmittag meinte Rosa, sie würde ihr gern den Garten
zeigen. In Wahrheit wollte sie mit Opal ein bisschen allein sein. Arm
in Arm schlenderten die beiden Frauen über das Anwesen, und ihre
Schwiegermutter deutete auf die weitläufigen Weinberge und
Olivenhaine, die den Silvagnis gehörten. Schließlich kamen
sie zu einer von Rosmarinbüschen umgebenen Bank mit Blick über
das Tal und auf den Ort.
"Unsere
Familien leben schon seit Generationen in diesem Tal", sagte
Rosa. Sie setzte sich auf die Bank und genoss die Aussicht. "Wir
haben auch noch ein Stadthaus, und wir können in unseren Hotels
wohnen, aber hier wird immer unser Zuhause sein."
"Das
kann ich gut verstehen", meinte Opal, bezaubert von der
Schönheit der Landschaft. "Es ist wunderschön."
Lächelnd
nahm Rosa Opals Hand. "Genau wie du, Liebes. Es bedeutet uns
beiden sehr viel, dass du hier bist. Du hast aus unserem Fest etwas
ganz Besonderes gemacht."
"Zu
schade, dass ihr nicht zu unserer Hochzeit kommen konntet." Opal
suchte nach den richtigen Worten, um ihre überstürzte
Heirat zu erklären. "Aber es ging auch alles so schnell."
Rosa
seufzte und tätschelte ihr die Hand. "Wir hätten
ohnehin nicht reisen können, denn Guglielmo bekam noch
Chemotherapie. Es war eine schwierige Zeit. Als Domenic uns
mitteilte, dass er endlich eine Braut gefunden habe, ist sein Vater
förmlich aufgelebt.
Und
ein Baby ist auch schon unterwegs. Wir sind sehr, sehr glücklich.
Bestimmt erholt sich Guglielmo jetzt viel schneller." Opal
bemerkte, wie Rosa sich eine Träne aus dem Auge wischte. "Kinder
sind ein Geschenk Gottes", sagte ihre Schwiegermutter heiser.
Opal
drückte Rosas Hände und schwieg. Sie fühlte, dass die
ältere Frau ihr noch mehr erzählen wollte.
"Bei
unserer Hochzeit war ich fünfzehn und schrecklich aufgeregt.
Guglielmo und ich kannten uns nämlich vorher nicht. Er war schon
zwanzig und so attraktiv, dass ich mich vom Fleck weg in ihn verliebt
habe." Rosa lächelte. "Für dich ist eine
arrangierte Ehe vermutlich unvorstellbar …"
Opal
erwiderte ihr Lächeln. Bei ihr war es nicht viel anders gewesen.
"…
aber wir sind nach fünfzig Jahren noch zusammen
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