Erregende Ermittlungen
sehr verwundert über die Aktivitäten der LAPD bezüglich seiner einzigen Tochter geäußert hat. Das waren Sie, gestern Nacht um 0:23 Uhr, richtig?“
„Ja, Sir. Aber…“
„McFowerd beklagte sich darüber, dass die Polizei von Los Angeles anscheinend einen Stalker unterstütze, anstatt sein Opfer.“
„Stalker?“
„Der ehemalige Freund der Kleinen läuft ihr wohl schon eine ganze Weile hinterher und will nicht akzeptieren, dass sie nichts mehr von ihm wissen will.“
„Aber Sir!“ Megan atmete tief durch. „Ich vermute vielmehr, dass Tracey McFowerd entführt wurde, und dass ihr Vater gezwungen wird, uns abzuwimmeln.“
„Aha.“ Ballard fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen. Seine Stimme wurde gefährlich sanft. „Sagen Sie – ist das die gleiche Art von Vermutung wie im März, als Sie so überzeugt davon waren, dass die Thailänder Drogen über ihr Konsulat hier in der Stadt schmuggeln?“
„Das war ein Fehler von mir, Sir“, quälte sie heraus. „Aber es hat sich ja herausgestellt, dass tatsächlich ein Mitarbeiter des Konsulats in die Drogengeschäfte verstrickt war.“
„Das war ein Hilfskoch, Detective! Ein idiotischer Frittenbrutzler, oder was immer diese Thai-Fratzen so fressen! Mein Gott, wenn ich an die Scherereien denke, die Sie uns allen damals eingebrockt haben!“ Ballard hatte sich halb aus seinem Sessel hochgestemmt und schrie sie an, und sie war fast erleichtert darüber, dass das Gewitter endlich über sie hereinbrach. Stoisch behielt sie ihre Haltung und ihren geraden Blick bei und stellte sich die lautstarken Vorhaltungen des Captains als Luftstrom aus dem Windkanal vor. Sie selbst war die Karosse eines neuen Autos oder Flugzeugs, das darin getestet wurde, und das dem Sturm möglichst wenige Angriffspunkte geben durfte.
Ballard wütete noch zwei oder drei Minuten, dann ging ihm langsam die Luft aus und er beendete das Ganze mit der heraus gespienen Frage: „Was haben Sie nun dazu zu sagen, Detective?“
„Ich bleibe bei meiner Meinung, Sir“, erklärte Megan gefasst. „Ich halte die Darstellung des Freundes – des „Stalkers“ – für wesentlich glaubwürdiger. Ich empfehle dringend, dass wir die Fahndung aufnehmen und die Hintergründe überprüfen.“
„Soso.“ Ballard war nun wieder völlig kühl. Er wandte sich an seinen Bildschirm und tippte auf seiner Tastatur herum.
„Lieutenant Peckinpah notierte, dass Sie chronisch zu viel arbeiten. Gestern Nacht waren Sie anscheinend auch sehr lange hier, nicht wahr?“
„Ja, Sir.“ Dass Ballard andere Leute der Arbeitssucht bezichtigte war beinahe grotesk. Aber Captains konnten sich das leisten, das stand wohl im Dienstvertrag.
„Mir scheint, Sie sind überarbeitet. Sie nehmen jetzt Urlaub.“
„Aber Sir…“
„Sehen Sie? Uneinsichtigkeit ist ein ganz typisches Zeichen von Überarbeitung. Ihre Abteilung kann im Moment gut ein paar Tage auf Sie verzichten, Detective. Die wirklich bösen Buben sind gerade alle im Knast oder liegen gemütlich am Strand und eröffnen die Saison. Also schließen Sie Ihren Schreibtisch ab, fahren Sie irgendwohin, wo es schön ist, und lesen Sie ein gutes Buch, oder gehen Sie wandern, oder machen Sie meinetwegen auch den schwarzen Gürtel im Apfelkuchenbacken. Ist das klar?“
Megan sah ihrem Vorgesetzten in die Augen und holte schon tief Luft. Dann erkannte sie, dass sie nichts sagen konnte, was Ballard erreichen und ihn umstimmen würde.
„Ja, Sir“, murmelte sie stattdessen.
„Sehr schön. Sie können den Urlaub sofort antreten. Sagen Sie nur kurz Carvito Bescheid, damit die Verwaltung informiert ist.“
„Ja, Sir. Wäre das alles?“
„Das wäre es. Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub, Detective.“
„Danke, Sir.“ Sie wandte sich ab. Die brodelnde Wut, die sie erfüllte, verdunkelte ihr Gesichtsfeld so sehr, dass sie kaum den Griff der Tür erkennen konnte.
„Ach, und Detective:“
„Ja, Sir?“ Sie verhielt auf der Schwelle.
„Sie kommen doch sicher nicht auf so dumme Gedanken wie zum Beispiel im Urlaub auf eigene Faust nach der kleinen McFowerd zu suchen, oder?“
„Nein, Sir.“ Sie sah Ballard geradeaus an. „Ich werde nach Kanada fahren. Da wollte ich schon lange mal wieder hin.“
2EPA: Amerikanische Umweltbehörde
Kapitel 7: Warten auf einen Anruf
Die ganze Strecke vom Revier bis zu ihrer Wohnung fluchte Megan am Steuer ihres Audis lauthals vor sich hin. Ihre Tiraden richteten sich dabei wahllos gegen den Captain, gegen das
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