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Eros und Evolution

Eros und Evolution

Titel: Eros und Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ridley
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suchen Frauen, die kleiner sind als sie selbst, Frauen suchen Männer, die größer sind als sie. Das kann nicht nur an den Männern liegen. Wenn man Frauen Bilder von Paaren zeigt und sie bittet, dazu eine Geschichte zu schreiben, dann schreiben selbst Frauen, die zuvor ausdrücklich geäußert hatten, ihnen sei die Körpergröße eines Mannes gleichgültig, häufiger Geschichten über furchtsame, schwache Männer, wenn der dargestellte Mann kleiner ist als die Frau. Die lobende Metapher »ein großer Mann« gibt es in zahlreichen Kulturen. Man hat errechnet, daß im modernen Amerika jeder Zentimeter Körpergröße zweieinhalbtausend Dollar Jahresgehalt wert ist. 29 Bruce Ellis hat die Indizien dafür zusammengestellt, daß bei Männern die Persönlichkeit eine kritische Rolle spielt. In einer monogamen Gesellschaft wählt eine Frau sehr häufig ihren Partner, lange bevor er Gelegenheit hat, Chef zu werden, und so muß sie sich auf Indizien für sein künftiges Potential verlassen, statt von bereits erreichten Leistungen auszugehen. Gelassenheit, Selbstsicherheit, Optimismus, Leistungsfähigkeit, Ausdauer, Mut, Entschlußfreudigkeit, Intelligenz und Ehrgeiz – dies alles sind Eigenschaften, die einen Mann an die Spitze seiner jeweiligen Berufsgruppe bringen, und es ist kein Zufall, daß Frauen diese Merkmale attraktiv finden. Es sind Hinweise auf den zukünftigen Status.
    Um diese Binsenweisheit zu prüfen, erzählten zwei Wissenschaftler ihren Testpersonen Geschichten über zwei Leute ungenannten Geschlechts, die sich an einem Tennisturnier beteiligen und beide gleich gut abschneiden. Die eine Person wurde als stark, wettbewerbsorientiert, dominant und entschlossen geschildert, die andere als beständige, eher zum Spaß als um den Sieg spielende Person geschildert, die sich von der anderen leicht einschüchtern ließ. Auf die Bitte, beider Charaktere zusammenzufassen, lieferten Männer und Frauen sehr ähnliche Beschreibungen. Doch während die Frauen erklärten, den dominanteren Partner sexuell attraktiver zu finden (falls er männlichen Geschlechts sei), fanden die Männer das nicht (falls diese Person im umgekehrten Falle eine Frau sei). 30
    Dieselben Wissenschaftler machten Videoaufnahmen von einem Schauspieler in zwei simulierten Interviews, wobei dieser in dem einen Gespräch sanftmütig mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl nahe der Tür saß und dem Gesprächspartner zunickte, während er im anderen entspannt zurückgelehnt saß und selbstbewußt gestikulierte. Führte man diese Aufnahmen Frauen vor, dann fanden sie eine Beziehung zu dem dominanteren Schauspieler wünschenswerter, wurde dieselbe Rolle von einer Frau gespielt, galt diese Ansicht für die Männer nicht. Die Körpersprache ist für den Sexappeal eines Mannes wichtig. 31 Falls es zutrifft, daß Frauen ihre Partner eher auf der Grundlage der Persönlichkeit einschätzen, so stimmt das mit den Tatsachen aus Kapitel acht überein, von denen jedes Ehepaar ein Lied singen kann: Frauen können Charaktere besser einschätzen als Männer. Frauen, bei denen diese Eigenschaft besonders gut ausgeprägt war, hinterließen mehr Nachkommen als andere, während die Nachkommenzahl bei Männern mit einer guten Fähigkeit zur Einschätzung von Charakteren nicht höher war als bei Männern, die in dieser Hinsicht unfähig waren.
    Diese Bedeutung des Charakters mag erklären, weshalb Hollywoods Regisseure der Ansicht sind, der perfekte Kassenfüller komme am besten mit einem bekannten, populären männlichen Hauptdarsteller und einer wenig bekannten weiblichen Schönheit zustande (wobei die Honorare selbstverständlich entsprechend verteilt sind). Männliche Stars wie Sean O’Connery oder Mel Gibson erwarben ihren Ruhm Schritt für Schritt. Weibliche Stars wie Julia Roberts oder Sharon Stone verdanken ihren raketengleichen Aufstieg einem einzigen Film. Das Rezept der James-Bond-Filme war vollkommen: Für jeden Film ein neues Mädchen, nur der gute alte Bond blieb derselbe. (Bei Männern läßt sich – wenn auch weniger ausgeprägt als bei anderen Säugermännchen – der Coolidge-Effekt feststellen: Eine neue Frau belebt seine Libido. Den Namen trägt dieser Effekt nach der berühmten Anekdote über den Besuch von Präsident Coolidge und seiner Gattin auf einer Farm. Man zeigte ihnen das Anwesen, und als man Mrs. Coolidge erklärte, ein Hahn könne sich sechsmal am Tage paaren, antwortete sie: »Sagen Sie das bitte dem Präsidenten.« Dessen Reaktion auf die

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