Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
fuhr mir so ungerührt mit den Händen über beide Beine, als würde er ein lahm es Pferd untersuchen. Da meine Knie nicht unter mir nachgaben, waren meine Beine anscheinend in Ordnung. Wieder hob er mein Kinn an und sah mir ins Gesicht.
    »Deine Nase ist gebrochen«, stellte er fest und führte mich aufs Haus zu. Ich sah River auf uns zurennen. Sie sah furchtbar besorgt aus.
    »Das Auto ist verflucht«, sagte Solis knapp. »Kannst du es stoppen?«
    River nickte schnell und eilte an uns vorbei. Ich hörte, wie Reyn etwas zu ihr sagte, konnte aber nicht verstehen, was es war.
    »Was ist passiert? «, fragte Solis.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, aber wegen all dem Blut hörte es sich eher an wie» Ech-eisch-nich.« Ich spuckte noch mehr Blut in den Schnee (echt eklig). »Ech bin gefahhn un dasch Auto hielt nisch an.«
    »Okay. Verarzten wir dich erst mal.« Er half mir die Ein;gangsstufen hoch.
    Drinnen brachte Solis mich nach oben in mein Zimmer. Ich hatte kaum die Jacke ausgezogen, als Anne angerannt kam. Sie hatte eine Schüssel, ein paar Tücher und ein Erste-Hilfe;Set dabei. Und natürlich einen Becher Tee, denn hier konnte man nicht einmal niesen, ohne dass man sofort eine Tasse Tee vor der Nase hatte. Arm abgetrennt? Trink deinen Tee. Die Dunkelheit ergreift Besitz von jedem Aspekt deines Le;bens? Tee.
    »Ihre Nase ist gebrochen«, informierte Solis sie.
    »Ach herrje«, sagte Anne. »Sonst noch was?«
    »Alles andere scheint okay zu sein.«

    »Ich nehme erst mal den Schal ab - er ist voller Blut.«
    »Nein! Ech meine - ech nehm ihn nachher ab.« Meine Hände verkrallten sich in ihn.
    »Trink das. Es spült dir das Blut aus dem Mund.« Anne hielt mir den Becher hin. Meine Hände zitterten zwar, aber ich schaffte es, ihn festzuhalten. Die Wärme tat mir gut und der Tee spülte tatsächlich den Blutgeschmack weg. Mist. Schon wieder hatten sie recht.
    »Okay«, sagte Anne und nahm mir den Becher ab. »Leg dich hin.«
    Ich gehorchte. Sehr vorsichtig betupfte sie mein Gesicht mit einem feuchten Tuch. Ich konnte Ringelblumen und Holunder;blätter im warmen Wasser riechen.
    »Du wirst zwei blaue Augen bekommen«, sagte Anne. »Und das, nachdem dein blaues Auge aus der Bibliothek gerade abgeheilt ist. Der Airbag muss aufgegangen sein. Er hat dir die Nase gebrochen.«
    »Kann misch nisch erinnahn.«
    »Dein Gesicht schwillt schon an. Richten wir deine Nase, bevor es noch schlimmer wird.«
    Bevor ich mich verkrampfen oder auch nur begreifen konnte, was sie tun wollte, hatte sie ihre Finger schon festauf beide Seiten meiner Nase gedrückt.
    »Auu auuu auuu ... Neiiin«, heulte ich und mit einem lauten Knacken explodierte der Schmerz in meiner Nase. Mein Rücken krümmte sich und meine Hände fuhren hoch. »Oh, Jeschus! Mischt! Verdammt!«
    Ihre Finger drückten immer noch gegen meine Nase. »Halt still!«, befahl sie. »Sonst verschiebt sich der Bruch wieder.« Hastig begann sie, halblaut vor sich hin zu murmeln. Eine Hand hielt meine Nase und mit der anderen zeichnete sie unglaublich schnell Sigils und Runen in die Luft. Heilungszauber. Schon wieder eine nützliche Beschwörung, die ich nicht beherrschte. Dann fiel mir wieder ein, dass ich gerade einen Heilungszauber gelernt hatte, als ich die Bibliothek dazu gebracht hatte, mit Büchern zu schießen.
    »Okay«, murmelte sie ein oder zwei Minuten später. »Jetzt kleben wir das Ganze noch fest, damit es so bleibt, wie es sich gehört.« Sie riss ein Stück weißes Heftpflaster ab und klebte es mir vorsichtig über die Nase. Dann betrachtete sie ihr Werk und lächelte. »Du siehst aus wie ein kleiner Boxer«, sagte sie. »Nach einem Titelkampf.«
    Dazu fiel mir nichts ein. Absolut nichts.
    »Ja, Bantamgewicht. Dasselbe habe ich auch gerade gedacht«, bestätigte Solis.

    »Und jetzt setz dich auf und trink deinen Tee aus.«
    Ich gehorchte. Der Schmerz in der Nase ließ bereits nach. Als der Becher leer war, hörte ich mich nicht mehr so an, als hätte ich bei dem Unfall auch meine Zähne verloren.
    »Was ist eigentlich passiert? «, fragte Solis genau in dem Moment, als River und Reyn ins Zimmer kamen.
    Konnte Reyn mich einmal in anständigen Klamotten und mit gekämmten Haaren sehen? Anscheinend nicht.
    »Was ist passiert?«, echote er und sah mich streng an.
    Ich wollte nicht über den Crash reden, weil ich ziemlich sicher war, dass es meine eigene Dunkelheit gewesen war, die das Auto in den Selbstmord getrieben

Weitere Kostenlose Bücher