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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Auf eigenartige Weise war es ihr so vorgekommen, als wären sie Partner gewesen.
    Sonst hätte sie das auch nicht getan.
    Jetzt wurde ihr das klar. Die falsche Apartmentnummer zu nennen, die Männer zu 505, anstatt zu 405 zu schicken: Das war verrückt gewesen. Selbstmörderisch. Kein Wunder, dass Peter wütend auf sie gewesen war. So wütend, dass er sie als Nächstes ihrem Schicksal überlassen, sie allein gelassen hatte, während sie mit Handschellen an ein Rohr gefesselt gewesen war. Csongor war ebenso entsetzt gewesen wie Peter, aber er hatte sich aus blinder Liebe auf ihre Seite gestellt. Warum hatten Peter und Csongor so fassungslos auf diese Entscheidung reagiert, die ihr so leichtgefallen, so offensichtlich richtig erschienen war?
    Weil Peter und Csongor nichts bemerkt hatten von dem fast unterschwelligen Blickwechsel und – weit weniger offensichtlich als Blicke und Worte – den in Körperhaltungen und Gesichtsausdrücken verborgenen Signalen, der Art, wie sich Zula, die mit einer Gruppe von Russen in einen Fahrstuhl eingestiegen war, immer dafür entschieden hatte, sich neben Sokolow zu stellen. Zula und Sokolow waren Verbündete. Er würde sie vor dem Schicksal beschützen, das Iwanow ihnen zugedacht hatte. Und weil sie spürte, dass sie unter seinem Schutz stand, hatte sie sich sicher genug gefühlt, die Männer zu 505 zu schicken, obwohl sie wusste, dass sich der Troll in 405 befand.
    Und das konnte sie jederzeit wieder tun. Sie hatte es wieder getan, diesmal mit Jones. Und dazu, wie man das tat, gehörte auch, dass man sich zusammenriss, dass man nicht um sich trat und schrie, dass man nicht zusammenklappte, dass man zeigte, man kam damit klar, man war verlässlich. Dass man sie daran gewöhnte, jemand um sich zu haben.
    Deswegen hatte sie sich entspannt und keinerlei Emotion gezeigt, als Abdul-Wahaab die Kette um ihren Knöchel befestigt hatte. Eine Kleinigkeit. Aber eine Kleinigkeit, die Jones bemerkt hatte, selbst wenn – besonders wenn – ihm gar nicht bewusst war, dass er sie bemerkte.
    Konnte es wirklich sein, dass Jones sich so leicht manipulieren ließ? In jeder anderen Hinsicht wirkte er so clever.
    Mir war gar nicht klar, warum, bis Sie Khalid erledigt haben.
    Das war die Erklärung. Jones konnte partout nicht verstehen, warum Sokolow, seine persönliche bête noire, so viel von Zula hielt, dass er sie zum Hauptthema ihres einzigen kurzen Telefonats gemacht hatte. Er hatte nicht miterlebt, wie Zula und Sokolow sich in den Tagen ihres Zusammenseins aneinander gewöhnt hatten, und selbst wenn, hätte er es – wie Peter und Csongor – vielleicht gar nicht mitgekriegt. Infolgedessen hatte er, seit er Sokolows Stimme aus dem Handy hatte kommen hören, daran herumgekaut und dahinterzukommen versucht, was Sokolow in ihr sah; und als sie Khalid getötet hatte, hatte er gemeint, die Antwort gefunden zu haben. Er glaubte, Sokolows Respekt vor ihr wurzle in der Anerkennung ihres Kampfgeists, ihres geschickten Umgangs mit Waffen oder einer anderen derartigen Eigenschaft: etwas, wovon ein Mann wie Jones annahm, dass ein Mann wie Sokolow es hochschätzte.
    Und damit gab sich Jones eine Blöße. Und man konnte ihm mit derselben Taktik beikommen, die sie auch bei Sokolow angewendet hatte. Der Unterschied war lediglich, dass es bei Sokolow keine Taktik gewesen war, sondern instinktives Vertrauen, das Zula dem Mann entgegengebracht hatte. Die Frage, die sich jetzt stellte, war: Konnte sie eine vergleichbare Wirkung in Jones’ Denken erzielen, indem sie Vergleichbares auf eine Weise tat, die zutiefst berechnend und unaufrichtig war?
    »Eines Tages, mein Sohn, könnte das alles dir gehören«, intonierte Egdod, während er in niedriger Höhe über das Torgai-Vorgebirge hinwegschoss. Er sprach mit einem Anthron – im Prinzip ein Mensch –, den er am Schlafittchen gepackt hielt. Der Anthron trug den denkbar unauffälligsten Wollumhang. Zwischen seinen nackten Füßen (denn er hatte sich geweigert, virtuelles Geld für Schuhe oder auch nur Sandalen auszugeben), sauste nur wenige Hundert Meter unter ihnen der ausgewachsene Nadelwald des Torgai vorbei.
    »Es liegt mir fern, Ihre Datenbank in Frage stellen zu wollen«, erwiderte der Anthron, »aber ich verstehe immer noch nicht …«
    »Da!«, rief Egdod aus, schwenkte in eine enge Kurve ein und schraubte sich nach unten auf eine Basaltzunge zu. »Direkt am Fuß der Felsen da.«
    »Ich sehe da zwar einen gelben Fleck, aber ich bin davon ausgegangen, dass es

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