Erregende Ermittlungen
manövriert? Seufzend wandte sie sich um und folgte John ins Haus.
Der hatte bereits ihre Taschen auf das Bett geworfen und stand nun halb hinter eine Gardine geduckt, das große Doppelglas an die Augen gepresst. Sie hatten es an der Straße gekauft. Die Tankstellen hatten sich als sehr gut sortiert für Jagdbedarf herausgestellt.
„Du kannst dich ruhig offen hinstellen“, meinte sie beiläufig und suchte nach einer Kaffeemaschine. „Das Fenster liegt im Schatten, also wird niemand die Reflektion der Gläser sehen. Du bist praktisch unsichtbar hinter dem Glas.“
„Ah, gut.“ John richtete sich verlegen auf. „Ich wollte kein Risiko eingehen. Ich denke, wir können Picket Island wirklich von hier aus sehen. Das ist die dort hinten, mit dem grauen Dach über den Bäumen“, fügte er begeistert hinzu.
Natürlich, du Profi! antwortete sie in Gedanken. Das ist ja der Grund, warum wir diese Hütte überhaupt gemietet haben. Aber sie atmete einmal tief durch und bezwang ihre Ungeduld. John hatte ja kein Geheimnis aus seiner Unerfahrenheit gemacht. Für ihn war das ein faszinierendes Abenteuer.
„Wie sieht unser Plan aus?“, wollte John wissen. Er klang wie ein Zwölfjähriger, der endlich spielen gehen wollte. Erneut unterdrückte sie eine scharfe Antwort und meinte nur: „Du bleibst am Fenster und lässt die Insel nicht aus den Augen. Ich mache erst mal Kaffee und räume dann unser Zeugs aus. Dann löse ich dich ab.“
„Oh. Gut, ok.“ Anscheinend hatte er bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er sagte nichts mehr, sondern beschränkte sich darauf, das Glas langsam nach links und rechts zu schwenken. Auch als sie kurz darauf eine dampfende Tasse vor ihn auf das Fensterbrett stellte, da brummte er nur kurz, ohne das Fernglas abzusetzen. Megan grinste innerlich. Dann tauchte in ihrem Kopf unvermittelt die Frage auf: Verhalte ich mich schon genauso zickig wie die kleine Tracey? Lasse ich meinen Frust an John aus, nachdem ich ihn durchs Bett gezogen habe?
Sie zögerte eine Sekunde, dann schmiegte sie sich kurz von hinten an den jungen Mann und drückte ihm einen Kuss auf den Nacken. Als er sich erstaunt umdrehte warf sie ihm ein warmes Lächeln zu und verschwand im Schlafzimmer. Sein verwirrter Blick folgte ihr.
Eine halbe Stunde später hatte sie ihre wenigen Klamotten und die Kimber in den Schrank geräumt, schnell geduscht, die Gasflasche im Küchenschrank angeklemmt, und das kleine Haus von oben bis unten durchgecheckt. Es bot keinerlei Überraschungen, abgesehen von einem winzigen Kellerloch, in dem die letzten Mieter anscheinend einige Flaschen teuer aussehenden Weißwein vergessen hatten. Sie kannte sich nicht mit Wein aus, aber vermutlich konnte John das beurteilen.
„Ok, Wachwechsel“, meinte sie schließlich und nahm John das Glas aus den Händen. „Lass mich mal ans Periskop.“
John räumte den Platz bereitwillig. Anstatt aber seine Reisetasche vom Bett zu nehmen schenkte er sich erst noch einen Kaffee ein, schlürfte lautstark daran, und schlenderte ziellos durch die Wohnung.
Megan betrachtete aufmerksam die winzige Insel, auf der nun angeblich arabische Geschäftsleute residierten. Sie lag etwa eine Meile vor der Küste, ein runder Hügel im Meer, vielleicht dreihundert Meter breit und dicht mit üppig belaubter Vegetation überwuchert. Über den Wipfeln der niedrigen Bäume war das graue Schieferdach eines Gebäudes auszumachen, links ein paar große Felsbrocken, an der sich die niedrige Dünung brach. Mehr nicht.
Hinter ihr klapperten Schranktüren. Dann knarrte das abgewetzte Sofa in der Ecke, als John sich darauf warf und ein paar übrig gebliebene Illustrierte durchblätterte. Megan spürte genau, wie ihre Gereiztheit wieder anstieg. Johns Reisetasche, die noch genauso wie bei ihrer Ankunft auf dem Bett die dünne Decke eindrückte, bildete einen zunehmend unbehaglichen Punkt in ihrer Wahrnehmung.
„Willst du nicht mal deinen Kram einräumen?“, fragte sie schließlich betont beiläufig und hasste sich gleich darauf dafür. Nur weil sie ein paar Jahre älter war als ihr Lover hieß das ja nicht, dass sie sich aufführen musste wie seine Mutter.
John sah erstaunt auf. Dann zuckte er die Schultern, trottete ins Schlafzimmer, und sie hörte, wie er die Tasche mit einer Bewegung in den Schrank warf und die Tür wieder schloss. Sie biss die Zähne zusammen.
Gleich darauf trat John hinter sie. Zwei Hände legten sich sanft um ihre Taille und fuhren langsam aufwärts, umfassten ihre
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