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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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murmelte sie.
    Greg nickte. »Sobald wir Allie gefunden haben. Ist er gestürzt? Warte. Ich hole eine Taschenlampe und den ErsteHilfe-Kasten.«
    Während er in einer Kiste zu ihren Füßen herumsuchte, schaute er in den Wald, der immer dunkler wurde. Kate starrte Bills Gesicht an. Dieser Ausdruck blanken Entsetzens; dieser starre Blick; die eiskalte Haut. Es war dasselbe wie bei Alison. Ganz genau dasselbe. Sie schaute hinüber zu Greg, der sich auf den engen Sitz ihnen gegenüber geschoben hatte. »Genau so hat Alison ausgesehen, als ich sie gefunden habe.« Sie spürte, wie ein leichter Schauder über Bills Rücken lief.
    »Mein Gott!« Greg biß sich auf die Lippen. »Kommt ihr klar da hinten? Wir müssen unbedingt weiter und sie finden.«
    »Wir kommen schon klar. Er ist nicht ganz so durchgefroren wie sie.« Trotzdem konnte sie seine Zähne klappern hören. Sie bückte sich, um den Erste-Hilfe-Kasten zu öffnen. Bei dem diffusen Licht konnte sie kaum etwas erkennen, aber schließlich fand sie ein Antiseptikum und Verbandsmaterial. Sie tupfte ihm so behutsam wie möglich das Blut von der Stirn. Als sie die Blutergüsse an seinem Haaransatz sah, zuckte sie zusammen. Er saß reglos da, schien nicht zu bemerken, was sie tat, obwohl er ein- oder zweimal zusammenzuckte, als sie ihn mit dem Tupfer berührte.
    Sie hatte gerade mit Heftpflaster einen Verband auf seiner Stirn befestigt und tupfte etwas von dem Blut ab, das auf seine Wange getropft war, als er sie plötzlich mit ganzer Kraft packte. »Alison!« keuchte er.
    »Hast du sie gesehen?« In Kates Magengrube breitete sich ein seltsam kaltes, unbehagliches Gefühl aus. Sie ließ ihre Hand in der seinen. Seine Finger waren stark, aber sie waren noch immer sehr kalt.
    Bill schüttelte verwirrt den Kopf. Er legte die Hand an seine Schläfe und zog sie wieder weg, um auf seine Finger zu blicken, als erwarte er, Blut zu sehen. Den Verband schien er nicht zu bemerken. »Sie war es, sie hat mich geschlagen.«
    Greg war auf den Fahrersitz geklettert. Er drehte sich um, den Ellbogen auf der Rückenlehne. »Alison hat dich geschlagen?«
    »Ich habe versucht, sie aufzuhalten. Sie war nicht allein. Die Frau, die ich am Strand gesehen hatte, war bei ihr.« Kate sah, wie sich Bills Augen mit Tränen füllten. »Ich wollte, daß sie mit mir kommt«, fuhr er fort. Er lallte leicht. »Ich versuchte, sie aufzuhalten. Ich nahm ihren Arm, und dann ging sie auf mich los. Ihr Gesicht war -«, er wackelte mit dem Kopf, » œ es war wild wie das eines Tieres. Sie packte einen heruntergefallenen Ast. Dort drüben. Sie hob ihn hoch und knallte ihn mir auf den Kopf. Ich muß die Besinnung verloren haben. Sonst kann ich mich an nichts erinnern, bis ihr gekommen seid.«
    »Du bildest dir da was ein. Allie würde sowas nie tun!« sagte Greg entsetzt.
    Kate sah zu ihm auf. »Was für eine Frau war bei ihr, Bill?« fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie am Strand gesehen. Sie war groß. Schlank. Ich dachte, du bist es. Sie war fest eingehüllt, zum Schutz vor dem Wind. Ihre Haare waren lang, fielen ihr über die Schulter, alle ziemlich zerzaust. Sie war wütend. Ich konnte ihre Wut spüren.«
    Gregs Augen sprangen von Bill zu Kate. Ihre Blicke trafen sich.
    »Du fährst besser weiter, Greg«, sagte sie. Ihre Stimme war heiser geworden.
    Er zögerte einen Augenblick lang. Dann nickte er. Er drehte sich um und griff zum Zündschlüssel.
    Kate legte den Arm um Bills Schultern, als der Land Rover mit einem Ruck anfuhr, und sie fühlte, wie er neben ihr zitternd zusammensackte. So ruhig sie konnte, zog sie noch eine Decke aus dem Stapel, den Greg vor ihr auf den Boden geworfen hatte, und wickelte ihn darin ein. Dann tastete sie wieder nach seiner Hand und hielt sie fest.
    Sie brauchten noch einmal zehn Minuten, bis sie zum Cottage kamen. Greg brachte den Land Rover auf dem Gras so zum Halten, daß das Licht der Scheinwerfer am Gebäude vorbei fiel, hinunter in Richtung Strand. Kate lehnte sich nach vorn und starrte über die Rückenlehne des Sitzes zur Windschutzscheibe hinaus. »Ich kann sie nirgendwo sehen.«
    Greg langte nach der Taschenlampe und warf die Tür auf. »Du bleibst hier. Ich gehe hinunter zum Grab.«
    »Das geht nicht.« Dann kam er nach hinten und machte ihr die Tür auf. Einen Moment lang blickte er Kate in die Augen. Er reichte ihr die Hand, um ihr herauszuhelfen. Sie spürte, wie er ihre Finger drückte. »Du mußt bei Bill bleiben. Bring ihn ins Cottage. Stell

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