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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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hatte. »Ich war in der Stadt«, begann ich zögernd und - upps - merkte natürlich, dass ich weggefahren war, ohne jemandem Bescheid zu sagen. »Alles war in Ordnung, das Auto war in Ordnung. Aber in der Einfahrt ist es allmählich schneller geworden, ohne dass ich es gemerkt habe. Ich habe versucht zu bremsen, aber es ging nicht.« Ich verstummte kurz, um mich an alles zu erinnern.»Ich wusste, dass ich irgendwo reinkrachen würde -
    ich war sicher, dass ich Rivers roten Truck treffen würde. Aber das Lenkrad hat sich gedreht und ich konnte nichts dagegen tun. Es hat mich direkt gegen den Baum gesteuert.«
    »Hast du die Handbremse gezogen?«, fragte Solis.
    Ich nickte. »Ich habe den Hebel hochgerissen, aber es hat nichts gebracht.«
    River kam zu mir und strich mir übers Haar. An den längeren Strähnen klebte getrocknetes Blut. »Was wolltest du in der Stadt?«, fragte sie sanft.
    »Ich musste etwas besorgen. Es war eilig.«
    »Das Auto war verflucht«, sagte Reyn.
    River sah besorgt aus. »Ich konnte den Motor abstellen. Ich habe dunkle Magie gespürt, starke Magie, aber es war sehr gut gemacht. Ich konnte keine Signatur finden. Wo hast du in der Stadt geparkt? Wie lange warst du vom Auto weg?«
    »Nicht lange«, sagte ich. »Ich habe vor Early's am Straßenrand geparkt. Ich war sicher nicht länger als zehn Minuten weg.« Als ich erkannte, worauf sie hinauswollte, hoben sich meine Brauen. Sie glaubte, dass jemand mein Auto in der Stadt verflucht hatte. Da fiel es mir wieder ein - bei meinem letzten Traum war Incy im Liberty Hotel in Boston gewesen. In meinen früheren Visionen hatte ich ihn in Kalifornien gesehen. War er jetzt tatsächlich in Boston? Vielleicht sogar noch näher? Konnte er das getan haben? Er und nicht ich?

    Ich schüttelte den Kopf, was ein Fehler war. Ich hatte es so satt, über all das nachzudenken.
    Asher kam herein. Mein kleines Zimmer war total über;völkert. »Ich habe es gerade gehört«, sagte er und sah erst mich und dann River an.
    »Sieh die bitte Nastasjas Auto an«, bat River ihn. »Ich konnte nichts spüren, aber vielleicht findest du etwas.«Er nickte und verschwand. Seine Schritte verklangen auf dem Gang.
    Anne stand auf. »Bleib eine Weile liegen«, sagte sie. »Und komm zum Mittagessen dann nach unten.«
    »Okay.« Alle verzogen sich und im Zimmer herrschte wieder Ruhe.
    Reyn blieb an der Tür stehen. Er sagte nichts - er sah mich nur an. Ich war ganz verlegen. Es wäre sicher tröstend, seine Arme um mich zu spüren. Konnte er das an meinen Augen ablesen?
    Nach ein paar Sekunden oder vielleicht einer Stunde drehte er sich um und verschwand so leise wie ein Attentäter. Ich schlief ein.

14
    »Kommt er?«, wisperte ich Eydis zu.
    Eydis spähte hinter dem schweren Wandteppich hervor. »Nein«, hauchte sie.
    Wir grinsten uns schadenfroh an. Ich war sieben, sie neun. Wir versteckten uns vor unserem lästigen kleinen Bruder Haakon, der uns ständig nachlief. Wir hassten ihn nicht, aber er war noch nicht ganz vier Jahre alt und machte uns wahnsinnig. Wir hatten ein perfektes Versteck gefunden: Die Mauern der Burg unseres Vaters waren aus Stein. Auf Island. Deswegen hingen an fast allen Wänden schwere Teppiche, die nur im Hochsommer abgenommen wurden. Eydis und ich waren beide ziemlich dünn, und wenn wir auf Zehenspitzen standen und ausatmeten, hinterließen wir kaum eine Falte im Stoff. Das klappte schon seit Tagen perfekt und Haakon drehte vor lauter Frust fast durch.
    »Reiter! Eure Lordschaft, Reiter!« Der laute Warnruf kam von draußen, von der Mauer. Sofort vernahmen Eydis und ich das Scheppern von Waffen und Schilden und das Wiehern der Pferde. Wir rannten zum nächsten Fenster und öffneten es, weil man durch das wellige Glas nichts sehen konnte. Weit entfernt, auf der Hügelkuppe, an der das Land meines Vaters endete, war ein kleiner Reitertrupp aufgetaucht. Sehr  bedrohlich sah er nicht aus, aber vielleicht waren es nur Späher.
    »Schließt das Tor! «, schrien die Leute unten im Burghof. Die Burschen meines Vaters sorgten dafür, dass alle Schafe, Ziegen und Pferde innerhalb der Mauern waren, bevor sechs Männer an den Ketten zogen, die das große Tor schlossen und die so dick waren wie mein Arm.
    Eydis und ich sahen stundenlang hinaus. Haakon fand uns natürlich und ich holte einen Hocker, auf den er sich stellen und ebenfalls zusehen konnte. Außer diesem Trupp kamen keine weiteren Reiter - ich zählte sieben, als sie

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