Erregende Ermittlungen
überfordert.
„Das war so ziemlich der Rest von unserem Geld“, meinte John sorgenvoll, als er die Jalousien herunterließ. „Morgen müssen wir etwas aus dem Automaten ziehen. Hoffentlich gibt mein Konto noch etwas her.“
Das interessierte Megan gerade nicht. Der nächste Morgen schien so weit entfernt wie der Uranus. Sie hatte sich auf das gemütliche Sofa gekauert, die Beine eng an sich gezogen, eine weiche Decke um sich gezogen. Ihr ganzer Körper schien in einer langwelligen Strömung aus Schmerz und Erschöpfung zu schwimmen.
Endlich hatte John alles verstaut und stand einige Sekunden betreten in der Gegend herum, bis er sich endlich auf dem Sofa nieder ließ und linkisch einen Arm um sie legte.
„Geht es dir wieder gut?“, fragte er mit sorgenvollen Augen.
Sie schluckte und beugte den Kopf zur Seite, zeigte ihm ihren Hals. Das Erschrecken in seinem Blick zeigte ihr genauso deutlich wie ein Spiegel, wie schlimm sie dort aussah. Die jetzt noch flammend roten Abdrücke von Fahins Finger würden sich ab morgen in blauschwarze Male verwandeln und aus ihr ein richtig hübsches Monster machen.
„Er wollte mich erwürgen“, stieß sie hervor. „Das brutale Schwein hätte mich umgebracht, wenn du nicht gekommen wärst.“
„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ John schlug seinen Blick nieder. „Ich wusste nicht gleich, was los ist. Ich meine…“
Megan stierte ihn verständnislos an.
„Du hast zugesehen?“, brachte sie dann heraus.
John nickte, seine Miene war zerfurcht.
„Ja. Vom hinteren Fenster aus. Da konnte ich gleichzeitig die Einfahrt im Auge behalten, falls noch jemand gekommen wäre.“
Seine Augen musterten sie nun mit einem unverkennbar anklagenden Ausdruck. Megan spürte den plötzlichen Drang, ihn anzuschreien.
„Was?“, brachte sie stattdessen heraus.
„Nichts“, meinte er eilig. „Nur – du hast dich ja anfangs nicht besonders gewehrt.“
Das Schweigen hing zwischen ihnen. Obwohl er dicht neben ihr saß, sie sogar berührte, fühlte sie sich so weit von ihm entfernt wie von Downtown LA. Plötzlich war sie innerlich ganz ruhig.
„Richtig.“ Ihr Flüsterton klang beiläufig, fast heiter. „Ich habe mich nicht gewehrt, als der Kerl mich befingert hat. Vermutlich hat es mir sogar gefallen. Das willst du doch damit sagen, oder? Und weißt du was?“ Sie beugte sich vertraulich vor und setzte ein schreckliches Lächeln auf. „Das stimmt sogar. Es hat mir gefallen. Es war un – heim – lich geil! So richtig durchgebumst zu werden, das ist doch der Traum jeder Frau, nicht wahr? Es war wahnsinnig intensiv. Ein richtiger Jahrhundertfick, ehrlich! Zu schade, dass das Arschloch nur mit mir gespielt hat und mich dann erwürgen wollte. Sonst würde ich vielleicht jetzt noch mit ihm im Bett liegen und mir die Augen aus dem Kopf vögeln! Und: Es würde mir vermutlich gefallen. Seeeehr gut gefallen!“
John war zurückgeprallt, sein Gesicht sah weiß wie eine Wand aus.
„Vielleicht hätte ich dich mit deinem neuen Freund besser alleine lassen sollen?“ stieß er endlich hervor. „Es macht dir ja anscheinend nicht viel aus, wenn du fast abgemurkst wirst, du …“ Er brach ab und klappte erschreckt den Mund zu.
Megan kam taumelnd hoch.
„Sag’s ruhig!“, hauchte sie fast liebevoll. „Sag mir, dass ich eine Nutte bin. Weil ich versucht habe, mich einem Killer nicht zu verraten. Übrigens der gleiche Killer, der deine hübsche Freundin in seinen Händen hat. Ich habe gesehen, wie er sich mit dem alten McFowerd getroffen hat. Los, sag’s mir!“
„Megan, wir wollen doch…“
John stand ebenfalls auf und wollte sie in den Arm nehmen.
„Lass mich!“, keuchte sie und wich zurück. „Wenn du es wirklich so schlimm fandest, dass der Kerl mich gewürgt hat, warum hast du dann nicht geschossen? Dann müssten wir jetzt nicht fliehen wie die Hasen. Aber das hast du einfach nicht gebracht, richtig?“
So starrten sie sich einige Sekunden an. Die Luft fühlte sich an wie ein Stück Seide, das unter heftigem Zug knarrte, und das im nächsten Moment endgültig reißen würde.
Schließlich wandte sie sich ab und stolperte in Richtung Bad.
„Ich muss duschen“, murmelte sie über die Schulter hinweg. „Bitte lass mich dabei in Ruhe, ja?“
„Megan, ich…“
Die Tür schloss sich mit einem satten Holzgeräusch. Sie wusste genau, dass er es nicht wagen würde, ihr nachzukommen. Dafür war sie ihm dankbar, und gleichzeitig hasste sie ihn dafür. Fahin, der
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