ErosÄrger
umdrehte.
»Das ist nicht witzig!«, verkündete der ehemalige Engel, als alle Karten ein leeres Bild zeigten. »Manchen magischen Wesen die Zukunft zu prophezeien macht einfach keinen Spaß.«
Ich lächelte. Da es meine Gegenwart und meine Zukunft waren, konnte ich Darias Fähigkeiten zwar kurzfristig einschränken, aber die Neugierde trieb mich doch jedes Mal dazu, nachzugeben. Auch heute benötigte ich nur Sekunden, um ihre Konzentration wieder auf Gegenwart und Zukunft zu richten und den Karten ihr Aussehen zu geben: Vampir, Dämon, WerTier und die Sukkubus/Inkubus-Karte.
»Nichts neues im Paradies!«, verkündete ich. Trotz meines Unglaubens war ich wie immer seltsam enttäuscht. Doch Daria starrte immer noch auf die Zukunftskarte in ihrer Hand.
Die Faszination und Aufregung in ihren Gesichtszügen machte mich ungeduldig. Plötzlich verspürte ich eine Nervosität, die ich im Alter von 17 Jahren für immer zurückgelassen hatte. Zumindest hatte ich das geglaubt.
»Der Tod.« Daria hielt mir wie immer die Karte mit dem skelettartigen Sensenmann hin.
»Scheiße!«
»Sag bloß, du bist darauf hereingefallen?« Daria schien an ihrer eigenen schauspielerischen Leistung zu zweifeln.
»Ja«, gab ich zu. Trotz der seit Jahren gleichen fünften Karte war meine Nervosität gewachsen und für eine Sekunde hatte ich gedacht, es wäre nicht der Tod und ich hätte tatsächlich eine andere, neue Karte gezogen. Mit einem Mal wollte ich gar nicht mehr wissen, was die anderen Karten verheimlichten.
Als Daria die sechste Karte hob und sie verwirrt auf das Symbol starrte, hatte ich genug und stand auf. »Ich gehe nach unten.«
»Feuer!«
»Feuer?!« Überrascht blieb ich stehen und sah auf die Karte, die Daria mir entgegenhielt. Diese Karte war tatsächlich noch nie von mir gezogen worden und niemand musste erklären, was dieses Bild in Zusammenhang mit dem Tod bedeuten konnte.
Unwillkürlich griff ich mir an den Hals. Noch heute konnte ich den Rauch riechen, die Hitze der Flammen spüren – und die kurzen Schmerzen, die mir jegliche Illusion über meine Unsterblichkeit genommen hatten. Über meine Eltern und über die Liebe. Die Erinnerungen an den, von meinem Vater gelegten, Brand und das Wissen, dass ich zusammen mit meiner Mutter in dem Feuer hätte sterben sollen, vermengten sich mit den gestrigen Ereignissen und ließen mich zittern.
»
Er
ist auf der letzten Karte, nicht wahr?« Meine Stimme war leise und klang mehr nach dem Mädchen aus meinen nächtlichen Angstträumen, als ich mir je eingestehen würde.
Bei meiner Vermutung spielte es keine Rolle, dass es jedes Symbol nur einmal in dem 99teiligen Kartenset gab. Die letzte Karte würde ebenfalls die Zeichnung für ein Sukkubus/Inkubus-Buhlwesen tragen – und für meinen Vater oder meinen Bruder stehen.
»Du bist in Sicherheit!«, beruhigte Daria.
»Ich bin nie in Sicherheit!« Ich griff nach der letzten Karte und drehte sie um.
Sie war leer.
»Wieso?« Hilfesuchend sah ich meine himmlische Freundin an.
»Es ist nicht das Todesurteil – oder zumindest glaube ich das nicht.«
»Was ist es dann?«
»Du schummelst nicht, oder?«
»Nein!« Trotzdem prüfte ich noch einmal meine Gedanken. Nein, nichts Unbewusstes.
Ohne die letzte Karte konnten die beiden anderen nicht gedeutet werden. Tod bedeutete vielleicht nur meine nächste Verwandlung in eine andere Frau, Feuer konnte auch für Läuterung stehen, für Kraft, Intuition oder Wille.
»Also habe ich keine Zukunft?« Ich zwang mich zu einem Lächeln. Der erste Schreck war vergangen. Aber die letzten beiden Karten verunsicherten mich.
Neuerungen nach 3 Jahren bedeuten … na ja, auf jeden Fall Neuerungen
. Zu gerne hätte ich in diesem Moment an Darias prophetische Fähigkeiten geglaubt – oder daran, dass die Zukunft tatsächlich vorhersehbar und damit vielleicht auch abwendbar war.
»Doch sogar eine ganz konkrete!«, widersprach der Ex-Engel »Der Rat wartet unten auf dich!«
Mir gelang es, den Blick endlich von der leeren Karte abzuwenden. Typisch! Daria hatte die Ruhe weg. Während einige der wichtigsten Entscheidungsträger der Welt auf mich warteten, spielte der Engel Prophet.
»Ich komme gleich nach«, versprach sie und versetzte mir einen sanften Stoß, der mich durch die Wand katapultierte.
Als Lil den letzten magischen Kreis übertreten hatte, hob Daria die leere Karte. Plötzlich spürte sie Magie. Magie, die sie nicht kannte.
Dann verwandelte sich die Karte in ihrer Hand. Trotz der
Weitere Kostenlose Bücher