Erregende Ermittlungen
wenn ich die heraushole, dann fliegt unsere Tarnung auf.“
„Du großer… eh – gut. Was soll ich tun?“
Johns Stimme schwankte, aber er schien gefasst. Sehr schön – einen Partner in Panik brauchte sie gerade so nötig wie eine Kugel im Kopf.
„Verschwinde aus dem Haus“, wies sie ihn nach kurzem Nachdenken an. „Es muss so aussehen, als sei ich alleinige Mieterin. Lass deine Kleider verschwinden, und deine Zahnbürste. Oh, und denk auch an die Kaffeetasse.“
„In Ordnung. Und dann?“
„Bleib in der Nähe. Ich habe keine Ahnung, was sich aus dieser Situation entwickelt, aber der Kerl wird sicher misstrauisch, falls er dich sehen sollte. Sag mal – hat Tracey auch ein Foto von dir eingesteckt?“
„Hm… glaube nicht.“
„Trotzdem – möglicherweise weiß er, wie du aussiehst. Du bleibst unsichtbar, klar?“
„Ja, schon gut.“ Er zögerte. „Kann ich dir nicht irgendwie… helfen?“
„Damit hilfst du mir am meisten.“ Sie sah in den Rückspiegel. Fahin telefonierte ebenfalls. Gab er gerade jemand die Nummer ihres Wagens durch, um sie zu überprüfen? „Tu einfach, was ich gesagt habe, ja? Ich muss jetzt auflegen.“
„Gut. Viel Glück, Me…“
Sie drückte den roten Knopf und war wieder alleine im Wagen. Sie musste nachdenken. Und zwar schnell und gründlich!
Kurz darauf hielten sie beide vor dem Ferienhäuschen. Es dämmerte bereits leicht, das Haus zeigte dunkle Fenster und kein Zeichen von Leben. Megan hoffte, dass John so schlau war, genügend Abstand zu halten.
Obwohl es ihr schwerfiel, ließ sie ihre Kimber im Handschuhfach. Es stand praktisch fest, dass Fahin ihr ins Haus folgen und sich dort misstrauisch umsehen würde. Sobald er den geringsten Verdacht schöpfte, war es sowohl um ihre Tarnung als auch um ihre Sicherheit geschehen. Sie musste sich ohne Waffe aus dieser Situation herausreden. Falls das gelang – nun, dann war sie eine persönliche Bekannte für Fahin. Das mochte sich noch als unschätzbar wertvoll für die weiteren Ermittlungen herausstellen.
„So – das ist meine Bleibe für die nächsten acht Tage!“ Sie tänzelte um ihren Wagen herum und tat sehr stolz auf das zwar bunt gestrichene, aber deutlich verwitterte Holzhäuschen. „Vicky meinte, hier muss man einfach direkt am Meer wohnen. Ist das nicht toll? Ich könnte den ganzen Tag nur die Aussicht genießen.“
„Ja, wirklich schön“, lächelte Fahin nach einem intensiven Rundblick. Seine Augen blieben besonders lang am dunklen Umriss von Picket Island hängen, der auch zu dieser Stund einwandfrei zu erkennen war.
„Oh – wollen Sie nicht kurz herein kommen? Sie haben mir mit diesem blöden Motor aus der Patsche geholfen, da kann ich sie doch nicht ohne eine Tasse Kaffee gehen lassen!“ Megan setzte ihr schönstes Lächeln auf und wies einladend auf die Eingangstür. Ein weiterer, nachdenklicher Rundblick, dann nickte Fahin und folgte der Geste und Megan. Sie ging direkt vor ihm die drei Stufen zur winzigen Veranda hinauf. Ihr Herz schlug bis in den Hals hoch. Sie war sich seiner Gegenwart direkt hinter ihr mehr als bewusst. Eine dichte, fast vibrierende Präsenz, die man auch in einiger Entfernung körperlich spürte, so wie die Wasserverdrängung eines nahenden Schiffes.
Im Haus musste Megan nicht allzu tief in ihrer Kiste an Schauspielerei kramen, um glaubhaft eine nervöse, kichernde Hausfrau zu geben, die sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, fast das Wasser verschüttete, und dabei einen mehr oder weniger zusammenhanglosen Redestrom von sich gab. Fahin beachtete sie kaum. Er sah sich sorgfältig im Haus um, öffnete wie selbstverständlich Schränke und Türen, und verhielt sich insgesamt eher wie der Besitzer denn wie ein Besucher des Anwesens. Megan betete, dass John nichts übersehen und sein ganzes Zeug aus dem Haus entfernt hatte.
Schließlich betrachtete der Mann nachdenklich die Aussicht vom vorderen Fenster aus. Picket Island lag als dunkle Silhouette vor dem leicht diesigen Atlantik. Bis tief in den Abend hinein, und bei Mondlicht sogar mitten in der Nacht wäre jedes Boot, jeder Helikopter, jede größere Bewegung dort einwandfrei auszumachen. Megan fluchte innerlich, als sie ihm die Tasse brachte. Aber beim Anblick dieser harten, dunklen Augen und der breiten Lippen meldete sich erneut das latente Kitzeln in ihrem Bauch.
Böser Bube oder nicht – wenn der Kerl mich anfasst, dann werde ich schmelzen wie eine Wachskerze…
„Hier, bitte sehr“, schnurrte sie
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