Eros und Evolution
Fotomodellen und dem Hinweis »mehr im Heftinneren«, und Zeitschriften für Frauen mit Frauen auf dem Titelfoto und Hinweisen wie »In diesem Heft: Wie verbessere ich eine Beziehung«. Es gibt Liebesromane, die Frauen ansprechen sollen, auf deren Titelbild Frauen abgebildet sind, und es gibt Sexromane mit Frauen auf dem Titelbild, die sich an Männer wenden. Das Verlagsgewerbe lebt von Angebot und Nachfrage und nicht von der gerade herrschenden Ideologie, und hier ist man sich über die unterschiedliche Haltung von Männern und Frauen zum Thema Sex keineswegs im Zweifel.
Dazu Ellis und Symons: »Die hier dargelegten Ergebnisse zum Thema sexuelle Phantasien, die wissenschaftliche Literatur über sexuelle Phantasien, … die von den Konsumenten forcierten selektiven Kräfte des freien Marktes (welche den ewig gleichbleibenden Kontrast zwischen männlich-orientierter Pornographie und weiblich-orientierten Liebesromanen geschaffen haben), die ethnographischen Erkenntnisse über die menschliche Sexualität und die unentrinnbaren Konsequenzen einer evolutionsorientierten Artbetrachtung unserer selbst manifestieren die Existenz eines profunden geschlechtsspezifischen Unterschiedes im Rahmen der Sexualpsychologie.« 39
Es ist dies eine weitaus liberalere Sichtweise als die seltsam unbarmherzige Betrachtungsweise der politisch Unfehlbaren, denen zufolge die Ursache dafür, daß Frauen von Nacktheit und Pornographie nicht stärker beeindruckt sind, einzig darin zu suchen sei, daß sie unablässig unterdrückt würden.
Wählerische Männer
Ein Paradoxon deutet sich an. Männer sind in ihrer Phantasie und in ihrem Innersten der Promiskuität und dem Opportunismus ergeben.
Echte Opportunisten sind jedoch nicht besonders wählerisch – so würde man annehmen; und doch achten Männer auf das Aussehen einer Frau – mehr noch als Frauen auf das Aussehen von Männern. Ein Sportwagen und ein Spesenkonto können für eine Frau den Frosch zum Prinzen machen, aber auch die reichste Frau kann es sich nicht leisten, häßlich zu sein (in unserer Zeit der plastischen Chirurgie verfügt sie allerdings über gewisse Mittel, ihrer Häßlichkeit abzuhelfen). Ein Mann, der eine Affäre in Erwägung zieht, müßte sich nicht auf das beschränken, was er selbst als gutaussehende Frau empfände – aber er tut es in der Regel. Das ist einigermaßen ungewöhnlich. Ein Gorillamännchen oder ein Beifußhahn entziehen sich der Paarung mit einem Weibchen nicht aus Gründen ihrer Erscheinung. Sie ergreifen jede sich bietende Gelegenheit – unabhängig vom Aussehen der Angebeteten. Die polygamen Despoten des Altertums lebten zwar der Promiskuität, doch waren sie dabei immer noch wählerisch; ihre Harems bestanden immer aus den Jungen, den Jungfräulichen und den Schönen.
Das Paradoxon ist unlösbar. In welchem Maße ein Tier gleich welchen Geschlechts wählerisch ist, steht, wie wir gehört haben, in einem direkten Zusammenhang zu der elterlichen Pflege, die es seinem Nachwuchs angedeihen läßt. Ein Birkhahn, der außer seinem Sperma nichts investiert, paart sich mit allem, was einem Weibchen auch nur im entferntesten ähnlich sieht: Ein ausgestopfter Vogel oder ein Modell reichen ihm. 40 Ein Albatrosmännchen, das sich ganz der Aufzucht seiner Jungen widmet, ist ungemein argwöhnisch, selektiv und dabei bestrebt, das beste verfügbare Weibchen zu ergattern. Das wählerische Verhalten des Menschen ist also einmal mehr Ausdruck der Tatsache, daß der Mensch in der Tat eine Paarbindung eingeht und in seine Jungen investiert – im Gegensatz zu einigen seiner anspruchslosen Menschenaffen-Cousins.
Dies ist eine Hinterlassenschaft seiner in der Vergangenheit gelebten Monogamie: Wähle sorgfältig, denn vielleicht ist es deine einzige Chance. Die ungeheure Faszination, die weibliche Jugend auf einen Mann ausübt, deutet darauf hin, daß Paarbindungen ein Leben lang währten.
Hierin sind wir allen anderen Tieren ziemlich unähnlich. Schimpansen finden alte Weibchen nicht weniger attraktiv als junge – vorausgesetzt sie sind brünstig. Die Tatsache, daß Männer Zwanzigjährige bevorzugen, ist ein weiteres Indiz für die Theorie, daß auch der Mann im Pleistozän fürs Leben heiratete.
Die Anthropologin Helen Fisher hat die These vertreten, es gebe eine natürliche Dauer für eine Ehe. Deshalb steigt ihrer Meinung nach die Scheidungsrate nach vier Jahren sprunghaft an. Vier Jahre reichen aus, ein einzelnes Kind über die größte Abhängigkeit
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