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Sie musste eingedöst sein, denn sie wachte von einem blechernen arabischen Popsong auf, der aus irgendeinem Handy kam: die Weckfunktion, kein eingehender Anruf. Sie hatte keine Möglichkeit zu beurteilen, wie spät es war, aber es war definitiv noch dunkel, und sie hatte nicht das Gefühl, lange geschlafen zu haben. Aus einem der Zelte hörte sie Bewegungen und leise Stimmen.
Ein Blick durch ihr Guckloch zeigte ihr Jones in genau der gleichen Haltung wie zuvor. Doch nun hüpften und huschten Lichtkegel über das Gelände, während Ershut und Abdul-Ghaffar, der weiße Amerikaner, aus einem Zelt herauskamen. Aus einem anderen kroch Sharjeel und huschte zu Jones hinüber, um sich weiter bei ihm einzuschleimen, doch dieser, ganz vertieft in das, was er gerade tat, sagte ihm, er solle sich verziehen. Allmählich bildeten sie einen kleinen Kreis auf dem Boden, mit Jones als Mittelpunkt, der sie überragte, als säße er auf einem Thron. Gelegentlich ließen sie den Strahl ihrer Taschenlampe über Zulas Zelt streichen, und sie musste der Versuchung widerstehen, zurückzuzucken. Es war unmöglich, dass sie sie durch die winzige Öffnung im Reißverschluss sehen konnten. Sie versammelten sich um den Campingkocher, der nur wenige Meter von ihrem Zelt entfernt stand, und begannen mit Töpfen zu klappern. Sie empfand ein absolut lächerliches Aufflammen von Ärger darüber, dass sie irgendwie in ihr Revier eindrangen, ihre Küche durcheinanderbrachten. Seltsam, wie der Verstand funktionierte. Sie füllten einen Topf mit Wasser, zündeten den Kocher an, begannen Tee zu machen, aßen Bananen aus einer Lebensmitteltüte.
Nachdem alle vollständig wach waren, begann Jones zu reden, wobei er alles auf Englisch und Arabisch sagte, damit Abdul-Ghaffar es verstehen konnte. Auch Sharjeels Arabisch konnte eine Verbesserung vertragen. Aber Jahandar sprach nur Paschto und Arabisch, weshalb das Gespräch zweisprachig geführt werden musste.
Eigentlich war es weniger ein Gespräch als eine Einsatzbesprechung.
»Es ist jetzt drei Uhr dreißig«, sagte Jones. »Wir werden in Kürze aufbrechen. Ich schätze eine halbe Stunde, bis wir dort sind, eine halbe Stunde, um alles auszukundschaften, hineinzukommen und ihm das hier zu zeigen.« Er zog den USB -Stick heraus und hielt ihn hoch, als ob alle sehen könnten, was darauf war, dann steckte er ihn in die Brusttasche seines Hemdes und drückte die mit einem Klettverschluss versehene Klappe an. »Dann, könnte ich mir denken, wird er ein bisschen was zusammenpacken müssen, was vielleicht eine weitere halbe Stunde dauert, und dann noch eine halbe Stunde, um zum Treffpunkt zu kommen. Wir treffen uns dort also schätzungsweise um fünf Uhr dreißig. Sharjeel, lass die Männer noch eine Stunde schlafen. Weck die Frau um vier, damit das Wasser heiß und das Frühstück fertig ist, wenn du die Männer um vier Uhr dreißig weckst. Dann ist Zeit zum Essen, für die Morgengebete und zum Packen. Jahandar und Ershut werden, inschallah, gegen fünf Uhr dreißig hier heraufkommen, um euch Bescheid zu sagen, dass wir startklar sind; wenn du sie siehst, führst du den Rest der Gruppe zum Weg hinunter. Ershut, es kann sein, das wir ihm die Frau zeigen müssen.«
Eine Minute später standen Jones, Abdul-Ghaffar, Ershut und Jahandar auf, marschierten los und hielten durch den Wald hangabwärts auf die Bergwerksanlage zu, womit Sharjeel als einziger Aufpasser im Camp zurückblieb. Zula war versucht, den Moment zur Flucht zu nutzen. Aber dann befände sie sich zwischen dem aus dem Schlaf geweckten Camp und Jones’ Gruppe. Keine günstige Situation. Nach halb sechs allerdings würden die meisten dieser Männer endgültig fort sein, und damit blieben bei ihr nur noch vier Wachen, von denen zwei unfähig waren. Das wäre der richtige Zeitpunkt, um einen Fluchtversuch zu starten.
Um genau zu sein, musste sie ihren Versuch in dem Zeitraum zwischen halb sechs und ihrer geplanten Ermordung starten. Dafür war kein Zeitpunkt festgesetzt worden, oder man war so diskret gewesen, ihn außerhalb ihrer Hörweite festzusetzen.
Selbst wenn sie die Absicht hatten, sie auf unbestimmte Zeit am Leben zu lassen, hatte sie die Verpflichtung, sich so bald wie möglich zu befreien. Nach der Notlandung des Flugzeugs hatte sie mit Jones’ Pistole vor der Nase das Einzige ausgeplaudert, was ihr als möglicherweise lebensrettend in den Sinn gekommen war. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Richard oder sonst wer in
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