Erregende Ermittlungen
Untersuchung kostete ihn seinen Job und seine Selbstachtung.
Die Frage, die wichtigste Frage war nun: Welche Art von Partner war John? Konnte sie sich auf ihn zu hundert Prozent verlassen? k##Kapitel 8: Wie bewacht man eine Insel?
„Da haben wir aber beide Glück, was?“ Henry Clusceron grinste breit. Das war kein schöner Anblick, denn er offenbarte eine wirre Sammlung gelber Zähne, in unregelmäßigen Abständen unterbrochen von bräunlichen Stummeln oder dilettantisch eingepassten Kronen. „Sie haben Glück, dass die Monaghans kurzfristig abgesagt haben und unser schönstes Häuschen frei ist. Und ich habe Glück, dass ich gleich einen Ersatzmieter gefunden habe, was?“
„Sehr schön. Wir nehmen es für eine Woche“, Megan drückte dem Mann einige Geldscheine in die Hand und hoffte, dass die Immobilie besser roch als ihr Vermieter.
Es war Nachmittag, die Sonne stand über dem bläulich schimmernden Horizont von Mainland Canada im Westen. Nach einem hastig über das Internet gebuchten Flug nach Bangor, Maine, hatten sie dort in einer günstigen Pension übernachtet. Unausgesprochen verlief die Nacht ohne weiteren Sex. Ja, sie brauchten den Schlaf. Aber darunter lag noch etwas anderes, das sie Abstand halten ließ.
Am Morgen versuchten sie, einen Wagen zu organisieren. Sie hatten Glück, überhaupt ein Auto zu bekommen, denn in Bangor fand gerade ein größerer Ärztekongress statt. Sixt und Budget waren komplett ausverkauft, aber bei Alamo trieben sie einen älteren Mitsubishi Gallant auf, der sonst nur noch als Mitarbeiterfahrzeug diente, und der eigentlich für die Werkstatt eingeplant war. Der Starter funktionierte nicht mehr richtig, man musste die Lenkradverkleidung fest nach oben pressen, damit der Wackelkontakt den elektrischen Impuls weiterleitete. Sie mussten ein eigenes, achtseitiges Formular unterschreiben, dass der Vermieter sie eingehend auf ein technisches Problem hingewiesen hatte, und dass sie den Vermieter von allen Ansprüchen aus Folgeproblemen und ähnlichem freistellten.
Nach zwei Stunden Fahrt über die Interstate 95 hatten sie die kanadische Grenze bei Houlton passiert und dann den größten Teil des Tages damit verbracht, über Fredericton, Moncton, Truro und Halifax bis nach Shelburne im Süden der Halbinsel von Nova Scotia zu kurven. Die Gegend war zuletzt immer flacher, rauer und menschenleerer geworden. Die kanadische Atlantikküste wurde fast erdrückt von massiven Wäldern, jetzt im Juni saftig grün und dicht. Wunderschön eigentlich, aber der Gegensatz zu den bereits ausgedörrten Gehölzen im Umfeld von LA war so krass, dass die Landschaft ihnen vorkam wie die etwas unglaubwürdige Kulisse eines Urlaubsprospekts.
In den ganzen Stunden im Auto hatten sie erstaunlich wenig miteinander geredet. Das war Megan ganz recht so, sie hasste ziellosen Smalltalk. Andererseits überraschte sie das, denn sie hatte erwartet, dass John sich zur Konversation bemüßigt fühlen würde. Der saß jedoch durchgehend stumm auf dem Beifahrersitz oder, nach einem Wechsel, selbst hinter dem Steuer, die Augen auf die Straße geheftet, die Stirn angespannt. Nach dem unvermutet intimen Liebesspiel in der ersten Nacht und am Morgen danach war es nun so, als ob zwei weit entfernte Planeten ohne Bezug zueinander zufällig den gleichen Sektor im Raum teilten. Megan wusste nicht, was sie von dieser Entwicklung halten sollte.
„Schöne Hütte!“ John musterte die in weiß und hellblau gestrichene Holzfassade des kleinen Häuschens anerkennend. „Ich trag mal unsere Sachen rein.“
Er ließ Megan alleine mit Mr. Clusceron zurück, der seit ihrer Ankunft keinen Blick an John verschwendet, sondern seinen verstohlen Blick nicht von ihrer Jeans gewandt hatte. Anscheinend sah er keinen Grund, seinen neuen hübschen Feriengast alleine zu lassen.
Glücklicherweise meldete sich in diesem Moment ihr Handy. Sie lächelte dem Mann entschuldigend zu und verzog sich in den kleinen Garten hinter dem Ferienhaus. Die klebrigen Augen des Vermieters waren auf ihrem Hintern zu spüren, bis sie um die Ecke gebogen war.
„Hi Meg!“, meldete sich die verzerrte Stimme von Marvin. „Na wie geht’s dir so im Urlaub?“ Megan spannte die Kiefermuskeln an. Anscheinend hatte sich ihr unfreiwilliger Abschied aus dem Dienst inzwischen zu den Zwergen herumgesprochen.
„Bestens!“, antwortete sie so locker es ihr möglich war. „Ich habe gerade ein Ferienhäuschen gemietet und freue mich darauf, ein paar Tage zu
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