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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Freundin, bei der er eine Klapptrittleiter benötigt, um sie zu küssen? Ich fing meine Finger im letzten Moment ein, da sie sich – wie immer, wenn ich nervös war – selbständig machen wollten und versucht hatten, sich in meine Haare zu verirren …
vielleicht liegt es ja doch an ihnen
, dachte ich. Entgegen meines Vorsatzes fuhr ich mir nun doch durch die lange Pracht, die ich aus Protest offen trug. Welches Teeniemädchen träumte schon von langen, blauschwarzen Haaren? Jedes wollte doch blond sein, oder? Gerade deswegen trug ich sie trotzdem stolz offen. Das ergab natürlich nur einen Sinn, wenn man generell ein sehr wütender und trotziger Mensch war. Zumindest behauptete Tante Meg das. Wahrscheinlich waren meine Haare auch nur aus Protest schwarz? Eine Vermutung, die genauso wahrscheinlich war, wie die Vererbungslehre. Der entsprechend hätte ich nämlich mit einer 85% Wahrscheinlichkeit blond werden müssen, genau wie meine Mutter und eben Tante Meg. Stattdessen war ich nach der väterlichen Seite gekommen und hob mich angenehm von Meg, ihrem Mann Klaus und seinen beiden Jungs ab, die er mit irgendeiner ersten Ehefrau gezeugt hatte.
    Apropos Jungs … ich beglückwünschte mich im Stillen, weil ich es geschafft hatte, David schon seit geschlagenen fünfzehn Minuten aus dem Weg zu gehen. Obwohl wir jetzt auf derselben Schule waren, empfand ich die Tatsache des Nicht-Begegnens als guten Anfang, der sich gerne zum Durchschnitt entwickeln konnte.
    Das schrille Klingeln der Schulglocke schreckte die starrenden, neugierigen und gibbelnden Mitschüler auf und ich konnte nicht länger so tun, als sei ich in einem Paralleluniversum. Mein Aufsehen beendete meine Glückssträhne. Oder Pechsträhne, wenn man als Bemessungsfakt zugrunde legte, dass ich meinen Spind immer noch nicht gefunden hatte. Nach einem weiteren, festen Griff um den Schlüssel, der die kleinen Metallzacken tiefer in meine Haut drückte, entschied ich auf Glück. Immerhin hatte ich die Nummer 333 und nicht die 666 zugewiesen bekommen. Und jetzt lehnte von den knapp 400 Schülern der Green Falls High ausgerechnet der Schüler, den ich auf gar keinen Fall treffen wollte, am Anfang der Spindreihe, die meinen aktuellen Berechnungen zufolge mein neues Schulzuhause beherbergen musste. Natürlich konnte ich mich irren, schließlich hatte ich mich schon bei den fünf Spindreihen zuvor geirrt. Aber Davids Anwesenheit war ein Indiz. Manchmal nennt man mich auch Sherlock-Liz.
    Trotz des flauen Gefühls in meiner Magengegend wurde ich nicht langsamer und schaffte es sogar, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Ich nickte David und seinen rot-weiß gekleideten Footballfreunden im Vorbeigehen zu. Dabei tat ich so, als gäbe es nichts, vor dem ich Angst hatte. Das war neben der Wutkontrolle eh meine älteste Freizeitbeschäftigung. Und eine gute Ablenkung war es zudem. So konnte ich die aufmerksamen Gesichter der Jungs übersehen. Sie betrachteten mich nicht wie die anderen Schüler, die nur Gerüchte gehört haben konnten. Eher mit einer gewissen interessierten und wissenden Herablassung.
    David selbst tat wie gewöhnlich so, als existiere ich nicht. Manchmal konnte er Tage damit verbringen, nicht mit mir zu reden und einfach nur anwesend zu sein und stoische Ruhe auszustrahlen. Er wirkte dann immer so, wie ich mir die Palastwache vor dem Buckingham Palace vorstellte. Ich versuchte dann oft ihn aus dem Konzept zu bringen. Ein komplett nutzloses Unterfangen, denn wenn es mir gelang, war er hinterher erst recht sauer. Trotzdem war es mein drittes Lieblingshobby – schließlich wollte ich nicht, dass er immerzu grundlos auf mich sauer sein musste. Wenn, wollte ich es auch verdient haben. Auch jetzt. Kurz war ich versucht, ihm vor das Bein zu treten. Einfach so, ohne einen anderen Anlass, als seine Anwesenheit. Dann gewann meine Vernunft die Oberhand. Nicht die zweite Chance versauen, einatmen, ausatmen einatmen … ich seufzte leise, als ich die 333 fand – auch wenn jemand in leuchtend roter Schrift 666 draufgepinselt hatte.
    »Kindergarten!«, murmelte ich laut genug, damit es auch jeder auf dem Flur hören konnte. Dabei war David ein Jahr älter als ich und mal ganz ehrlich: Originell ging anders.
    Mein Gesichtsausdruck blieb ungerührt, auch wenn inzwischen einige Schüler die Klingel ignorierten und stehenblieben, um zuzusehen, wie ich mich meinem Spind näherte. Nämlich vorsichtig, sehr vorsichtig.
    Schräg neben der Tür stehend, war ich überrascht,

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