Erregende Ermittlungen
Mercedes.
Kapitel 10: Auf Messers Schneide
Oh Gott! Was jetzt? Denk nach denk nach denk nach!!!“
Mit einer raschen Bewegung entsorgte sie das Fernglas unter ein großes Farngewächs und schritt rasch zwischen den Bäumen hindurch in Richtung Parkplatz, hinaus in den offenen Raum. Auf den Mann zu, der regungslos zu ihr hersah, eine Hand verdächtig hinter den Rücken geschoben. Sie presste das Handy ans Ohr.
„Megan? Bist du dran?“, drang Johns Stimme an ihr Ohr. „Hier ist gerade ein Hubschrauber auf der Insel gelandet. Sag mal…“
„Ja Schatz, genau!“, rief sie in aufgeregtem Ton in die Muschel und verfluchte sich, das Handy nicht abgeschaltet zu haben. Eigentlich gehörte das zu den Grundregeln bei einer Observierung. „Nein, der Wagen ist plötzlich stehengeblieben. Keine Ahnung, wo ich bin. Warte mal, ich glaube, da ist jemand, der mir helfen kann! Ich melde mich gleich nochmal, ja? Küsschen!“ Sie ließ das Handy wieder in ihre Tasche gleiten und betete, dass John schnell genug kapierte und nicht gleich wieder anrief.
„Hallo! Bitte entschuldigen Sie!“
Ostentativ schwer atmend kam sie vor dem Mercedes an und lachte den Mann an. Etwas zu schrill, als sei sie völlig aufgeregt und überdreht. Eine Rolle, die ihr gerade nicht sehr schwer fiel.
„Hi. Ich bin Megan“, plapperte sie los und wedelte mit den Händen in der Luft. „Mein Wagen ist liegen geblieben, gleich da hinten. Keine Ahnung, was mit dem blöden Ding los ist. Ich habe das Parkplatz-Schild gesehen und bin hergelaufen, um nachzusehen ob hier jemand ist. Sagen Sie – Sie kennen sich nicht zufällig mit Motoren und Elektrik und so aus?“ Dabei lächelte sie ihn so gewinnend und so nervös an, wie eine Touristin mit Autopanne nur lächeln konnte.
Der Mann hatte sich nicht gerührt, sondern sie reglos gemustert. Die schwarzen Augen schienen sich regelrecht in sie hineinbohren zu wollen. Dann setzte er übergangslos ein charmantes Lächeln auf und zog die Hand hinter seinem Rücken hervor. Eine leere Hand. Megan unterdrückte ein Schlucken.
„Hallo Megan. Tut mir leid, die Sache mit Ihrer Panne.“ Seine Stimme war sanft. Sonor und gleichmäßig. Natürlich! Der Kerl musste sich auch noch anhören wie George Clooney! Trotz der versteckten Anspannung war der leise Kitzel in der Magengegend nicht zu übergehen.
„Ich habe ein Haus an der Küste gemietet!“, schwatzte Megan weiter. „Ein Ferienhaus. Mein Gott, wie soll ich denn jetzt zurück kommen? Meinen Sie, es gibt Taxis hier draußen? Mein Mann ist ganz beunruhigt. Vermutlich wird er gleich nochmal anrufen. Dabei kann er mir doch von Phoenix aus kein bisschen helfen, nicht wahr? So ein Mist! Dabei sollen die japanischen Autos doch so zuverlässig sein. Aber wenn’s einmal darauf ankommt…“ In nur halb gespielter Erschöpfung lehnte sie sich an die Kühlerhaube des Mercedes, lachte den Mann breit an und achtete dabei auf den richtigen hysterischen Unterton.
Dessen Blick war nun, da sie sich als hinreichend harmlos herausgestellt hatte, in aller Ruhe über ihre Figur geglitten. Weder seine Augen noch seine Miene verrieten das Geringste, dennoch hatte Megan das untrügliche Gefühl, dass ihm der Anblick gefiel.
„Ich bin kein Experte, was Autos betrifft“, meinte er nun mit samtener Stimme. „Aber ich kann mir ihren Wagen gerne mal ansehen, wenn Sie möchten. Bitte – steigen Sie ein!“
„Oh, das wäre supernett von Ihnen, vielen Dank! Er steht gleich da vorne. Hey, das ist aber ein schicker Schlitten. Ist das Ihrer?“ Megan zeigte sich gebührend beeindruckt vom cremefarbenen Leder und den Wurzelholzverkleidungen im Innern der Limousine.
„Nur ein Mietwagen“, lächelte er entschuldigend und streckte ihr seine Hand hin. „Mein Name ist Fahin Samar.“
„Vielen Dank, Mr. Samar.“
„Fahin, bitte!“
„Oh – also gut. Fahin. Äh, das ist kein kanadischer Name, oder?“
„Nein“, er lachte weich und startete den Wagen. „Meine Eltern stammen aus Ägypten.“
„Ich bin Megan, aus Phoenix, Arizona. Nochmals danke, dass Sie mir helfen.“ Sie schüttelte ihm die Hand mit kräftigem Druck. Die Berührung erzeugte eine wohlige Gänsehaut in ihrem Nacken, die sie beim besten Willen nicht als Nebenprodukt ihrer Anspannung abtun konnte.
„Aber das ist doch selbstverständlich! Einer hübschen Frau in Not hilft man immer gerne!“ Er warf ihr ein schnelles Zwinkern zu und bog aus dem Parkplatz auf die Straße. Sie lachte, als sei das ein toller Scherz
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