Ersehnt
blond und seine Augen so blau wie der Himmel im Frühling. Ich hatte ihn Bear genannt, weil er mich an ein Bärenjunges erinnerte. Er gab allem einen Sinn: meinem Eheleben, unserer Armut, dem harten Alltag. Ich legte ihn immer in einen Weidenkorb und nahm ihn überallhin mit - zum Wäscheaufhängen,Ziegenmelken oder Beerensammeln.
Bears blubberndes Lachen, die Art, wie er mit seinen Zehen spielte - in meiner Welt war alles in Ordnung. Wir waren bitterarm - mein Mann vertrank die paar Münzen, die ich mit dem Verkauf von Eiern und Ziegenmilch und im Sommer auch von Butter aus Kuhmilch verdiente. Wenn er nüchtern war, bearbeitete er lustlos das Feld mit dem geliehenen Ochsen des Nachbarn, weil der harte steinige Boden nicht anders umgebrochen werden konnte. Unsere dürftige Gersten-und Haferernte fiel von Jahr zu Jahr geringer aus. Durch Fallenstellen und den Verkauf der Tierfelle hätte er mehr verdienen können, aber das wäre mit Arbeit verbunden gewesen und damit nicht sein Fall.
Aber ich war trotzdem glücklich mit meinem süßen Bear und die meiste Zeit waren er und ich allein in unserer kleinen Reetdachkate.
Dann waren die Plünderer gekommen. Einer von Reyns Männern hatte meinem Mann mit seiner Streitaxt den Schädel gespalten. Ich fand ihn später draußen vor den leeren Ställen, in denen meine Ziegen und die Milchkuh gestanden hatten. Die Winterschlächter hatten jedes Tier aus dem Dorf mitgenommen, jeden Getreide-und Biervorrat und fast jedes Käserad. Die jämmerlichen paar Münzen, die ich vor meinem Mann versteckt hatte, waren nutzlos, weil es im Umkreis von zehn Meilen nichts mehr zu kaufen gab.
Auch wenn die Umstände seines Todes schrecklich gewesen waren, war ich doch froh, meinen Mann los zu sein. Ich war zufrieden damit, eine Witwe und von nun an mit Bear allein zu sein. Dann stand Truda, ein Mädchen, das an diesem Tag zur Waise geworden war, vor meiner Tür, weil sie nicht wusste, wohin sie sonst sollte. Sie war so glücklich, nicht als Hure verschleppt oder als Sklavin verkauft worden zu sein, dass sie nur zu gern zu uns zog und mir half. Gott weiß, dass sie härter gearbeitet hat, als mein Mann es je getan hatte. Mein Leben war gut.
Bear war zu einem kräftigen Kleinkind herangewachsen, das immer lachte und überall mithelfen wollte. Ich schaffte es, eine kleine Haferernte einzubringen, und wir machten daraus Porridge, Brot und Bier. Dann brach im Dorf die Grippe aus. Der Hunger, den wir den Winterkriegern zu ver;danken hatten, hatte die Menschen geschwächt und viele starben. Unter ihnen war auch die dreizehnjährige Truda. Und schließlich starb Bear, obwohl Halb-Unsterbliche oft stärkere Abwehrkräfte haben. Ich hätte ohne Zögern meine wertlose Unsterblichkeit aufgegeben und wäre mit Freuden an seiner Stelle gestorben. Aber mir blieb nur, seinen glühenden kleinen Körper zu baden und zu versuchen, ihm etwas Wasser einzuflößen. Es war sinnlos. Er starb. Ich hatte danach nie wieder ein Kind. Ich wollte das nicht noch einmal durchmachen.
Autorität aus, dass die meisten Leute vermutlich was sie wollte. Ich spürte bereits, wie mein Widerstand »Oh, da sind Sie.« Die Stimme erschreckte mich und mir wurde bewusst, dass ich im Laden in der Nähe der Hintertür gestanden hatte, tief in Gedanken versunken. Ich holte zittrig Luft und fuhr mir übers Gesicht. Am Apothekentresen stand eine Frau. Sie war eine Stammkundin - Meriwether zufolge hieß sie Mrs Philpott.
»Oh ... «, mein Mund öffnete sich, um ihr zu sagen, dass ich nicht mehr hier arbeitete, aber Mrs Philpott sagte: »Gut, dass ich Sie angetroffen habe - ich bin ein bisschen in Eile. Ich bin auf dem Weg zum Flughafen und habe heute Morgen gemerkt, dass meine Medikamente nicht reichen, bis ich zurück;komme.«
»Äh - Mr MacIntyre ist zurzeit ... nicht da«, stammelte ich. »Vielleicht in fünf Minuten?«
Mrs Philpott sah beunruhigt aus. »Es tut mir leid, aber ich habe keine fünf Minuten mehr«, sagte sie energisch, aber nicht unfreundlich. »Draußen wartet Eddies Taxi auf mich.«
Sie zeigte aus dem Fenster auf das dunkelrote Taxi, das vor dem Laden stand.
»Ich sehe mal nach.« Ich ging wieder zum Schuppen und hoffte, Old Mac in den Laden stürmen zu sehen. Aber er war immer noch drin, mit dem Kopf am Karton, und jetzt sah es aus, als würde er weinen.
»Er ist leider nicht verfügbar«, sagte ich. »Vielleicht können Sie Ihr Rezept dort einlösen,
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