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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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theoretisch ist das wohl möglich«, sagte Peter, »aber ich finde es bescheuert und unverantwortlich von dir, unser Leben darauf zu wetten.«
    »Nichts von alledem ist real«, sagte Zula. »Es ist alles Gangstertheater.«
    Zwei laute Knallgeräusche hallten das Treppenhaus herunter.
    Nach einer kurzen Stille hörten sie, wie einige unterschiedliche vollautomatische Waffen gleichzeitig feuerten.
    Peter ließ den Kopf herumfahren und fixierte Zula mit einem Blick.
    »Entweder das oder ich habe mich getäuscht«, sagte Zula.
    »Das reicht!«, rief der Schlosser, kaum hörbar über dem Lärm von Gewehrfeuer und verirrten Glasscherben und Trümmerteilen, die auf das Lieferwagendach herunter prasselten. »Ich hab die Schnauze voll!« In halb liegender, halb sitzender Position auf dem Boden des Fahrzeugs, hatte er sich, die Beine im Fußraum der Beifahrerseite verschränkt, unter das Radio gequetscht und die Hände nach oben gestreckt, um an dem Zündschloss zu arbeiten. Sein Verstand befahl ihm jetzt, sich aus dem Wagen zu werfen und, so schnell er konnte, davonzurennen, aber bis er seinen Körper befreit hätte, würde es ein Weilchen dauern.
    Yuxia sah durch die Windschutzscheibe. Der Mann vom Büro für Öffentliche Sicherheit trat von dem Gebäude zurück und richtete nur, wie alle anderen auf der Straße, den Blick nach oben.
    Etwas richtig Schlimmes ging da vor sich, und Qian Yuxia war eine Helfershelferin dabei.
    Sie griff nach unten und ließ ihre Hand in die des Schlossers gleiten, als wollte sie ihm beim Aufstehen helfen. Stattdessen drückte sie seine Hand fest ans Lenkrad. Mit der anderen Hand packte sie die baumelnde Handfessel und ließ sie um sein Handgelenk zuschnappen.
    »Sie können versuchen, diese Handschelle zu knacken, während ich Ihnen die Fingernägel in die Augen stecke«, sagte sie, »oder Sie starten den Motor, während ich hier ruhig sitze. Ihre Entscheidung.«
    Auf der ganzen Welt mochte es vielleicht zehntausend Menschen gegeben haben, die sich besser als Sokolow auf harte Flächen fallen lassen und Rollen darauf vollführen konnten. Hauptsächlich Zirkusakrobaten und Aikido-Meister. Auch viele der jüngeren Speznas-Männer dürften zu der Gruppe gehört haben. Die übrigen sechs Milliarden lebenden Menschen fielen überhaupt nicht ins Gewicht.
    Sokolow war ziemlich spät dazu gekommen, da er erst in die Speznas rekrutiert wurde, nachdem er zwei Runden in Afghanistan gedient hatte. Doch genau aus diesem Grund waren seine Ausbilder schonungslos mit ihm verfahren, hatten ihn immer und immer wieder Hechtsprünge machen und sich auf Betonböden fallen und Rollen üben lassen, bis überall da, wo Knochen sich unmittelbar unter der Haut befanden, Blut durch den Stoff seiner Uniform gesickert war. Der springende Punkt war nämlich, dass, wenn man es richtig machte, kein Blut, ja nicht einmal ein blauer Fleck zu sehen sein durfte.
    Unterschiedliche Spezialeinheiten auf der ganzen Welt vertraten unterschiedliche Philosophien darüber, wie man am besten einen Nahkampf führte. Bei der Speznas herrschte die unumstößliche Lehre, dass man immer in Bewegung sein und ein Großteil dieser Bewegung in einer Höhe von deutlich unter einem Meter stattfinden sollte. Wie ein Vollidiot dazustehen, mochte sich in Cowboyfilmen gut machen, war aber in einer vor vollautomatischen Waffen starrenden Welt keine brauchbare Taktik. Knie, Hüften, Schultern und Ellbogen sollten so variabel einsetzbar sein wie die Sohlen der eigenen Stiefel. Die Hände dagegen sollten ausschließlich zum Halten von Dingen wie zum Beispiel Waffen dienen. Sokolow war entsprechend ausgebildet worden und hatte diesen Trainingsstandard aufrechterhalten, solange er Mitglied der Speznas gewesen war. Nach seinem Wechsel in den privaten Sektor hatte er weiterhin SAMBO praktiziert: eine in vieler Hinsicht dem Jiu-Jitsu ähnliche sowjetische Kampfkunst, die viel mit Fallen und Rollen zu tun hatte. Wenn man als Sicherheitsberater arbeitete und versuchte, die Sicherheit seiner Privatkunden – wie etwa Filmstars in Wintersportorten oder Ehefrauen von Firmenchefs in Einkaufszentren – zu gewährleisten, gab es nämlich Momente, wo man eine Person am Boden haben oder in einen Aufgabegriff nehmen wollte, statt ihre Leiche mit Blei oder Schrotkugeln zu durchsieben.
    Normalerweise wärmte er sich natürlich erst etwas auf und fegte den Boden, um sicherzugehen, dass dieser sauber und frei von kleinen harten Partikeln war, die leichte Verletzungen

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