ErosÄrger
kindisch!«
»Bald ist Halloween«, verteidigte sich der Spanier und strich liebevoll über Jack Skelleton aus dem Film »The Nightmare before Christmas«.
»Eben, bald. Nicht heute.«
Oh je, ich flirte
. Obwohl ich es erkannte, konnte ich mich nicht mehr stoppen. Bei einem verbalen Schlagabtausch gab es nur eine einzige Person, die das letzte Wort haben konnte: Ich.
»War das ein Nein?«
Ich bemühte mich den Namen, welcher in kryptischen Hieroglyphen auf dem Schild des Verkäufers stand, zu entziffern. »Jawohl, Herr …« Der letzte Buchstabe rutschte an den richtigen Platz. »Oh mein Gott! Sie sind der Bruder von Sandro de Rose?«
»Okay, das war definitiv ein Nein! Das erkenne ich, wenn ich eines höre.« Sergio de Rose hob in einer Geste, die Waffenstillstand und Nicht-Angriffs-Fähigkeit symbolisierte die Hand und hielt die Handflächen so, dass ich sie sehen konnte. »Was hat mein kleiner Bruder denn jetzt schon wieder angestellt?«
»Sagen wir einfach, wir sollten uns heute Abend doch treffen.«
Meine Erleichterung als die Glastüren des Gebäudes hinter mir zufielen, wog fast so schwer, wie besagte Türen. Der morgendliche Spießrutenlauf konnte mich wirklich mal. Würde ich mir eben ein Auto anschaffen. Dann sollten alle Verfolger der Welt erst einmal zusehen, wie sie mir weiter folgen konnten. Und auch die verdammten Einhörner, die jetzt vor der Matching-Myth Wache hielten, würde ich dann kurzzeitig loswerden. Ich spürte immer noch die Schamesröte in meinem Gesicht, als ich an die galoppierenden weißen Schemen neben dem Bus dachte.
Lächerlich!
Kleine Mädchen und pubertierende Jugendliche mochten Einhörner für romantisch halten und von einem lebenden Beweis ihrer Unschuld träumen. Aber ein ehemaliger Sukkubus erinnerte sich lediglich an das Getuschel und die neugierigen Gesichtsausdrücke. Mehr als ein Mann war daran interessiert gewesen, mich kennen zu lernen.
Lebhaft konnte ich mir die morgigen Schlagzeilen vorstellen:
Chefin der Matching-Myth noch Jungfrau?!
oder noch besser:
Hat die neue Leiterin der Matching-Myth nie geliebt?, Lieblose Liebesvermittlerin nicht fähig zur Liebe?
Wenn die »Aufspürung und Verfolgung GmbH« hinter diesen lästigen Anhängern steckte, hatte sie tatsächlich gute Arbeit geleistet.
»Guten Morgen!« Krista drehte sich zu mir um, als ich mich dem Fahrstuhl näherte.
»Hast du auf mich gewartet?«
Die perfekt geschminkten, roten Lippen der Vampirin verzogen sich zu einem trägen Lächeln. »Ja«, gab sie zu und wartete, bis ich den hell beleuchteten Fahrstuhl betreten hatte, bevor sie mir folgte.
»Ich habe gestern noch mit einigen anderen gesprochen. Wir halten es für keine gute Idee in der derzeitigen Situation neue Mitarbeiter einzustellen.«
Ich sah die Vampirin lange an, während ich darüber nachdachte, was ich antworten sollte. Als mir klar wurde, dass der Streit zwischen autoritärer Antwort, Katlyn-Antwort und dem was mir tatsächlich auf der Zunge lag, zu lange dauerte, griff ich an Krista vorbei und stoppte den Aufzug.
Ein Déjà vu – Halleluja!
»Es ist sogar eine außerordentlich dämliche Idee, deswegen habe ich ja alle gebeten, heute früh zu einer Besprechung zu kommen.« Für meines ruhige Entgegnung hätte ich ob meiner wahren Gefühle den Friedensnobelpreis verdient.
»Wir haben 53 Bewerber da, die im Wartezimmer und auf den Gängen sitzen und auf ein Gespräch hoffen. Hast du keine Zeitung gelesen? In der »Foto« stand eine halbseitige Anzeige.«
Mein Fluch, der den Rat und die Stellenanzeige mit einschloss, trieb der Vampirin die Schamesröte ins Gesicht. Ich hingegen sah im Spiegel aus wie immer. Merkwürdig, dass ich solche Worte benutzen und gedanklich morden konnte, ohne dass man es mir ansah. Gedanklich strukturierte ich den Tag bereits neu. »Ich bitte selten um etwas, aber ich bitte euch – dich! – darum, mir ein wenig Zeit zu geben und mir zu vertrauen!«
Krista wich meinem Blick aus, während ich meine braune Aktentasche öffnete und nach etwas suchte. Als ich es schließlich gefunden hatte, kramte ich es hervor und reichte es der untoten Adeligen von Hohenheim. »Das Erste ist eine Liste der Konkurrenzunternehmen. Verteile sie bitte an die passenden Matching-Myth-Mitarbeiter. Bis 16 Uhr will ich über alle anderen Vermittlungsagenturen im Bilde sein.«
Ich reichte Krista eine deutlich dickere Mappe.
Das beste Wissen der Welt hilft nichts, wenn man es nicht auch zeigt!
»Das Zweite sind meine Unterlagen für
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