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Eros und Evolution

Eros und Evolution

Titel: Eros und Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ridley
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Erzählung bestand in der knappen Frage: »Immer mit derselben Henne?«
    »O nein, Mr. President, immer mit einer anderen.« Darauf der Präsident: »Erzählen Sie das Mrs. Coolidge.« 32 )
    Indizien dafür, daß Frauen direkte Hinweise auf den männlichen Status für sehr wichtig halten, gibt es in überwältigender Fülle. Amerikanische Männer, die sich verheiraten, verdienen im Jahr ihrer Eheschließung etwa anderthalbmal soviel wie ihre unverheirateten Alterskollegen. In einer Übersicht über zweihundert Stammesgemeinschaften konnten zwei Wissenschaftler die Vermutung bestätigen, daß die Attraktivität eines Mannes eher von seinen Fähigkeiten und seiner Kühnheit bestimmt wird als von seiner körperlichen Erscheinung. Frauen halten Einfluß und Dominanz bei einem Mann generell für attraktiv. Buss kam bei seinen Beobachtungen in siebenunddreißig Gesellschaften zu dem Schluß, daß Frauen eher Wert auf die finanziellen Aussichten eines Mannes legen als umgekehrt. Alles in allem, so stellte Bruce Ellis in einem kürzlich erschienenen Übersichtsartikel fest, stellen »Status und Wirtschaftsleistung ausgesprochen wichtige Barometer männlicher Attraktivität dar, mehr noch als körperliche Merkmale«. 33 Welches sind Indizien, die auf den Status hinweisen? Ellis vermutet, daß Schmuck und Kleidung eine Klasse von Hinweisen bilden: ein Anzug von Armani, eine Uhr von Rolex und ein BMW künden ebenso deutlich von Rang und Ansehen wie die Ärmelstreifen bei einem Admiral und der Kopfschmuck bei einem Sioux-Häuptling. In einem Buch, das die Chronik der Verknüpfung von Mode und der Konkurrenz zwischen Gesellschaftsklassen nachzeichnet, schrieb Quentin Bell: »Die Geschichte modischer Kleidung ist unlösbar mit der Konkurrenz zwischen Klassen verbunden, zunächst mit dem Wettstreit zwischen Aristokratie und Bürgertum und später mit dem sehr viel weitreichenderen Wettstreit zwischen Proletariat und Mittelstand … verbunden. Das Ganze unterliegt einem System der Kleidermoral, das sich nach den jeweiligen pekuniären Wertestandards ausrichtet.« 34
    Bobbi Low hat die Verhältnisse in Hunderten verschiedener Lebensgemeinschaften betrachtet und ist zu dem Schluß gekommen, daß Dinge, die bei Männern als attraktiv gelten können, eigentlich immer in einem Zusammenhang mit Rang und Status stehen – Reife, Position, körperliche Stärke, Wagemut oder die Möglichkeit, sich mit Luxus zu umgeben –, während weibliche Ornamente eher Heiratsfähigkeit beziehungsweise Pubertät und manchmal auch den Wohlstand des Ehemannes signalisiert. Eine viktorianische Herzogin betonte mit der Klassenzugehörigkeit ihrer Kleidung sicher den Wohlstand ihres Mannes, nicht den eigenen. Dies gilt in modernen städtischen Lebensgemeinschaften ebenso wie einst bei den Urvölkern. Tom Wolfe stellte als erster fest, wie rasch Mercedessterne zu Statussymbolen der Drogenhändler in Harlem avanciert waren.
    An dieser Stelle sieht es so aus, als befänden sich manche Evolutionsbiologen gefährlich nahe an der Feststellung, Frauen hätten im Verlauf der Evolution die Fähigkeit entwickelt, sich von BMWs beeindrucken zu lassen. Doch existiert diese Automarke erst seit einer Menschengeneration. Entweder arbeitet die Evolution in diesem Fall irrsinnig rasch, oder irgend etwas anderes stimmt nicht, Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Problemen aus dem Weg zu gehen. Die eine wird an der University of Michigan praktiziert, die andere in Santa Barbara. Was die Wissenschaftler aus Michigan sagen, klingt ungefähr so: Frauen haben im Laufe der Evolution zwar nicht die Fähigkeit entwickelt, sich von BMWs beeindrucken zu lassen, aber sie haben eine gewisse Flexibilität entwickelt, mit deren Hilfe sie sich den Zwängen der jeweiligen Gesellschaft, in der sie herangewachsen sind, anpassen können. Die Wissenschaftler aus Santa Barbara erklären: Was sich im Laufe der Evolution entwickelt hat, ist nur selten das Verhalten selbst, es ist die diesem zugrundeliegende psychologische Disposition; moderne Frauen verfügen über eine Fähigkeit, die sich im Pleistozän entwickelt hat und sie in die Lage versetzt, Dinge zu erkennen, die sich in einen Zusammenhang zum Status eines Mannes bringen lassen, und diese begehrenswert zu finden.
    In gewissem Sinne sagen beide dasselbe. Frauen lassen sich von Statussymbolen beeindrucken, wie auch immer diese im Einzelfall aussehen mögen. An irgendeinem Punkt kommen sie vermutlich zu der Assoziation zwischen BMW und

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