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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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dass der Schlüssel nicht nur passte, sondern sich das Schloss auch problemlos bedienen ließ. Nicht überrascht war ich von dem Ballon mit roter Farbe, der beim Öffnen der Tür aus dem Spind schoss. Ich mochte schwererziehbar sein, oder paranoid und gestört, wie David oft genug meinte, aber ich war nicht dumm.
    Ein neugieriges Mädchen, das sich zu nah am Spind aufgehalten hatte, war da anderer Meinung. Sie funkelte mich böse an und murmelte etwas, was wie ein unschöner Fluch klang. Ihre schönen langen Haare – natürlich blond – waren nun rotverklebt. Trotzdem fand ich, dass sie schon allein wegen dieses Fluches verdiente, was ihr zugestoßen war. Wer solche Flüche kannte, konnte nicht unschuldig sein. Dasselbe galt im Großen und Ganzen auch für Blondinen.
    Aber jetzt waren 70% ihrer Haare farbig und das unbekannte Mädchen offiziell rothaarig. Deswegen schenkte ich ihr ein entschuldigendes Lächeln. Ihre Reaktion verblüffte mich. Sie zuckte zurück und lief unter dem verhaltenen Gelächter der Footballspieler und anderen Gaffer in die Richtung, in der ich die Toiletten vermutete.
    Da die öffentliche Aufmerksamkeit abgelenkt war, nutzte ich meine Chance und linste ins Innere des Spinds. Wie vermutet stand dort eine kleine Schleuder, ferngesteuert. Ein einziger Schuss? Erbärmlich!
    Ich zog das kleine Spielzeug aus dem Halbdunkeln und ließ es direkt vor mir auf den Boden fallen. Der magische Trick namens Erdanziehung verwandelte das teure Kleinod in Schrott.
    »Hei, es gibt Abfalleimer!« Trotz der melodischen Stimme war die Herausforderung in den Worten beinahe greifbar und ich hatte Probleme, meine unbeteiligte Miene beizubehalten. Soviel zu meinem Pokerface.
    »Ich weiß …« Ich nahm die zweite Hälfte des Spindinnenlebens an mich und drehte mich zu David um, der seine lässige Position aufgegeben hatte. Einige meiner neuen Mitschüler waren clever genug, augenblicklich das Weite zu suchen.
    »Schade, dass du das nicht bedacht hast, bevor das Zeug in meinem Spind platziert wurde.« Ungerührt von seinem Näherkommen, ließ ich auch die Bücher, die den Abschusswinkel erhöht hatten, auf den Boden fallen. Trotzdem fiel es mir schwer, David selbst zu ignorieren. Schließlich war er so dicht bei mir stehen geblieben, dass er mich beinahe berührte. An sich nichts Dramatisches, aber was für den einen nicht-dramatisch war, war für den anderen eine Drohgebärde. Ich hasste es, wenn mich Leute dazu zwangen, zu ihnen aufzusehen – und aufsehen musste ich, da ich ihm nur bis zum Kinn reichte und meine Nase in Normalposition fast gegen seine muskulöse Brust stieß.
    »Was willst du damit sagen?« Die Betonung seiner Worte hätte gereicht, einen Krieg zwischen Nationen zu provozieren.
    Aber anscheinend begannen meine Übungen nun doch zu wirken. Ich trat einen Schritt zurück, um nicht nur David, sondern auch seine Freunde zu mustern. »Pass auf, David. Weder bin ich blöde, noch gerne hier und es wäre mir ganz lieb, wenn du nicht mir die Schuld gibst. Wenn deine Eltern …«
    »Lass die beiden aus dem Spiel«, unterbrach er mich und brachte mich zum Lächeln. Dieses Mal war es sogar ehrlich. Er hasste es, wenn ich betonte, dass SEINE Eltern MEINE Stiefeltern waren. Deswegen wiederholte ich es noch einmal expliziter und genoss jede Sekunde seines Zorns. »Also wenn Tante Meg und Onkel Klaus der Meinung sind …«
    »Das hat nichts mit den beiden zu tun.« David überbrückte den Abstand zwischen uns und brachte mich wieder in die gefährliche Höhe seiner Brust. »Das hier ist zwischen dir und mir!«
    Einatmen, ausatmen … Ich bin ein guter Mensch, om … Beinahe glaubte ich mir selbst.
    »Du benimmst dich kindisch!«, behauptete ich mit der gesamten selbstbeherrschten Ruhe, die mir zur Verfügung stand. Dabei betete ich stumm zu allen Göttern und schloss sogar verschiedene Religionen in meine Wünsche mit ein. Und tatsächlich trat David einen Schritt zurück. Sein Blick, eben noch herausfordernd herablassend, wurde weicher. Er erinnerte mich an den David, den ich einmal mehr gemocht hatte, als mir jetzt lieb war.
    »Vielleicht hast du Recht?!« Er klang versöhnlich und warf seinem rot-weißen Gefolge einen Blick zu. Sie blickten verwirrt zurück.
    Das zweite Klingeln schreckte mich auf. Wenn David nicht bald ging, würde ich zu spät kommen. Ausgerechnet!
    »Hei, Liz!«
    Ich hatte nicht gemerkt, dass ich mich bereits sehnsüchtig gen Spind gedreht hatte. Der erste Fehler. Der zweite war, auf den

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